Das Ehepaar Bauwens-Adenauer mit Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma (rechts) vor dem Porträt Konrad Adenauers im Historischen Rathaus.


Prof. Dr. Dr. h.c. Rudolf Morsey em.

Der emeritierte Professor Dr. Dr. h.c. Rudolf Morsey für Neuere Geschichte an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer erinnerte und reflektierte in einem Festvortrag über "Der Staatsmann im Oberbürgermeister – Der Kölner Oberbürgermeister im Staatsmann Konrad Adenauer". Morsey beschrieb plastisch wie Konrad Adenauer in Köln "das kleine und große Einmaleins der Politik und ihre Logarithmen in Köln erlernte", zeigte aber auch auf, daß der Status des Oberbürgermeisters in der Zeit Adenauers ein anderer war als er es heute ist. Fritz Schramma, heute Oberbürgermeister in Köln, bestätigte in der anschließenden Podiumsdiskussion diese Einschätzung. Morsey schilderte die Grundhaltung Adenauers, den er als unbequemen Vorgesetzten und Staatsmann in positivem Sinn beschrieb, als zutiefst demokratisch und republikanisch. Wie wichtig Adenauer diese beiden Prinzipien waren, verdeutlichte Morsey mit einem Beispiel. So hatte der Bismarck Verein zu einer Veranstaltung geladen, den Festsaal aber nur in den kaiserlichen Farben Schwarz-Weiß-Rot schmücken lassen und keine Farben der Republik Schwarz-Rot-Gold verwendet. Adenauer lehnte die Einladung ab. Das Wirken Adenauers war in seiner Zeit als Kölner Oberbürgermeister alles andere als unumstritten, vor allem warf man ihm vor zuviel Geld ausgegeben zu haben zum Beispiel für den Messeneubau oder den Grüngürtel mit den dazugehörigen Enteignungen die für viel böses Blut sorgten. Heute weiß man, dass Adenauer in seiner Zeit als Kölner Oberbürgermeister von 1917 bis 1933 Köln geprägt hat und viele seiner Entscheidungen visionär waren. OB Schramma rief einige davon noch einmal in Erinnerung: Schon kurz nach dem 1. Weltkrieg Gründung der Kölner Universität und Betrieb mit städtischen Mitteln, der Bau der Mülheimer Brücke, eine Kraftwagenstrasse nach Bonn, die Ansiedlung des Verkehrsflughafens auf dem Butzweiler Hof, die Ansiedlung von FORD in Köln Niehl und den Bau des Niehler Hafens. Und auch den WDR gäbe es heute ohne Adenauer nicht in Köln, sondern wahrscheinlich in Düsseldorf.

Die Stadt Köln würdigte die Verdienste Konrad Adenauers. Am 4. Januar 1951 verlieh die Stadt Köln Konrad Adenauer das Ehrenbürgerrecht, 1976 zum 100. Geburtstag würdigte die Stadt Adenauer mit einer großen Ausstellung und einer umfangreichen historischen Studie, sein Porträt hängt allein an der Stirnwand der Piazzetta des Historischen Rathauses, sozusagen an herausragender Stelle. 2002 stiftete die Stadt den Konrad Adenauer-Preis, der im Wechsel mit dem Heinz-Böckler-Preis vergeben wird. Der Preis soll Persönlichkeiten würdigen, die sich – ähnlich wie Konrad Adanauer – in besonderem Maße um die Entwicklung einer lebenswerten Großstadt, die Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung und die Förderung der europäischen Integration verdient gemacht haben. Die bisherigen Preisträger waren Raymond Barre, Premierminister Frankreichs und Vizepräsident der Europäischen Kommission und der Rumänische Staatspräsident und ehemalige Bürgermeister von Bukarest Traian Basescu.


Herbert Marner, Kölmesse, Helga Krichner, WDR, Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma, Moderator Dr. Ulrich Höver, Leiter des Bürgeramtes Innenstadt, Paul Bauwens-Adenauer, Präsident der IHK zu Köln, Prof. Dr. Barbara Dauner, Prorektorin der Universität zu Köln und Dr. Wolfgang Schneider, Mitglied der Geschäftsführung der Ford-Werke GmbH. (v.l.n.r.)

In der anschließenden Podiumsdiskussion mit dem Titel "Was bedeutet die Ära von Oberbürgermeister Konrad Adenauer für das heutige Köln" wurde schnell klar dass viele aktuelle Entscheidungen in der Tradition Konrad Adenauers stehen. Da ist die Kölner Grünstiftung, die sich für die Sanierung des Grüngürtels engagiert oder die Idee des dritten Kölner Grüngürtels, eine Zone die Bebauungsfrei bleiben soll und mit den an die Stadt Köln angrenzenden Landkreisen verhandelt wird. Die Idee den Grüngürtel an den Rhein fortzuführen. Die Renovierung des Kölner Stadions und der Erfolg der WM 2006. Auch die Ansiedelung von FORD, Adenauer hatte das Unternehmen nach Köln gelockt mit einer günstigen Gewerbesteuerpauschale in den ersten sechs Jahren, erwies sich als richtungswweisend und wird auch heute noch von FORD geschätzt, denn in Köln sei man in der geografischen Mitte Europas im wettbewerbsintensivsten Markt, so war auch die Verlegung der Europazentrale von London nach Köln nur der konsequente Schritt. Parallelen sahen die Diskutanten auch in der Geschichte des Niehler Hafens und des geplanten Godorfer Hafens. Schramma forderte in dieser Runde den Ausbau, auch gegen die Widerstände von Bürgerinitiativen. Der OB glaubt, dass Köln sonst international und national an Boden verliert im globalen Handel. Die Ansiedelung des WDR kommentierte Helga Kirchner, Chefredakteurin WDR Hörfunk, als revolutionäre Tat. Daneben diskutierten Paul Bauwens-Adenauer, Präsident der IHK Köln, Prof. Dr. Barbara Dauner-Lieb, Prorektorin der Universität Köln, Dr. Wolfgang Schneider, Mitglied der Geschäfstführung der Ford-Werke GmbH und der Interimsleiterleiter der KölnMesse Herbert Marner. Die Diskussion wurde geleitet von Ulrich Höver dem Leiter des Bürgeramtes Innenstadt.

Ein kurzer Film "Köln – die 20er Jahre" aus dem Jahr 1960 des Historischen Archivs der Stadt Köln rundete die Festveranstaltung ab. Nach dem Festakt wurde eine Ausstellung über Konrad Adenauer im Historischen Rathaus eröffnet. Die Ausstellung kann von allen interessierten Bürgern bis 27. April 2007 zu den üblichen Öffnungszeiten besucht werden.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung