„Wir verlieren nicht nur eine große Förderin, sondern auch eine kluge Beraterin“, betonte heute Kasper König, Direktor des Museum Ludwig. Bis zuletzt sei Irene Ludwig nicht nur zu allen Ausstellungs-Eröffnungen ins Museum gekommen, sondern habe auch regelmäßig die Restauratoren und Kuratoren im Haus besucht, erzählte König. Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters würdigte Irene Ludwig als einen „großherzige und kluge Persönlichkeit“. Das Ehepaar Ludwig habe sich Zeit seines Lebens dem Studium und Sammeln von Kunst gewidmet. Daher habe man sich dazu entschlossen, ihrer im Museum Ludwig zu gedenken, an dessen Gründung Irene Ludwig maßgeblich beitrug. Denn ihre großzügige Schenkung von etwa 400 Werken der zeitgenössischen Kunst 1976 an die Stadt Köln gab den Anstoß zur Gründung des Museums Ludwig.

Nach kurzer, schwerer Krankheit war Irene Ludwig am 28. November 2010 verstorben. Die Stadt Köln erinnerte heute mit einer Gedenkfeier an die Kölner Ehrenbürgerin. Der Kölner Stadtrat trat aus diesem Grund im Museum zu einer Sondersitzung zusammen. An der Gedenkfeier nahmen außerdem die Kölner Ehrenbürger sowie Vertreter aus Politik, Verwaltung und Kollegen Ludwigs teil. Musikalisch begleitet wurde die Feier von Streichern des Gürzenich Orchesters Köln.


Foto: Das Archivfoto von report-k.de zeigt Irene Ludwig im Jahr 2005 auf der Eröffnung der großen Richter Retrospektive in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf.


Irene Ludwig – Ein Leben für die Kunst
Irene Ludwig studierte von 1947 bis 1950 an der Gutenberg-Universität zu Mainz Kunstgeschichte, Archäologie und Vor- und Frühgeschichte. Dort lernte sie Peter Ludwig kennen, den sie 1951 heiratete. Bereits damals begannen die beiden, gemeinsam Kunstsammlungen aufzubauen, die sich zunächst im Wesentlichen auf ältere Kunst konzentrierten. Werke der griechischen und römischen Antike, Kunst des Mittelalters, Kunst und Kunstgewerbe der Barockzeit, auch islamische und präkolumbianische Kulturerzeugnisse bildeten in jenen Jahren den Fokus ihrer Sammlertätigkeit. Doch auch der Kunst des 20. Jahrhunderts galt bereits früh ihr Interesse. Vor allem das Werk Pablo Picassos faszinierte das Ehepaar Ludwig seit Beginn der fünfziger Jahre.

1976 schenkte das Ehepaar Ludwig der Stadt Köln etwa 400 Werke der zeitgenössischen Kunst – darunter im Kern die weltberühmte Sammlung zur Pop Art – und gab damit den Anstoß zur Gründung des Museums Ludwig als eigenständige Institution. Vorangegangen war dieser Schenkung 1969 die spektakuläre Ausstellung amerikanischer und europäischer Kunst der sechziger Jahre aus der Sammlung Ludwig im damaligen Wallraf-Richartz-Museum, die erstmals die Sammlertätigkeit des Ehepaares Ludwig öffentlich präsentierte. Zehn Jahre nach der ersten großzügigen Schenkung erfolgte 1986 die Fertigstellung des Museumskomplexes am Dom, der zunächst als Doppelmuseum eröffnet wurde. Angestoßen durch die erste große Picasso-Schenkung des Ehepaares Ludwig im Jahr 1994 wurden später dann der Neubau für das Wallraf-Richartz-Museum und die Nutzung des gesamten Hauses am Dom durch das Museum Ludwig realisiert.

Vor 14 Jahren verstarb dann ihr Mann Peter Ludwig. Doch auch danach ging Irene Ludwig ihren Weg als Mäzenin und Sammlerin weiter. 2001 kam es dann zur zweiten großen Schenkung von 774 Werken Picassos – darunter über 90 Gemälde, Skulpturen und Keramiken sowie fast 700 Druckgrafiken –, durch welche das Museum Ludwig seitdem über die drittgrößte Picasso- Sammlung weltweit verfügt. Gemeinsam mit der 1998 von ihr ins Leben gerufenen Peter und Irene Ludwig Stiftung trug Irene Ludwig zudem maßgeblich auch finanziell zur Unterstützung des Museums Ludwig bei. Darüber hinaus setzte sie gemeinsam mit dem Haus auch Neuerwerbungen um. Ihren letzten großen Ankauf für das Museum Ludwig bildete in diesem Jahr die späte „Chinesische Landschaft“ von Roy Lichtenstein.

Für ihre unschätzbaren Dienste für die Stadt Köln und die Kunstwelt erhielt Prof. Irene Ludwig am 21. Februar 1995 als erste und bis heute einzige Frau in der Geschichte der
Stadt Köln die Ehrenbürgerwürde. 2007 wurde Irene Ludwig durch den Bundespräsidenten mit dem großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens ausgezeichnet.

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