Das Gebäude der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main.

Frankfurt/Main | Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins bei 4,25 Prozent belassen. Das teilte die Notenbank am Donnerstag nach ihrer Ratssitzung in Frankfurt am Main mit.

Damit wurde die zuletzt unterbrochene Zinspause, die seit Oktober gelaufen war, wieder aufgenommen. Der ebenfalls wichtige Einlagezinssatz liegt weiter bei 3,75 Prozent – ihn bekommen Banken für ihr bei der Zentralbank geparktes Geld, auch Tagesgeldzinsen für Verbraucher bewegen sich mittelfristig meist in diesem Bereich.

Die neu verfügbaren Daten stützten weitgehend die bisherige Einschätzung der mittelfristigen Inflationsaussichten, schrieb die EZB bezüglich ihrer Entscheidung. Zwar seien einige Messgrößen der zugrunde liegenden Inflation im Mai aufgrund von einmaligen Faktoren leicht angestiegen, im Juni blieben die meisten Messgrößen aber unverändert oder gingen leicht zurück. „Die inflationären Auswirkungen des starken Lohnwachstums wurden wie erwartet durch Gewinne abgefedert. Die Geldpolitik sorgt dafür, dass die Finanzierungsbedingungen restriktiv bleiben.“

Zugleich sei der binnenwirtschaftliche Preisdruck weiterhin hoch, der Preisauftrieb bei den Dienstleistungen sei erhöht und die Gesamtinflation dürfte bis weit ins nächste Jahr über dem Zielwert bleiben. Der EZB-Rat sei „entschlossen, für eine zeitnahe Rückkehr der Inflation zum mittelfristigen Ziel von zwei Prozent zu sorgen“. Er werde die Leitzinsen so lange wie erforderlich ausreichend restriktiv halten, um dieses Ziel zu erreichen.

Die Festlegung der angemessenen Höhe und Dauer des restriktiven Niveaus durch den EZB-Rat werde auch in Zukunft von der Datenlage abhängen und von Sitzung zu Sitzung erfolgen. „Seine Zinsbeschlüsse werden vor allem auf seiner Einschätzung der Inflationsaussichten vor dem Hintergrund aktueller Wirtschafts- und Finanzdaten, der Dynamik der zugrunde liegenden Inflation sowie der Stärke der geldpolitischen Transmission basieren. Der EZB-Rat legt sich nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest“, so die Notenbanker.

Diese Entwicklung kommentiert Prof. Dr. Carsten Wesselmann, Chefvolkswirt der Kreissparkasse Köln: „Dass die EZB das Leitzinsniveau unverändert belassen hat, kommt nicht überraschend. Im Vorfeld der Sitzung haben führende Euroland-Notenbanker einhellig betont, dass sie es mit weiteren Zinssenkungen nicht besonders eilig hätten. Das Augenmerk richtet sich deshalb bereits auf das nächste Treffen Mitte September. Im Pressestatement zum heutigen Zinsentscheid haben die Währungsverantwortlichen einmal mehr die Datenabhängigkeit ihrer Entscheidungen unterstrichen. Vor allem die Dienstleistungspreise sollten dabei im Fokus bleiben. Während sich die Teuerungsrate der Industriegüter auf niedrigen Niveaus unter 1 % stabilisiert hat, liegt die Teuerungsrate der Dienstleistungen noch immer über 4 %. In dem arbeitsintensiven Sektor macht sich das in den vergangenen Jahren kräftig gestiegene Lohn- und Gehaltsniveau besonders bemerkbar. Zwar zeichnet sich für 2025 ein negativer Basiseffekt auf das Lohnwachstum ab, die demografisch bedingte Verknappung von Arbeitskräften dürfte jedoch für anhaltenden Lohndruck sorgen, welcher der EZB das Arbeiten schwer macht. Ungeachtet dessen bleibt die Tür für einen Schritt im September wohl geöffnet.“

Mit Material von dts nachrichtenagentur