„Ich würde sofort wieder anfangen“, sagte Obermeister Egon Grimm heute. Er hätte sich keinen anderen Beruf in seinem Leben vorstellen können. Genau 36 Jahre und 241 Tage war er als Feuerwehrmann in Köln unterwegs, bevor er 1996 in den Ruhestand ging. In dieser Zeit hat er viel erlebt. „Es gab viele fröhliche Momente, aber auch Einsätze, die man nicht mehr vergisst“, erzählte Egon Grimm heute bei seinem Besuch des Ausbildungszentrums der Berufsfeuerwehr Köln. Denn genau vor 50 Jahrenm (1960) begann er dort seine Karriere als Brandmeister. Heute traf er sich nun mit seinen alten Kollegen im Schulungszentrum in Köln-Weidenpesch. Gemeinsam besuchten sie den diesjährigen Ausbildungslehrgang und tauschten mit ihnen Erfahrungen über die Ausbildung von damals und heute aus.

12 Kindern verhalf Obermeister Grimm auf die Welt
An einen seiner ersten Einsätze kann sich Egon Grimm noch genau erinnern. Mit einem Kollegen zusammen wurde er losgeschickt, um ein Kind zu entbinden. Beide hatten damals keine Ahnung, wie sie das anstellen sollten. „Doch irgendwie haben wir das hinbekommen. Wir trennten die Nabelschnur allerdings zweimal und brachten Mutter und Kind anschließend ins Krankenhaus“, erzählt Grimm. Dabei seien sie so aufgeregt gewesen, dass sie nicht einmal hätten feststellen können, ob sie einem Mädchen oder einem Jungen auf die Welt verholfen hätten. Im Verlauf der Jahre bekam der Feuerwehrmann dann fast schon Übung als Hebamme. Denn in seiner Laufbahn half er insgesamt 12 Kindern auf die Welt. „Die Einsätze waren immer bewegend und richtig schön“, meint Grimm.

Psychologische Hilfe damals: “Sei kein Weichei“
Schrecklich seien dagegen die Einsätze gewesen, in denen Kindern zu Schaden gekommen seien. Noch heute hat er die Bilder von diesen Unglücken in seinem Kopf. Damals war der Umgang auf der Wache noch rauer. Als er etwa von einem Unfall in die Wache zurückkam, bei dem ein Junge überfahren worden war, brachte Grimm keinen Bissen runter. Seelischen Beistand gab es damals jedoch noch nicht. „Es hieß bloß: Sei kein Weichei“, berichtet Grimm. „Gesprochen wurde damals nicht über die Eindrücke. Psychologen wie heute gab es noch nicht. Dabei ist es ganz wichtig, dass man diese Dinge im Gespräch verarbeitet“, sagt er heute. Diese Hilfe hätte er selbst insbesondere nach dem Tod seiner Frau gebraucht. Sie war herzkrank und trotz aller Mühen, die er und seine Kollegen, versuchten, verstarb sie. Nach ihrem Tod brach Egon Grimm zusammen. Die Bilder all seiner Einsätze verfolgten ihn. „Ich habe 14 Tage gebraucht, um da wieder raus zu kommen“, sagte er.


Foto: Im Schulungszentrum versuchten sich die Brandmeister von damals noch einmal im Schlauchabrollen. Die alten Handgriffe, die saßen noch.


Auch die Ausrüstung sah bei ihnen früher anders aus. So waren die Atemgeräte etwa mit einer Alkali-Batterie ausgestattet. Die reicherte die ausgeatmete Luft wieder neu mit Sauerstoff an und führte sie zum Feuerwehrmann zurück. Durch den chemischen Prozess wurde die Luft mit der Zeit immer heißer. „Das hielt man maximal eine Dreiviertelstunde aus“, erinnert sich Egon Grimm. Auch die Anzüge und Helme selbst waren nicht so feuerfest, wie sie es heute sind. Der Helm bestand beispielsweise aus Stahl und war dementsprechend schwer. Der Mantel wurde aus Leder gefertigt. Eine dieser Ausrüstungen probierte heute Sebastian Schmitz (25) an. Er selbst hat am 4. Januar 2010 seine Ausbildung zum Brandmeister begonnen. Für ihn sind die Geschichten der alten Herren kaum noch vorstellbar. „Sie hatten einfach viel weniger Hilfsmittel und wurden auch nicht so ausführlich ausgebildet wie wir heute“, berichtet er. Und mit einer Ausrüstung von damals würde er sicherlich heute zu keinem Einsatz mehr fahren.

Infobox: Wie wird man Feuerwehrmann?
Wer sich für eine Ausbildung bei der Berufsfeuerwehr Köln interessiert, der muss körperlich und geistig fit sein. Die Ausbildung zum Brandmeister selbst dauert 18 Monate und beinhaltet neben einer Grundausbildung zum Rettungssanitäter unter anderem auch Wachpraktika. Voraussetzung für die Zulassung zur Ausbildung ist eine abgeschlossene handwerkliche Ausbildung und mindestens ein Hauptschulabschluss. Um zur Ausbildung angenommen zu werden, müssen sich alle Bewerber in einem schriftlichen Test und einer Sportprüfung beweisen. Bei der Sportprüfung fallen etwa 30 bis 40 Prozent durch, obwohl die Bewerber schon vorher wissen, welche Aufgaben sie erfüllen müssen. So müssen sie etwa 3.000 Meter in maximal 15 Minuten laufen oder 12 Liegestütze stemmen. Wer das schafft, wird anschließend auf seine psychologische Eignung geprüft. Erst wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, darf mit der Ausbildung selbst begonnen werden.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung