Das Übungsszenario war realistisch aufgebaut

Massenkarambolage auf dem Waldweg zu Forschungszwecken
Der Studiengang Rettungsingenieurwesen an der Fachhochschule Köln hat ein dreijähriges Forschungsprojekt aufgesetzt mit dem Titel "Manet"*, an dem mehrere Projektpartner aus anderen Forschungseinrichtungen und der Industrie beteiligt sind. Dabei geht es um die Verbesserung von rettungsdienstlicher Logistik bei Katastrophen oder Unfällen, bei denen in kurzer Zeit eine besonders große Anzahl an Verletzten von den Rettern versorgt werden müssen. Bislang arbeiten die Rettungskräfte mit Papierkarten, die die Verletzten um den Hals tragen und Listen, die permanent abgeglichen werden müssen. Ein schwieriger zu handelnder rein analoger, logistischer Prozess, der lange und unsichere Kommunikationswege zwischen Retter vor Ort, der Führungsstruktur im Leitungsstab und etwa den Krankenhäusern auf die die Verletzten verteilt werden, kompliziert und langwierig macht. Zudem ist dieses analoge Abarbeiten fehleranfällig.


Jeder Verletzte bekommt einen "Tag" der seine Lage bestimmt und den Grad seiner Verletzungen.

Hellgelb = leichtverletzt

Aufnahme der Daten ins System

Mit dem neuen System hat die Einsatzleitung jederzeit den Überblick
Mit dem neuen System, deren Prototypen heute getestet wurde bleiben die rettungsdienstlichen Abläufe gleich. Nur statt der handschrifllichen Karten bekommen die Verletzen  so genannte "Tags" um den Hals, also elektronische Geräte. Dort wird der Status und der Schweregrad des Verletzten festgehalten. Diese Daten werden parallel an das Lagezentrum, bzw. die Einsatzleitung weitergeleitet. Dort erfasst eine neuentwickelte Software die Einzeldaten, zeigt via GPS wo genau, und funkt wie viele Verletzte "im Feld" liegen und dies mit absoluter Präzision. So ermittelte der heute eingesetzte leitende Notarzt analog im ersten Schritt 16 Verletzte, da zählte das System schon die reale Anzahl von 25 Verletzten und zeigte deren präzise Lage mit dem Schweregrad ihrer Verletzungen an. Auch ob diese noch an der Unfallstelle waren, oder schon in den Zelten der Erstversorgung. So konnte die Einsatzleitung von der ersten Minute an, auch im rückwärtigen Raum alle Vorbereitungen treffen und behielt gleichzeitig einen präzisen Überblick über den Verlauf der Rettungsarbeiten. So kann viel schneller etwa die Verlegung der Patienten in das richtige Krankenhaus oder deren  Verteilung  auf unterschiedliche Häuser vorbereitet werden. Dies kann sogar die Einrichtung eines Krankenhauses im Notfallbetrieb – eine für die Kommunen kostspielige Angelegenheit – unnötig machen.


Elektronische Erfassung der Patientendaten

Zeitgewinn zum Wohl der Patienten
Martin Thiedeke vom Amt für Feuerschutz und Rettungswesen der Stadt Düren zeigte sich von den Vorzügen überzeugt. Zum einen war die Einweisung der Einsatzkräfte sehr einfach, so als hätte es nie ein anderes System gegeben. Das Handling war, so Thiedeke völlig unproblematisch. Die Einsatzleitung habe durch das System die Gesamtübersicht behalten und die planerischen Massnahmen so koordinieren können, dass dabei ein echter Zeitgwinn von rund 30 Minuten entstand. Eine Zeit die den Patienten zu Gute kommt. Die Projektkoordinatoren Silas Graffy von Vomatec, Dr. Christophe Kunze vom FZI Forschungszentrum Informatik Karlsruhe, Jens Unrath von der Kontron AG und Benedikt Weber von der FH Köln legen Wert auf die Feststellung dass ihr System völlig autonom und vor allem für die Arbeit vor Ort geschaffen ist. Allerdings so Silas Graffy kann das System so gestaltet werden, dass Schnittstellen an andere Systeme, die etwa schon in Leitstellen oder Lagezentren vorhanden sind, möglich ist. Die Software ist weiterentwickelt als die Hardware. Bei der Entwicklung der Software geht man davon aus, diese in 1,5 Jahren serienreif sein wird. Bei den Geräten wird die Entwicklung noch länger dauern, vor allem wird dies auch eine Frage der Kosten sein, also ob die Geräte in großem Stil beschafft werden und damit preislich attraktiv werden.


Schwerstverletzte tragen eine rote Kennung

Innovative Dürener
In Düren war dies der dritte Test unter Echtbedingungen. Es war ein Test unter Kältebedingungen, im Sommer hatte man die Geräte bei 37 Grad schon einmal bei Hitze geprüft. Für die Wissenschaftler ist es wichtig diese Tests unter realen Übungsbedingungen zu evaluieren, denn nur so können sie ihre Forschungen vorantrieben und die Praxiserfahrung der Retter in ihre wissenschaftliche Arbeit einfließen lassen. Benedikt Weber von der Fachhochschule Köln lobte dabei besonders die Zusammenarbeit mit dem Dürener Feuerwehrzentrum, das er als besonders aufgeschlossen gegenüber Innovationen beschreibt. Aber auch in Köln und in Bayern hat man schon getestet, um unterschiedliche Situationen, also Großstadt oder flaches Land in die Evaluationen einfließen zu lassen. Auf die weitere Entwicklung des Systems darf man gespannt sein, denn es könnte gerade bei Katastrophen als autonome Lösung bahnbrechend moderne Technologie und erprobte Rettungsabläufe zusammenbringen und damit noch effizienter machen. Allerdings wird es das alte Kartensystem nie vollständig ersetzen können, denn bei Unglücken bei denen die Elektronik versagt, wie etwa atomaren Störfällen, benötigen die Retter eine analoge Lösung.

Mehr Infos:
www.manet-projekt.de 

*"Manet": Disaster Management using Autonomous Sensor Networks/Katastrophenmanagement mit Autonomen Vernetzten Sensoren


Rettungsübung mit realistisch geschminkten Darstellern

Der Studiengang Rettungsingenieurwesen an der Fachhochschule Köln
Fakultät für Anlagen, Energie- und Maschinensysteme
Bachelor of Engineering
Master of Science
Der Studiengang Rettungsingenieurwesen versteht sich als Querschnittsaufgabe aus Natur- und Ingenieurwissenschaften, Geistes- und Sozialwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und der Gefahrenabwehr. Der Studiengang beschäftigt sich etwa mit den Ingenieuraufgaben im Bereich der Gefahrenabwehr, der Forschung und Erarbeitung neuer Verfahren und Abläufe im Rettungswesen, Genehmigungsverfahren, einsatzbezogenen Führungs- und Managementaufgaben. Die Absolventen arbeiten später etwa im gehobenen (Bachelor) oder höheren (Master) Dienst von Behörden, im Rettungsdienst, Brandschutz oder Zivil- und Katastrophenschutz, bei der Polizei oder der Bundeswehr. Aber auch in Industrieunternehmen, Ingenieurbüros oder Versicherungen.
Bachelor
Studiendauer: 7 Semester
Zulassungsvoraussetzungen: 3 Monate Vorpraktikum | Abitur, Fachhochschulreife
Bewerbungsfrist: 15. Juli

Master
Studiendauer: 3 Semester
Zulassungsvoraussetzungen: Qualifizierter Bachelor- oder Diplomabschluss mit einer Gesamtnote von 2,3 oder besser
Bewerbungsfrist: 28.Februar oder 15. Juli

Zentrale Studienberatung
E-Mail:
studieninfos@fh-koeln.de
Tel.: 0221.8275-3407, 3480
www.fh-koeln-studieninfos.de

Andi Goral für report-k.de | Kölns Internetzeitung