"Einsparungen entpuppen sich als Luftbuchung"
Der Förderverein der StadtBibliothek Köln e.V. weist den Vorschlag der städtischen „Task-Force“, den letzten noch verbliebenen Bücherbus einzustellen mit aller Entschiedenheit zurück: „Dieser Plan ist kultur-, bildungs- und auch sozialpolitisch verheerend. Denn betroffen wären insbesondere Kinder, alte und behinderte Kölnerinnen und Kölner- sowie vor allem Menschen in den kulturell benachteiligten Stadtgebieten. Darüber hinaus halten die angenommenen Einspareffekte einer seriösen Betrachtung in keiner Weise stand und entpuppen sich als klassische finanzpolitische ‚Luftbuchung’“, heißt es vom Förderverein. Die Schließung "ist vor allem angesichts der Historie des Busses ein schier unglaubliches Ansinnen“, so der Förderverein weiter.

Der Förderverein war im Jahr 20045 gegründet worden, nachdem die ehemalige Busbibliothek mit fünf Bussen geschlossen worden war. Dem Verein gelang es, einen der Busse, der gerade von der Stadtbibliothek neu erworben worden war, zu retten. Mit einer Spendenakquise, Kreativität und großem bürgerschaftlichem Engagement hat der Förderverein den Bücherbus danach drei Jahre lang unterhalten, bis er 2007 wieder in städtische Trägerschaft überführt wurde. Die Einstellung des letzten Busses wäre nach Ansicht des Fördervereins vor allem sozialpolitisch "ein Skandal", so der Verein. Denn insbesondere Kinder, aber auch alte und behinderte Menschen könnten die oft weit entfernten Stadtteilbibliotheken nicht aufsuchen. Hier sei der mobile Bücherbus die Alternative schlechthin. Derzeit hält der Bus etwa in Porz-Gremberghoven, Höhenhaus, Lind und Blumenberg.

Ein sozialpolitischer "Skandal"
Zudem würden sich die angenommenen Eionspareffekte bei genauerer Betrachtung nur minimal auf den Haushalt auswirken. Der Bücherbus koste die Stadt Köln pro Jahr insgesamt rund 108.000 Euro – und erreiche damit 43.500 Besucher (2009). In die städtische Kasse bringe der Bus zudem jährlich rund 17.000 Euro – und das obwohl nicht beitragspflichtige Kinder die Hauptnutzer seien. Auch bei einer Stilllegung des Bücherbusses fielen in den nächsten Jahren weiterhin Kosten von jährlich 31.000 Euro für die Abschreibung an. Den Verkauf des speziell ausgerüsteten Bücherbusses zu einem angemessen Preis hält der Fördervrein für unrealistisch. „Was bleibt dann noch an wirklichem Einspareffekt, verglichen mit dem, was man an hohem kultur-, bildungs- und sozialpolitischem Nutzen wegwirft?“, fragt deshalb der Vorsitzende des Fördervereins der StadtBibliothek Köln e.V., Anton Bausinger.

„Die StadtBibliothek Köln ist eine professionelle und unverzichtbare kulturelle Basiseinrichtung und hat in Köln innerhalb der Kultur- und Bildungseinrichtungen bei weitem die höchsten Besucherzahlen. Trotzdem wurde gerade die Stadtbibliothek in den letzten Jahrzehnten überproportional zur Kasse gebeten und viele ihrer Einrichtungen geschlossen. Zu einem Zeitpunkt, da der Bedarf an Leseförderung, Sprache, Integration und kultureller Bildung in einer zunehmend multikulturell geprägten Stadt am größten ist, maßgebliche Angebote zu reduzieren ist ein Skandal“, erklärt der Vorsitzende des Fördervereins. „Wir lassen es nicht länger zu, dass Kultur und Bildung trotz gegenteiliger Lippenbekenntnisse immer zuerst dem Rotstift zum Opfer fallen. Wir fordern: Keine weiteren Kürzungen bei der StadtBibliothek Köln und insbesondere den Erhalt des letzten noch verbliebenen Bücherbusses.“

[cs]