Pöbelnde Menschen, Pfiffe, Bierflaschen und Gläser, die durch die Luft fliegen, zerstörte Fensterscheiben von KVB-Bahnen und acht verletzte Polizeibeamte. So klang die traurige Bilanz nach dem Bundesligaspiel am 14. März 2009 zwischen dem 1. FC Köln und dem VfL Borussia Mönchengladbach. An das Spiel selbst erinnert sich heute kaum noch jemand. In Erinnerung geblieben sind dagegen Bilder der Wut und Zerstörung.

Ausschank nur in Kunststoff- und Pappbechern
Um künftig Ausschreitung dieser Art zu verhindern, verhängt die Stadt Köln nun für Heimspiele des 1. FC Köln ein Glas- und Dosenverbot rund um das Stadion. Für das Heimspiel am 18. April gegen den VfB Stuttgart hat die Stadt Köln das Mitführen und Benutzen von Gläser, Glasflaschen sowie Getränkedosen in einem weiteren Umfeld um das Stadion untersagt. Das Verbot gilt an diesem Tag von 12 bis 20 Uhr. Gültig ist die Verordnung auch für Gastronomien und Kioske. Diese dürfen in der angegebenen Zeit keine Getränkeflaschen und Getränkedosen verkaufen beziehungsweise in Getränke in Gläsern ausschenken. „Ausnahmeregelungen für den gehobenen Restaurant-Betrieb sind möglich, müssen jedoch individuell beantragt und besprochen werden.“, erklärt Robert Kilp, Leiter des Amtes für öffentliche Ordnung. Die genauen Zeiten und das Gebiet des Verbots sollen vor jedem Spiel in Absprache mit der Gastmannschaft neu definiert werden. Der nun festgelegte Bereich ist also zunächst nur für das kommende Heimspiel gültig.


Karte: Die rote Linie umfasst das Gebiet, in dem am kommenden Heimspiel das Glas- und Dosenverbot gilt. Die roten Punkte markieren die Containerstandorte.


Die Kosten trägt der Steuerzahler
Aufmerksam gemacht werden die Fußballfans durch Handzettel, Durchsagen in den zum Stadion fahrenden KVB-Linien und durch Anzeigetafeln an Haltestellen im Stadionbereich. Weiter stehen an diesem Tag zur Entsorgung der Flaschen und Dosen an 14 Standorten rund um das Stadion Container, auf die mit großen Werbebanner hingewiesen wird. Damit Flaschensammler nicht auf ihren Verdienst verzichten müssen, können sie sich aus den Containern bedienen. Zahlen muss die ganze Aktion der Steuerzahler. Polizei und Stadt rechnen nicht damit, die Umgebung des Stadions glasfrei zu bekommen. Ziel sei es jedoch, den Schutz der friedlichen Stadionbesucher zu erhöhen. Denn es könne nicht sein, dass einige wenige das Freizeitvergnügen der großen Mehrheit am Sport stören, meint Kilp.


Foto: Stromkasten auf der Subbelrather Str. in Köln-Ehrenfeld

Ultras wollen „italienische Verhältnisse“
Direkte Sanktionen für das Mitführen von Flaschen und Dosen gibt es dennoch nicht. „Wer friedlich sein Bier leer trinkt und die Flasche oder Dose danach in einen Container wirft, dem passiert nichts.“, betont Kilp. Denn die Aktion richte sich nicht gegen den sportlich-interessierten Stadionbesucher, sondern insbesondere gegen „Problemfans“. Diese Gruppe komme nur zum Stadion, um die Kulisse der Veranstaltung für Schlägereien zu nutzen. Für das nächste Heimspiel gegen den VfB sind bereits rund 200 Fans angekündigt, die grundsätzlich gewaltbereit seien oder sogar gezielt nach Gegnern suchen. Dabei hat sich die Front in den letzten Jahren verschoben. Waren früher die sportlichen Gegner das Ziel für Aggressionen und Gewalt, verbünden sich heute Gäste- und Heim-Fans, um gemeinsam gegen Polizei und Stadt zu vorzugehen. Darum gibt es Ausschreitungen nicht mehr nur bei Derbys. „Wir müssen heute bei jedem Spiel mit Krawallen rechnen.“, sagt Polizeidirektor Michael Temme.

Besonderes Augenmerk legt die Polizei derzeit auf eine neue Bewegung, die so genannten „Ultras“. Diese seien allein an der Gewalt interessiert und wollten „italienische Stadion-Verhältnisse“ einführen, erklärt der Polizeidirektor. Die zunehmende Gewaltbereitschaft einiger Fans ist jedoch kein Kölner Problem. Bundesweit wird nach Angaben der Polizei eine Steigerung der Aggressivität beobachtet. Die Kölner Polizei befürchtet nun, dass bundesweit die Anhänger der „Ultra“-Bewegung verstärkt nach Köln kommen wird. Durch die Ausschreitungen beim Spiel gegen Mönchengladbach sei Köln in der Szene wieder bekannt geworden. Die Stadt sei nun für gewaltbereite Fans „eine Reise wert.“, so Temme.

Kein Glas mehr in der Altstadt?

Ob es künftig ähnliche Regelungen auch an Karneval in der Altstadt gibt, bleibt abzuwarten. Obert Kilp deutete jedoch an, dass Polizei und Feuerwehr derzeit die Situation überprüfen würden. Anschließend soll gemeinsam mit der Stadt ein Maßnahmen-Katalog für die nächste Session festgelegt werden.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
[Karte: Stadt Köln]