Die designierten Dreigestirne der Session 2024 in der ersten Reihe beim Domgottesdienst für Karnevalistinnen und Karnevalisten am 3. Januar 2024. | Foto: Grümer

Köln | LIVEBERICHT, Start: 18.30 Uhr, Ende: 19.35 Uhr | Der Kölner Dom war in den vergangenen Tagen im Fokus der Sicherheitsbehörden und Medien und er ist es immer noch. Heute wird ein besonderer ökumenischer Gottesdienst im Kölner Dom für die Session 2024 „Wat e Theater – wat e Jeckespill“ gefeiert. Er läutet die Session ein und die Jeckinnen und Jecken Kölns erbitten den Segen für die aktuelle Karnevalsession.

Kleine ruft zu aufmerksamen und achtsamen Leben auf

19.30 Uhr > In seiner Predigt erinnerte Kleine an Jona und den Walfisch. Diese Geschichte aus der Bibel sei ihm sofort in den Sinn gekommen sei, als er das neue Motto „Wat e Theater – Wat e Jeckespiel“ an Rosenmontag 2023 hörte. Kleine baute in seiner Predigt auf dieser Geschichte auf und verdeutlichte welche Rollen Menschen einnehmen können. Die, die eher zuschauen und die die aktiv sind, die aber auch wissen oder wissen sollten, dass man es eben nicht allen recht machen kann. Auch weil Menschen so verschieden sind. Kleine etwas süffisant: „Jonas der Täufer wäre Karneval in Urlaub gefahren, als Asket.“

Theater, da seien viele Menschen in der Zuschauerrolle. Sie sitzen im Publikumssessel und schauten auf Komödien oder trumpeske Dramen, die sich auf der Weltbühne abspielten. Viele Menschen unternehmen zu wenig, wenn sich die Dinge in die falsche Richtung bewegen. Es sei ein passives Zusehen, sich aus allem abzumelden, etwa aus der Demokratie, so als wäre das reine Unterhaltung, die den persönlichen Einsatz nicht erfordere. Zwar bekomme man heute durch die Nachrichten alles mit, aber es gebe die Wahrnehmung der einzelne kann nichts unternehmen und meint nicht Akteur zu sein, so Kleine. Die Menschen erlebten die Welt durch die Medien. Darum kümmerten sie sich nicht, meinten, sie könnten nichts tun. Sie halten Abstand und lassen nichts an sich heran. Als Beispiel führte Kleine die Kriege, den Antisemitismus, die hohen Umfragewerte einer in weiten Teilen rechtsextremistischen Partei an. Abstand halten scheint zu helfen, aber es hilft nichts, so Kleine: „Die Welt wird nicht besser, wenn wir passiv sind.“ Wir müssten aufstehen wo die Menschenwürde mit Füßen getreten werde, Verantwortung für den Mitmenschen übernehmen und dies nicht als Last, sondern als Chance erkennen. Eben nicht im Theatersessel sitzen, und die Welt zu kommentieren, wie die zwei aus der Muppetshow.

Kleine sagte, dass ihn das Grußwort des designierten Dreigestirns im diesjährigen Liederheft zum Domgottesdienst beeindruckt habe: „Vielleicht ist das ja die Gelegenheit, daran zu erinnern, dass wir alle – egal woher wir kommen und wer wir sind – alle zu einer großen Menschheitsfamilie gehören. Große, Kleine, Alte, Junge, Urkölsche und Immis. Wir freuen uns, mit Euch allen diesen Gottesdienst zu feiern und unsere Session unter den Segen Gottes zu stellen.“ Denn das Dreigestirn kommt aus der Familie Klupsch.

Jesus habe die Kälte zwischen den Menschen oder die Eigenliebe in allen Facetten kritisiert. Diesen Mangel an Liebe und Mitgefühl. Wir werden frei sein, wenn wir lieben, appellierte Kleine im Domgottesdienst 2023. Die Menschen seien aufgerufen zu einem aufmerksamen Leben. Hören auf den anderen und Gott. Endlich kapieren, dass wir alle gleich sind und nur die Liebe gewinnt. Freut Euch mit den Fröhlichen, rief Kleine den Anwesenden zu.

Karneval und die Kraft die er hat im Tanzen, im Singen und in der Klage, da könne man nur ausrufen: wat e herrlich Theater, wat e Jeckespill, Kölle Alaaf und Amen. Anschließend spielten die Domstädter „Liebe gewinnt“, den Song von Brings.

Die große Segnung

18.45 Uhr > Der katholische Dom- und Stadtdechant Robert Kleine begrüßte nicht nur die Anwesenden, sondern auch Mainzer und Düsseldorfer. In der ersten Reihe auch Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Der erste Höhepunkt des Domgottesdienstes ist die Segnung Karnevalskerze, die das Kinderdreigestirn im Vorfeld gestaltete. Das zeigt in diesem Jahr ein Konfettikreuz, eine Menschenkette und freundliche, fröhliche Gesichter sowie viel Konfetti. Kleine wünschte den Karnevalisten eine friedvolle Session. Im Rahmen der Segnung werden auch die Jecken gesegnet. Nass gemacht wird in diesem Fall der Festkomiteepräsident Christoph Kuckelkorn, der ebenfalls dreimal mit Wasser besprengt wurde. Jetzt brennt die Karnevalskerze im Kölner Dom. Zudem segnete Kleine die Plaggen der Karnevalsgesellschaften. 17 neue Plaggen wurden in diesem Domgottesdienst gesegnet, weil sie neu angefertigt wurden.

Gegen 18.20 Uhr begann der Einmarsch der Plaggeköpp. Der Domgottesdienst hat begonnen.

18.30 Uhr > Den Gottesdienst im Dom für Karnevalistinnen und Karnevalisten werden der evangelische Stadtsuperintendent Bernhard Seiger und der katholische Dom- und Stadtdechant Robert Kleine zelebrieren. Dazu werden Fürbitten der beiden designierten Kölner Dreigestirne kommen. Seine Teilnahme angekündigt hat auch der Präsident des Festkomitee Kölner Karneval Christoph Kuckelkorn. Den Einzug werden die Standartenträger der Kölner Karnevalsgesellschaften, die sogenannten Plaggeköpp mitgestalten. Deren Standarten werden gesegnet. Allerdings dürfen sie in diesem Jahr ihre Fahnen nicht schon vor dem Kölner Dom schwenken.

Es gibt vor dem Domgottesdienst polizeiliche Kontrollen, wie vor allen Gottesdiensten der vergangenen Tage. Zudem wurde zwischen der Kölner Polizeibehörde und den Karnevalsgesellschaften vereinbart, dass die Mitglieder der Traditionskorps auf das Tragen von Säbeln verzichten. Die Kontrollen gingen schnell voran. Es gab keine langen Schlangen bei den Kontrollen. Allerdings ist der Gottesdienst in diesem Jahr nicht so gut besucht, wie im vergangenen Jahr.

Im Liederheft des Domgottesdienstes betont Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, dass der Kölner Karneval in seinem dritten Jahrhundert nach Zählung des Organisierten Karnevals ein besonders treuer Begleiter in der Stadt sei. Karneval, so Reker, stehe für großen Zusammenhalt und stifte diesen. Musikalisch sorgen die Domstädter für den richtigen Ton.