Von der Programmansagerin zur Moderatorin
„Medien beeinflussen massiv das Wissen über die Gesellschaft und die Welt“, betonte heute Prof. Dr. Margareth Lünenborg von der Freien Universität Berlin in ihrem Vortrag. Medien machen sichtbar, indem sie berichten, grenzen aber auch aus, indem sie nicht berichten. In ihrer Darstellung liefern sie Normen von Geschlechtern. Diese seien gerade in den Anfangszeiten des Fernsehens vereinfacht gewesen. "Damals gab es zwei Typen: Die schöne, junge Frau auf der Suche nach einem Partner und die Hausfrau, die diesen schon gefunden hat", so Lünenborg.

Und auch heute seien diese Stereotypen zwar aufgeweicht, jedoch immer noch präsent. Deutlich würde dies etwa über die Aufmerksamkeit, die Angela Merkels Auftritt in einem ausgeschnittenen Kleid erregte. Bilder des Auftrittes konzentrierten sich dabei auf eine Großaufnahme des Ausschnittes. Der Anlass geriet in den Hintergrund. Ähnliches wäre auch bei der Darstellung im Wahlkampf um das Amt des Bundepräsidenten deutlich geworden. Während Horst Köhler fast ausnahmslos als Amtsperson abgebildet wurde, sei seine damalige Konkurrentin Gesine Schwan vornehmlich als durchaus selbstbewusste, aber immer auch nahbare Frau gezeigt worden.

Berichterstattung schweigt sich über Frauen aus
Erstaunt zeigte sich Lünenborg über die Ergebnisse ihrer aktuellen Studie. Dort stellte sie fest, dass sich die Berichterstattung über Frauen in politischen Spitzenpositionen kaum geändert hat. Und das, obwohl Deutschland 2005 eine Frau als Bundeskanzlerin hat. Dazu untersuchte Lünenborg die Berichterstattung von deutschen Zeitungen und Magazinen. Während 2005 der Anteil der Artikel über Frauen in Führungspositionen 18 Prozent betrug, erhöhte er sich im Jahr 2008 gerade einmal auf 20 Prozent. Davon machte allein die Berichterstattung über Bundesknazlerin Angela Merkel 40 Prozent aus. Dies bedeutet zugleich, dass der Anteil der Berichterstattung über andere Frauen gesunken ist", betonte Lünenborg.

Chefetagen bleiben männlich
Neben der Darstellung untersuchte Lünenborg die Präsenz von Frauen in den Medienberufen. Erfreulich dabei sei, dass sich die Zahl der Journalistinnen in den letzten Jahren deutlich erhöht hätte. Heute sind laut ihrer Studie 37 Prozent der deutschen Medienschaffenden weiblich. Allerdings agierten Frauen auch heute nur zu rund 20 Prozent in führenden Positionen. Gerade große Institutionen wie etwa die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender wiesen eine "klare Männerpräsenz", so Lünenborg, auf. Erschreckend sei auch, dass Frauen immer noch deutlich weniger Gehalt erhielte als Männer. ""Frauen sind besser ausgebildet, dabei verdienen sie deutlich weniger", fasste Lünenborg zusammen. Insgesamt wird ihnen fast ein Viertel weniger Gehalt ausgezahlt.

Zudem sei es auffällig, dass die Zahl der weiblichen Mitarbeiter sinke, je älter die Mitarbeiter würden. "Hier muss es Hürden geben, die Frauen dazu bewegen, einen anderen Berufsweg einzuschlagen", erklärte Lünenborg, die selbst vom Journalismus an die Universität wechselte. Ausschlaggebend dafür sei jedoch insbesondere auch die Unvereinbarkeit von Beruf und Familie für viele Frauen, die deswegen den Rückzug aus der Medienlandschaft antreten würden. Hoffnung setzte Lünenborg heute auf den Wandel der Medienwelt durch die zunehmende Digitalisierung. Dank der dadurch entstehenden Vergrößerung des Medien-Arbeitsmarktes könnte sich nun die Chance für Frauen ergeben, mehr Platz darin zu erobern. Sie stehen dabei übrigens nicht allein da. Denn auch andere Gesellschaftsgruppen sind als Medienschaffende und als Medienthema auch heute noch unterrepräsentiert. Dazu gehören neben Frauen etwa in Deutschland lebende Migranten oder Menschen mit Behinderung.

Frauenminister Laschet kam nicht
Der nordrhein-westfälische Frauenminister Armin Laschet hatte am Weltfrauentag (8. März) betont, dass die Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland noch nicht erreicht sei. In einem Festvortrag wollte er sich eigentlich heute zu dem Thema „Frauen in den Meiden“ äußern. Er konnte jedoch an der heutigen Veranstaltung nicht teilnehmen, wie Claudia Zimmermann-Schwartz, Leiterin der Abteilung Frauen im Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, heute bekannt gab.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
[Bild: Knipsermann/ www.pixelio.de]