Kaum zu glauben, aber wahr: Fatal Banal begann als Hochzeits-Gag. Als in dem damaligen studentischen Freundeskreis Ende der 1980er Jahre die ersten Hochzeitsglocken läuteten, spielten die anderen erstmals lustige Sketche. „Doch irgendwann hörten die Hochzeiten auf“, erinnerte sich heute Rainer Braun-Paffhausen. Weil die Lust am Sketch jedoch blieb, gründeten die katholischen Sozialarbeiter ihre erste eigene Karnevalssitzung – damals noch im Kölner Jugendpark vor rund 300 Zuschauern. Schon zwei Jahre später standen sie im Bürgerzentrum in Köln-Ehrenfeld auf der Bühne. Und dort spielen sie auch heute noch. „Wir wollen gar nicht größer werden, weil wir den direkten Kontakt zu unserem Publikum wünschen“, betont „Präsi“ Christoph Stubbe.

„Wir wollen nie aalglatt sein“
Neben Stubbe und Braun-Paffhausen sind noch weitere Gründungsmitglieder bis heute Fatal Banal treu geblieben, auch wenn das Projekt die Mitglieder fast das ganze Jahr einnimmt. Denn vom Text bis zur Aufführung organisieren, schreiben und proben die Mitglieder alles selbst. Zwar hat sich schon mancher Autor angedient, „am Ende fanden wir unsere eigenen Texte aber einfach besser“, so Susanne Hermanns. Die sind auch in diesem Jahr gewohnt kritisch und bissig. „Wir wollen nie aalglatt sein“, beschreibt der Präsi das Konzept. Auch in dieser Session wechseln sich kritische Lieder von Chanson bis Ska-Punk, Kabarett und Klamauk in einem bunten Mix ab. Trotzdem hat sich in den vergangenen 20 Jahren vieles geändert. Statt wie zu Beginn die Stücke an zwei Wochenenden einzustudieren, besteht Regisseur Joseph Viocaire heute auf zahlreiche Proben. Und natürlich haben die Künstler selbst in den Jahren viel gelernt. Die Texte sind kürzer, präziser und knackiger geworden. „Heute bezeichnen wir uns als semi-professionell“, sagt Stubbe. „Außerdem gehören heute nicht mehr nun Katholiken zum Team“, verrät er mit einem Augenzwinkern.  


Foto: Fatal Banal vor ihrem "Wohnzimmer", dem Bürgerzentrum Ehrenfeld


Von der Bundeswehr bis zum Mediterran-Express
Wie in den vergangenen 20 Jahren wird Stubbe als Präsi auch die Jubiläums-Sitzungen moderieren. Dabei stehen vor allem aktuelle Themen auf dem Programm. Die deutschen Bundeswehrsoldaten verlegen ihre Einsätze etwa in heimische Krankenhäuser, weil die Bundeswehr selbst abgeschafft wurde. Die Akropolis aus Athen ist im Discounter zum Schnäppchenpreis zu haben und die meisten deutschen Politiker treten mit 50 Jahren ihren Rücktritt an. Und auch in der Domstadt ist seit der letzten Nubbelverbrennung viel passiert. So sucht Roswita beispielsweise in Partnerbörsen für ihre Tochter Chantall dringend nach einem Mann, schließlich „ist sie schon 17 und hat noch immer keinen Freund“. Auf der Venloer Straße kämpft Kiosk-Besitzer Murat für das Kopftuchverbot und am Hauptbahnhof kommt nach langer Fahrt im „Mediterran-Express“ – mal war die Heizung kaputt, dann heizte sie wieder ordentlich auf über 50 Grad – eine Hessin in Köln an. Etwas entsetzt muss sie feststellen, dass die Stadt außerhalb der jecken Zeit nur halb so hübsch ist.

„Es ist Karneval, da feiert man nun mal“
Zum Abschluss darf es nach so viel Politsatire dann auch einmal melancholisch werden. Während drinnen schon mächtig gefeiert wird, sieht das Publikum zwei Kölner Jecken an Weiberfastnacht in der Warteschlange vor der Kneipe frieren. Nach Hause gehen kommt sie jedoch nicht in Frage. „Es ist Karneval, da feiert man nun mal!“, singen sie mit zittrigen Stimmen. Außerdem wärmt die Erinnerung das Herz: Denn vor 20 Jahren standen sie schon einmal kostümiert an diesem Ort und – herrlich ist die Narretei – bützen sich zum ersten Mal. Wen es nach den drei Stunden Sitzung nicht mehr auf seinem Stuhl hält, der kann nach dem bisschen „Jubliäumsschmalz“ das Tanzbein schwingen. Wie in den Vorjahren wird die Band nach der Vorstellung noch bis zu einer Stunde Live-Musik spielen, anschließend legt ein DJ auf.

Karten für den Narrenspaß gibt es am kommenden Samstag, 13. November 2010, von 11 bis 13 Uhr im Bürgerzentrum Ehernfeld und danach an allen bekannten Vorverkaufsstellen. Die Tickets kosten 24 Euro für Veranstaltungen an Wochentagen, für Sitzungen an Freitagen, Samstagen und den Karnevalstagen 26 Euro.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung