Musikalischer Gruß aus dem Dach des Rathausturmes
Mit drei paar warmen Socken an den Füßen erklomm heute Nachmittag Thomas Jörg Frank, Glockenspieler aus Wiesenbaden, die über 150 Treppenstufen des Kölner Rathausturms. Aus der Puste kam er dabei kaum, denn in seiner Marktkirche in Wiesbaden muss er täglich ganze 300 Stufen zu seinem Glockenspiel empor steigen. Gespannt war er dennoch darauf, was ihn über den Dächern Kölns erwarten würde. Denn jedes Glockenspiel hat seine ganz persönlichen Eigenheiten, mit denen sich jeder Musiker erst einmal vertraut machen muss. Vorsichtig bespielte Frank die ersten Tasten. Zunächst probte er erst einmal ohne Ton, bevor er heute um 16.45 Uhr und 18.45 Uhr sein Weihnachtskonzert geben wird. Von dem Dachstuhl des Rathausturmes wird er dann seinen musikalischen Gruß an die Kölner senden. Sehen wird er seine Zuhörer dabei nicht, denn der Dachstuhl des Rathausturmes ist eng und nur kleine Schlitze in den dicken Wänden erlauben einen flüchtigen, aber wunderschönen Blick auf den Alter Markt und über die Dächer Kölns.


Foto: Glocken im Rathausturm


Feiner Klang – harte Arbeit
Auch für das Glockenspiel selbst ist dieser Tag etwas Besonderes. Denn seit Jahren wurden die 48 Glocken des Rathausturmes nicht mehr per Hand bespielt. Inzwischen ist das tägliche Spiel digitalisiert und wird von einem Computer in Gang gesetzt. Heute werden die Glocken also erstmals wieder von einem Musiker bespielt zu hören sein. Dabei steckt hinter dem leichten und feinen Klang der Glocken harte Arbeit, wie Carilloneur Frank heute erklärte. Denn die Glocken werden durch innen hängende Klöppel oder von außen treffende Hämmer zum Klingen gebracht. Obwohl die Tastatur des Glockenspiels der einer Orgel ähnlich sieht, werden die Tasten nicht mit einzelnen Fingern, sondern mit der ganzen Faust bespielt. Zusätzlich muss der Glockenspieler noch mit Pedalen arbeiten. Da die Glocken nach Größe und Gewicht unterschiedlich lang nachklingen, müssen sie mit variiertem Krafteinsatz gespielt werden.

Eingeladen zu dem Konzert haben die Veranstalter des Heinzel-Weihnachtsmarktes auf dem Alter Markt. Denen war nämlich aufgefallen, dass der Rathausturm zwar täglich vier Mal ein Glockenspiel erklingen ließ, jedoch keine weihnachtlichen Melodien anstimmte. Schnell entstand daraus die Idee zu einem Weihnachtskonzert. Ein Carilloneur war nicht einfach zu finden, noch schwieriger wurde es jedoch bei dem Versuch, eine Erlaubnis für das Konzert zu erhalten, berichteten die Veranstalter heute. So wären von der Stadtverwaltung alle geplanten Melodien nach ihrer politischen Korrektheit überprüft worden. Die Weihnachtsmusik sei letztlich jedoch gestattet worden. Sollte das Glockenspiel die Kölner und Besucher begeistern, wollen die Veranstalter das Konzert auch in den kommenden Jahren durchführen.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung