Der Kölner Dom ist Wahrzeichen, Weltkulturerbe und seit über 800 Jahren im Bau. Zwar wurde 1880 seine Vollendung gefeiert, aber wirklich fertig wird er vermutlich nie, denn Dombauhütte und Restauratoren befinden sich in einem permanenten Wettlauf mit Verwitterung und Umwelteinflüssen. Karsten Schwanke beobachtet im ZDF-Wissenschaftsmagazin "Abenteuer Wissen" am Mittwoch, 17. März 2010, 22.15 Uhr, dass der Verfall des Kölner Doms nur noch mit größten handwerklichen und technischen Anstrengungen aufzuhalten ist. "Dom, Steine, Scherben – Kölns Wahrzeichen bröckelt" – Steinmetze, Glaser, Schlosser und viele andere Handwerker haben auch in den kommenden Jahren viel zu tun.

Die Mauern des Doms bröseln
Abgase verbinden sich mit Regen zu ätzender Schwefelsäure. Eine brisante Mischung, die besonders kalkhaltige Mineralsteine und Bindemittel angreift. Die Geologin Esther von Plehwe-Leisen dringt mit Ultraschall und feinen Bohrern in den Kern von Strebemauern oder Skulpturen vor und kommt zu erschreckenden Erkenntnissen: Viele Steine sehen von außen noch intakt aus, aber im Innern bröselt es. Auf dem Dach liegen 500 Steinwürfel, alle mit chemischen Methoden vorbehandelt: Silikon, Acrylharz, Kieselsäureester sollen sie festigen. Esther von Plehwe-Leisen analysiert die Reaktionen und entwickelt Strategien, wie der Verfall aufgehalten werden kann. Die Abgase in der Luft greifen auch die 10.000 Quadratmeter großen Fensterflächen des Kölner Doms massiv an. "Fast alle Glasmalereien aus dem Mittelalter zeigen schwere Schäden", sorgt sich Dr. Ulrike Brinkmann, Leiterin der Domglashütte. Ein weiteres Problem sind feine Haarrisse. Zwar experimentiert die Dombauhütte jetzt mit einem in Karlsruhe eigens dafür entwickelten, neuartigen Nano-Kleber, aber alle Therapien sind wie moderne Medikamente: Sie haben meist auch unerwünschte Nebenwirkungen.

Rost macht den vor mehr als 100 Jahren verarbeiteten Eisenstangen zu schaffen: Sie korrodieren und drohen das Gemäuer zu sprengen, denn Eisenrost quillt bis auf das Siebenfache seines Ursprungsvolumens auf. Niemand weiß, wie weit der Rost das Metall schon zersetzt hat. Die Dombauhütte geht daher auf Nummer sicher und ersetzt alle zugänglichen Eisenteile durch Edelstahl. Ein enormer Aufwand. Wird dies den Dom aus seiner statischen Schieflage befreien?

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