Rosenkranzgebet im Kölner Dom.



Die Kirchen des Kölner Bistums werden ein tägliches Trauergeläut anstimmen. So will es Joachim Kardinal Meissner. Bis zum Tag der Beisetzung sollen um 12 Uhr für jeweils eine Viertelstunde die Totenglocken geläutet werden. Schon am Mittag will Kardinal Meisner nach Rom reisen.


Vor dem Dom, ca 22:00 Uhr


Medienrummel auf der Domplatte


Bayerns Ministerpräsident ordnete Halbmastbeflaggung an. Bundesinnenminister Otto Schily hat aus Anlass des Todes von Papst Johannes Paul II. für den 3. April 2005 und für den Tag der offiziellen Trauerfeierlichkeiten in Rom die Trauerbeflaggung der obersten Bundesbehörden in Berlin und Bonn angeordnet.

Der zentrale Gedenkgottesdienst wird in Berlin gehalten.

——–> > > Kondolenzschreiben des Bundeskanzlers Gerhard Schröder an den Dekan der Kardinalskonferenz im Vatikan, Kardinal Josef Ratzinger im Orignal-Wortlaut:

Eminenz,


im Namen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland sowie der Bürgerinnen und Bürger meines Landes übermittele ich unsere tiefe Trauer und unser Mitgefühl zum Tode Seiner Heiligkeit, Johannes Paul II.


Mehr als ein Vierteljahrhundert hat Papst Johannes Paul II. als hochgeachtetes und geliebtes Oberhaupt der katholischen Kirche durch sein unbedingtes und unermüdliches Eintreten für den Frieden, für Menschenrechte, Solidarität und soziale Gerechtigkeit gekämpft. Er hat das friedliche Zusammenwachsen Europas während seines Pontifikats in vielfacher Weise beeinflusst. Immer wieder hat er sich dafür eingesetzt, Lösungen für die Probleme der Menschheit mit Weisheit und Respekt vor den Kulturen und Traditionen der Völker zu entwickeln. Papst Johannes Paul II. hat Geschichte geschrieben; er hat durch sein Wirken und durch seine beeindruckende Persönlichkeit unsere eine Welt verändert.


Seine Heiligkeit wusste angesichts so vieler erbitterter Konflikte immer darum, wie schwierig und zugleich unverzichtbar es ist, dem Ideal der universellen Menschlichkeit nahe zu kommen. Stets hat er darauf hingewiesen, dass die Menschheitsfamilie eine Schicksalsgemeinschaft ist.


Deshalb trat er zu Recht ein für die gemeinsame Verantwortung aller Staaten für die Gestaltung unserer Zukunft. Sein beharrlicher Einsatz für den Frieden, den Papst Johannes Paul II. mit großer Klarheit zum Ausdruck gebracht hat, hat weltweit Beachtung und breite Anerkennung gefunden.


Papst Johannes Paul II. lagen die nachfolgenden Generationen in besonderer Weise am Herzen. Junge Menschen aller Kontinente zu Weltjugendtagen zusammenzurufen, wie es in diesem Jahr in Köln zum zwanzigsten Mal geschehen wird, war seine persönliche Initiative. An die Jugend richtete er sich in seinen jährlichen Botschaften zum Weltfriedenstag ebenso wie in den Friedenstreffen und Gebeten. Für seine Heiligkeit sind junge Menschen Hoffnungsträger gewesen. Sie werden seine Botschaft weitertragen.


 


In stillem Gedenken


Gerhard Schröder


Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland
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——–> > > Johannes Paul II: Leben und Pontifikat


18. Mai 1920: Karol Wojtyla wird im polnischen Wadowice bei Krakau geboren. Er ist der Sohn des Stabsoffiziers in der Verwaltung der polnischen Armee Karol Wojtyla sen. und der Emilia Wojtyla, geborene Kaczorowska.


1938: Abitur und Übersiedlung nach Krakau, wo Wojtyla das Studium der Philosophie und Philologie an der Jagiellonen-Universität beginnt.


1940-1944: Karol Wojtyla arbeitet unter der deutschen Okkupationsmacht in einem Kalksteinbruch bei Krakau, später in einer Fabrik für chemische Produkte Solvay und studiert heimlich weiter.


1. November 1946: Priesterweihe und Beginn des Studiums am „Angelicum“, der Päpstlichen Universität der Dominikaner in Rom.


1948: Promotion in Rom, der eine weitere in Krakau an der Theologischen Fakultät über ein moraltheologisches Thema folgt. Rückkehr nach Polen, Studenten- und Akademikerseelsorger und Seelsorgetätigkeit in der kleinen Landpfarre Niegowic, später an der Florianskirche in Krakau.


1953: Professur für Moraltheologie an der Theologischen Fakultät in Krakau.


1955: Habilitation an der Katholischen Universität Lublin über Max Scheler.


28. September 1958: Wojtyla wird als damals jüngstes Mitglied des polnischen Episkopats Weihbischof in Krakau.


13. Januar 1964: Ernennung zum Erzbischof von Krakau.


26. Juni 1967: Verleihung der Kardinalswürde durch Papst Paul VI.


16. Oktober 1978: Nach dem Tod von Johannes Paul I. wird Wojtyla als erster Pole zum Papst gewählt. Er nimmt den Namen Johannes Paul II. an. Der 265. Nachfolger des Apostels Petrus ist seit 1523 der erste Nicht-Italiener auf dem Heiligen Stuhl.


25. Januar 1979: Johannes Paul II. bricht zu seiner ersten Auslandsreise auf, die ihn in die Dominikanische Republik, nach Mexiko und auf die Bahamas führt.


4. März 1979: Veröffentlichung der ersten Enzyklika unter dem Titel „Redemptor hominis“ (Der Erlöser des Menschen), in der die weltweite Verwirklichung der Menschenrechte und die Achtung der Religions- und Gewissensfreiheit gefordert wird. 13 weitere Lehrschreiben folgen. Liste der Enzykliken: http://www.vatican.va/holy_father/john_paul_ii/encyclicals/index_ge.htm


2. bis 10. Juni 1979: Johannes Paul II. besucht erstmals als Papst sein polnisches Heimatland. Mit seiner Unterstützung für die 1980 gegründete Gewerkschaftsbewegung „Solidarnosc“ beeinflusst er maßgeblich den für die Entwicklung in Mittel- und Osteuropa wesentlichen politischen Umbruch.


13. Mai 1981: Johannes Paul II. wird bei einem Attentat auf dem Petersplatz schwer verletzt.


5. Januar 1983: Ein neues Kirchenrecht wird veröffentlicht. Es tritt im November in Kraft.


11. Dezember 1983: Johannes Paul II. besucht als erster Papst ein protestantisches Gotteshaus.


13. April 1983: Als erster Papst der Neuzeit besucht Johannes Paul II. ein jüdisches Gotteshaus, die Synagoge in Rom.


10. September 1983: Erste Reise des Papstes nach Österreich. Zwei weitere Besuche folgten 1988 und 1998.


27. Oktober 1986: Der Papst nimmt in Assisi am von ihm initiierten gemeinsamen Gebet der Weltreligionen für den Frieden teil.


30. Juni 1988: Nach unerlaubten Bischofsweihen kommt es zu einer Exkommunikation des traditionalistischen Erzbischofs Marcel Lefebvre und der drei von ihm geweihten Bischöfe.


1. Dezember 1989: Michail Gorbatschow besucht den Papst im Vatikan.


2. November 1992: Der 1632 von der Inquisition verurteilte Astronom Galileo Galilei wird rehabilitiert.


7. Dezember 1992: Johannes Paul II. stellt im Vatikan offiziell den neuen Weltkatechismus der katholischen Kirche vor.


15. Juni 1994: Israel und der Vatikan nehmen volle diplomatische Beziehungen auf.


22. Mai 1994: Im Apostolischen Schreiben „Ordinatio sacerdotalis“ stellte der Papst fest, dass sich die katholische Kirche nicht ermächtigt fühlt, Frauen zur Priesterweihe zuzulassen. Schreiben im Wortlaut: http://www.stjosef.at/dokumente/ordinatio_sacerdotalis.htm


21. bis 26. Januar 1998: Kuba-Reise. Forderung nach Freiheit für die Kirche, Demokratie sowie Aufhebung des US-Wirtschaftsembargos gegen die Insel.


24. Dezember 1999: Der Papst öffnet die Heilige Pforte im Petersdom und leitet damit das Heilige Jahr 2000 der katholischen Kirche ein.


12. März 2000: Mit Johannes Paul II. spricht erstmals in der Geschichte der Kirche ein Papst ein umfassendes „Mea culpa“ für die Fehler und Sünden von Christen in den zurückliegenden 2.000 Jahren aus.


21. bis 26. März 2000: Historische Reise nach Israel und ins Westjordanland. Höhepunkte sind die Besuche an der Klagemauer und in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem.


12. bis 13. Mai 2000: Der Papst besucht zum dritten Mal den portugiesischen Marienwallfahrtsort Fatima, um zwei der Seherkinder selig zu sprechen und um der Gottesmutter für die Rettung von dem Mordanschlag vom 13. Mai 1981 zu danken. Kurz darauf wird das so genannte dritte Geheimnis von Fatima mit einem Kommentar der Glaubens-Kongregation veröffentlicht.


1. Oktober 2000: Ungeachtet der scharfen Kritik aus Peking spricht Papst Johannes Paul II. 120 Katholiken heilig, die in China Christenverfolgungen zum Opfer gefallen sind.


6. Januar 2001: Mit der Schließung der Heiligen Pforte des Petersdoms beendet der Papst das Heilige Jahr 2000.


21. Februar 2001: Größtes Konsistorium der Kirchengeschichte. 44 Kirchenmänner werden in den Kardinalsrang erhoben.


4. bis 9. Mai 2001: Bei einer Pilgerreise nach Griechenland, Syrien und Malta entschuldigt sich der Papst in Athen für die Verbrechen der Kreuzritter im Jahr 1204. In Damaskus besucht Johannes Paul II. als erster Papst eine Moschee.


22. bis 27. September 2001: Besuch in Kasachstan und Armenien. Im armenischen Kirchenzentrum von Etschmiadzin feiert Johannes Paul II. erstmals am Altar einer anderen Kirche einen katholischen Gottesdienst.


11. Januar 2002: Errichtung von vier römisch-katholischen Diözesen in Russland mit Moskau als Metropolitan-Sitz. Scharfe Proteste der russischen Orthodoxie und restriktive Maßnahmen der Behörden.


24. Januar 2002: Friedensgipfel mit Vertretern der Weltreligionen in Assisi. Dabei fordern der Papst und die Vertreter zahlreicher Glaubensbekenntnisse nach den Terroranschlägen in den USA vom


11. September 2001 zu einer weltweiten Koalition für Frieden und Verständigung auf.


23. April 2002: Vor dem Hintergrund zahlreicher Skandale um den sexuellen Missbrauch von Minderjährigen durch Geistliche unterstreicht der Papst bei einem Krisengipfel mit der US-Kirchenführung im Vatikan, dass es in der Kirche keinen Platz für pädophile Priester gibt.


15. Mai 2002: Wenige Tage vor seinem 82. Geburtstag erklärt der Papst, nicht an einen Rücktritt zu denken. Er vertraue auf die „geistliche Unterstützung“ der Gläubigen im Gebet, „um getreulich in dem Amt fortzufahren, das der Herr mir anvertraut hat“.


16. Oktober 2002: Zu Beginn seines 25. Pontifikatsjahres reformiert der Papst das Rosenkranzgebet und fügt die so genannten „lichtreichen“ Geheimnisse hinzu.



Februar/März 2003: Der Papst möchte einen Angriff der USA auf den Irak verhindern und warnt vor den Folgen. Zwei Wochen vor Kriegsbeginn schickt er als seinen Sonderemissär Kardinal Pio Laghi zu US-Präsident George W. Bush. Laghi übermittelt Bush die Aufforderung Johannes Pauls II., „alles zu tun, damit ein Krieg im Irak vermieden wird“. Laghi übergibt dem Präsidenten bei der Begegnung die persönliche Botschaft des Papstes, in der es heißt, ein Krieg ohne Zustimmung der UNO wäre „unmoralisch, illegal und ungerecht“. Aus dem Weißen Haus heißt es danach, dass „tief gehende Meinungsunterschiede zwischen dem Heiligen Stuhl und Washington“ bestehen.


5. bis 9. Juni 2003: 100. Auslandsreise nach Kroatien.


22. Juni 2003: 101. Auslandsreise nach Banja Luka in Bosnien (Tagesvisite).


11. bis 14. September 2003: 102. Auslandsreise in die Slowakei. Letzte strapaziöse Mehretappen-Reise; der Papst schafft noch alle Programmpunkte.


4. Juni 2004: Johannes Paul II. fordert bei einer Audienz für US-Präsident George W. Bush eine rasche Normalisierung im Irak unter aktiver Teilnahme der UNO. Der Irak müsse schnell seine Souveränität wiedererlangen, sagte der Papst bei der Begegnung im Vatikan. Indirekt, aber unmissverständlich ging der Papst auch auf den Folterskandal im Irak ein. In den vergangenen Wochen seien „beklagenswerte Ereignisse“ publik geworden, die „das zivile und religiöse Gewissen aller erschüttert haben und die Verpflichtung auf gemeinsame menschliche Werte schwieriger machen werden“.


5. bis 6. Juni 2004: 103. Auslandsreise nach Bern in der Schweiz.


14. bis 15. August 2004: 104. Auslandsreise nach Lourdes in Frankreich.


Februar 2005: Krankenhausaufenhalte infolge der schweren gesundheitlichen Probleme werden unausweichlich.


13. März 2005: Der Papst kehrt von seinem letzten Aufenthalt in der Gemelli-Klinik in den Vatikan zurück.


31. März 2005: Der Gesundheitszustand Johannes Pauls II. verschlechtert sich. Der Papst empfängt die letzte Ölung und Krankensalbung.


2. April 2005: Papst Johannes Paul II. stirbt um 21.37 Uhr im Apostolischen Palast.