Köln | Die Spanier haben einen neuen König und sind vom Fußballthron unsanft gestossen worden. Der amtierende Fußball-Weltmeister wird nach der Vorrunde seine Koffer packen. Vicente del Bosque und Bernd Schuster zum Ausscheinden. Neues aus dem deutschen Camp. Auch England steht vor dem Aus in der Gruppenphase.

DIE SPIELBERICHTE

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England nach 1:2-Niederlage gegen Uruguay vor dem Aus

England steht bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien nach einer 1:2-Niederlage gegen Uruguay vor dem vorzeitigen Aus. Trotz zahlreicher Chancen gelang der Mannschaft von Trainer Roy Hodgson in einer sehenswerten ersten Hälfte kein Treffer: Der englische Stürmer Wayne Rooney, der zuvor noch nie bei einer Weltmeisterschaft getroffen hatte, blieb in der 32. Minute glücklos und vergab die große Chance zur Führung für England, als er einen Kopfball an den Querbalken lenkt. Wenig später dann das 1:0 für die Südamerikaner: Lodeiro legt den Ball auf den linken Flügel.

Von dort flankt Cavani das Leder in den Strafraum der Engländer, wo Suarez richtig steht und den Ball gegen die Laufrichtung vom englischen Torhüter Hart zum 1:0 einköpfen kann. Nach dem Seitenwechsel hatten die Südamerikaner gute Chancen, auf 2:0 zu erhöhen, wurden in der 75. Minute aber kalt erwischt: Sturridge passt auf Johnson, der sich gegen Godin durchsetzt und den Ball flach vor das Tor schiebt. Dort steht Rooney goldrichtig, kann den Ball zum 1:1 einschieben und damit seinen WM-Fluch brechen.

In der Folge drückte England auf einen weiteren Treffer, während die Südamerikaner einige Minuten benötigten, ehe sie sich vom Ausgleich erholt hatten. Kurz vor dem Ende dann die erneute Führung für Uruguay: Muslera im Tor der Südamerikaner schlägt den Ball weit ab, der englische Mittelfeldspieler Gerrard verlängert unfreiwillig zu Suarez, der auf der rechten Seite durchstartet und das Leder in der 85. Minute wuchtig in den englischen Kasten befördert. Die neuerliche Führung verteidigten die Südamerikaner bis zum Schlusspfiff, womit England nur noch theoretische Chancen auf den Einzug ins Achtelfinale hat. Es wäre das erste Mal seit fast sechs Jahrzehnten, dass England bereits in der Gruppenphase ausscheidet.

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Fußball-WM: Kolumbien schlägt Elfenbeinküste 2:1

Kolumbien hat bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien die Auswahl der Elfenbeinküste mit 2:1 geschlagen und damit einen großen Schritt Richtung Achtelfinale gemacht. In einer mäßigen ersten Hälfte hatten die Kolumbianer mehr vom Spiel, verpassten es aber, aus ihren Chancen Kapital in Form eines Tors zu schlagen. Nach dem Seitenwechsel intensivierten beide Teams ihre Angriffsbemühungen, in der 64. Minute fiel der Treffer zum 1:0 für Kolumbien: Cuadrado schlägt eine Ecke an den kurzen Pfosten, wo Rodriguez am höchsten steigt, das Kopfballduell gegen den kurz zuvor eingewechselten Drogba gewinnt und zum 1:0 einnickt.
Sechs Minuten später kann der eingewechselte Quintero auf 2:0 für Kolumbien erhöhen: Dié schenkt den Ball im Aufbau her, Gutierrez bedient Quintero mustergültig, der im Duell mit dem Torhüter der Elfenbeinküste die Nerven behält und zum 2:0 für Kolumbien einnetzen kann. Die Partie schien entschieden, ehe Gervinho in der 74. Minute den Anschlusstreffer für die Elfenbeinküste erzielen konnte: Der 27-Jährige setzt sich auf der linken Seite durch, umspielt drei Kolumbianer und kann aus kurzer Distanz das 1:2 aus Sicht der Elfenbeinküste erzielen. In der Folge entwickelte sich eine spannende Schlussphase, in der Kolumbien die 2:1-Führung aber schlussendlich über die Zeit bringen konnte.
Mit dem Sieg über die Elfenbeinküste haben die Südamerikaner bereits sechs Punkte auf dem Konto und beste Chancen auf das Erreichen des Achtelfinals.

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Fußball-WM: Kroatien schlägt Kamerun

Bei der Fußball-WM in Brasilien hat Kamerun am Mittwochabend (Ortszeit) gegen Kroatien mit 0:4 verloren. Es waren zwei „Wolfsburger“ und ein „Bayer“, die die Siegtreffer für Kroatien besorgten: Ivica Olić legte in der 11. Minute vor, Ivan Perišić legte in der 48. Minute nach, Mario Mandžukić machte mit den Treffern in der 61. Minute und 73. Minute dann alles klar. In der Tabelle der Gruppe A führt jetzt Brasilien aufgrund des um einen Zähler besseren Torverhältnisses punktgleich vor Mexiko, Kroatien ist auf Platz drei, für Kamerun auf Platz vier ist die WM nach der Vorrunde sicher zu Ende.

Brasilien und Mexiko reichen in den letzten Spielen jeweils Unentschieden gegen ihre Gegner, Kroatien muss am Montag gegen Mexiko gewinnen, um ins Achtelfinale zu gelangen.

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Fußball-WM: Titelverteidiger Spanien verliert 0:2 gegen Chile

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien hat Titelverteidiger Spanien das vierte Vorrundenspiel der Gruppe B am Mittwochabend gegen Chile mit 0:2 verloren. In der 20. Minute brachte Eduardo Vargas die Chilenen in Führung, in der 43. Minute traf Charles Aránguiz zum 2:0 für die Außenseiter, die bereits das Spiel gegen Australien mit 3:1 gewonnen hatten. Die eher ideenlosen Spanier hatten bis auf eine Großchance in der 52. Minute kaum etwas zu bieten.

Für den Einzug ins Achtelfinale hätte der Titelverteidiger, der am vergangenen Freitag bereits 1:5 gegen die Niederlande verloren hatte, zumindest ein Unentschieden erreichen müssen. Zuvor hatten die Niederlande den überraschend starken Australiern einen mühevollen 3:2-Sieg abgerungen.

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AM RANDE NOTIERT

Vicente del Bosque: Ich suche keine Ausreden für Spaniens Ausscheiden

Der Trainer der spanischen Fußballnationalmannschaft, Vicente del Bosque, hat angekündigt über das zeitige Ausscheiden seiner Mannschaft bei der WM in Brasilien nachzudenken und Konsequenzen zu ziehen. „Wenn so etwas passiert bei einer Weltmeisterschaft, hat das immer Folgen. Wir müssen jetzt nachdenken und die besten Entscheidungen für den spanischen Fußball treffen“, erklärte del Bosque in einer Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Chile.

„Das trifft auch auf mich zu. Das ist ein schwarzer Tag für alle, die mit uns gefiebert haben.“ Den Chilenen traut er im laufenden Turnier noch einiges zu. „Sie sind physisch sehr stark und haben mit viel Courage gespielt. Sie werden schwer zu schlagen sein.“

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Bernd Schuster glaubt trotz WM-Aus nicht an Umbruch im spanischen Team

Der frühere deutsche Nationalspieler und Spanien-Kenner Bernd Schuster rechnet nicht damit, dass es bei der spanischen Nationalmannschaft nach dem vorzeitigen Aus bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien zu einem Umbruch kommen wird. „Man sollte nicht sagen, diese Mannschaft ist über den Zenit hinaus. Zwei Drittel dieses Teams wird bleiben, davon bin ich überzeugt“, sagte Schuster im Gespräch mit der „Welt“.

„Wenn Xavi von Barcelona nach Katar wechselt, wird er wohl seine Karriere in der Nationalmannschaft beenden. Aber wer soll denn sonst aufhören? Ich sehe da keinen.“ Die Mannschaft werde „in großen Teilen“ so zusammen bleiben, bekräftigte Schuster, der seit 34 Jahren in Spanien lebt.

Das vorzeitige WM-Aus habe die Iberer gleichwohl geschockt: „Das ist ein halber Weltuntergang. Mit allem hatte man rechnen können, aber nicht mit so etwas. Das ist weit mehr als eine Überraschung. In Spanien ist Land unter. In den nächsten Tagen wird es hier drunter und drüber gehen.“

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AUS DEM DEUTSCHEN CAMP

Mertesacker rechnet mit hitzigem Duell gegen Ghana

Der deutsche Fußball-Nationalspieler Per Mertesacker rechnet bei der Fußball-WM in Brasilien mit einem hitzigen Duell gegen Ghana. „Afrikanische Mannschaften spielen sehr körperlich. Wir müssen taktisch sehr clever agieren“, sagte Mertesacker am Donnerstag auf der DFB-Pressekonferenz.

„Ghana ist sehr gefährlich.“ DFB-Torhüter Roman Weidenfeller sagte mit Blick auf das vorzeitige WM-Aus von Spanien, dass ihn dieses überrascht habe. Die Chilenen, die die Spanier am Mittwoch mit 2:0 geschlagen hatten, hätten gezeigt, „dass sie eine absolute Top-Mannschaft sind“.

Der Sieg sei „ein Warnzeichen“ für das DFB-Team gewesen, „dass wir keinen Gegner auf die leichte Schulter nehmen dürfen“, so Weidenfeller weiter. Die DFB-Elf trifft am Samstagabend (MESZ) in ihrem zweiten Gruppenspiel auf Ghana. Die Partie wird ab 21:00 Uhr live in der ARD übertragen.

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Manuel Neuer: Wir können nur teilweise zufrieden sein

Nationaltorhüter Manuel Neuer ist zwar erfreut über die drei Punkte, die die deutsche Elf bei der Fußball-WM gegen Portugal geholt hat, bleibt aber kritisch und realistisch, was die Leistung der Mannschaft betrifft. Er finde, dass das Team mit der Art und Weise des Spiels nur teilweise zufrieden sein kann. „In der Zeit, in der Portugal nur mit zehn Spielern auf dem Platz stand, haben wir nicht alles richtig gemacht“, so Neuer im Interview mit der Internetseite des Deutschen Fußball-Bundes.

„In der Bewertung sollten wir ehrlich sein. Wir bekommen den Strafstoß, der Gegner bekommt die rote Karte – in diesem Moment ist im Prinzip alles für uns gelaufen. In der zweiten Halbzeit haben wir das Spiel dann in Überzahl kontrolliert, dennoch müssen wir auch sehen, dass der Gegner noch Möglichkeiten hatte.“

Dass nicht alles perfekt war, helfe der Mannschaft. „Wir hatten nach dem Spiel ein paar Punkte, an denen wir im Training ansetzen konnten. Außerdem ist dadurch die Gefahr geringer, dass wir uns von dem 4:0 blenden lassen.“

Autor: dts