Der Autor und Illustrator des Buches: Heinz-D. Wilden

„Flönz“ ist nicht „Blotwoosch“

Ein Beispiel mag das belegen. Autor Wilden spricht mit einem Gast, der weist ihn auf den unsachgemäßen Begriff des Wortes „Flönz“ hin. Der ist aktuell in aller Munde, denn es gab einen „Flönz“-Wettbewerb der Fleischerinnung. Die behaupten, das sei der kölsche Begriff für Blutwurst. Autor Heinz-D. Wilden hält dagegen und nennt dies eine Fehlinterpretation des Wortes, denn richtigerweise bedeute „Flönz“ im Altkölnischen „Wurstreste“. Blutwurst sei aber nur „Blotwoosch“. Auf 94 Seiten setzt sich Autor Wilden, ordentlich nach Alphabet geordnet intensiv und lesenswert mit der Kölschen Sprache auseinander, die er bewusst Sprache und nicht Mundart nennt. Er selbst sagt von sich er können gar nicht kochen, sei aber ein leidenschaftlicher Genießer: „Essen und Trinken ist mein Hobby“. Und Begriffe rund ums Essen und Trinken sind vorgetragen in Mundart oder in kölscher Sprache emotionaler, musikalischer und es klingt leckerer, so der Autor.

Kostproben
Los geht es mit dem „Aal“, auf Kölsch „Ööl“, den Wilden als „ne jlitschije decke Wurm“ bezeichnet, „Aioli“ als „Knuvlaufzaus“ und „al dente“ als „knappich“. Dabei belässt es Wilden und das macht den Charme seines Büchleins aus nicht nur bei der reinen Begriffserklärung sondern erzählt zu jedem Begriff eine kleine Geschichte. Beim „Apfel“, „Appel“ klingt das so: „Dieser sündigen Obstsorte verdanken wir die Vertreibung aus dem Paradies und die katholische Kirche“. Darunter eine Illustration vom Autor selbst, der ausgebildeter Graphiker ist und dem schönen Zitat vom Marktstand: „Et sin die riefe Äppel, die einer anlaache“. Wilden ist ein Sammler eines verborgenen Schatzes, er ist der wie er sie nennt „Stadtsprache“ Kölsch auf den Fersen, der Sprache ohne Genitiv, aber mit eigener Grammatik.

Kölscher und Kölner, zwei Welten
Geboren ist Heinz-D. Wilden in Köln und damit, so der Definition von Henning Krautmacher nach Kölscher. Krautmacher definiert das so: „Der Kölsche von heute (ich sage mit Absicht „der Kölsche“, denn kölsch ist man von Geburt, und Kölner wird man per Bestätigung durch das Einwohnermeldeamt) ist mental und kulturell noch immer dem Mittelalter verhaftet, er muss nur bereit sein, diese Seite in sich ohne Scham (unverschämt) wieder aufzuschlagen.“ Und weiter zum Buch: „Mit Vergnügen wird er feststellen, dass die kölsche Köch (jeschwaad und jenüselt) Europäisches – um nicht zu sagen: Globales – zu bieten hat. Vaterstädtische Spezialitäten in muttersprachlichen Formulierungen (Modersproch es Fodersproch). Kölscher kann man qua dieser Definition also frühestens in der zweiten Generation werden, vorausgesetzt man ist ein Immi und zeugt Nachwuchs, hat dann aber das Recht sich als Vater oder Mutter einer Kölschen oder eines Kölschen zu bezeichnen.

Heinz-D. Wilden hat eine Handwerkslehre, dann eine Graphikausbildung absolviert und ein an der Rheinisch-Westfälischen Werbeakademie studiert. Er ist freier Autor und Regisseur, Trickfilmer und hat für den WDR unzählige TV Dokumentationen und Reportagen verfasst. Mit seiner Arbeit will Wilden auch einem Trend entgegenwirken, den er persönlich nicht gut findet: „Heute ist Kölsch eine Amüsiersprache und keine Umgangssprache mehr.“

Begleitet wurde die Lesung von einer Ausstellung von Martina Spiller. Die Diplom Designerin, die sich der Acrylmalerei verschrieben hat, zeigt Porträts. Aber nicht nur Menschenporträts sondern auch Schafsporträts. Denn Schaafe haben so entdeckte es die Künstlerin eine gleich hohe individuelle Gesichtsphysiognomie wie dies bei Menschen vertreten ist. Die Designerin malt seit 11 Jahren. Die Ausstellung ist in der Zoogastronomie noch bis zum 29. März 2009 zu sehen.

Für die Gäste der Lesung und Vernissage gab es vom Küchenchef der Zoogastronomie Michael Becker passend zum Thema kölsche Spezialitäten aus der Region. Unter den Gästen auch Karnevalsmottoqueen Marie Luise Nikuta und Dieter Steudter von den 3 Colonias.



Das Buch
„Brut un Wing jitt och en Zupp“
Heinz-D. Wilden
Verlag M. Naumann
ISBN 978-3-940168-18-4
1. Auflage 2008
www.vmn-naumann.de

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung