Die Gummersbacher mussten wie erwartet auf die Routiniers Adrian Wagner und Viktor Szilagyi verzichten, die gar nicht erst mit nach Frankreich gefahren waren. Nándor Fazekas hatte sich auf der Nationalmannschaftsreise eine schwere Erkältung eingefangen, war aber pünktlich zum Spiel wieder fit. Auch Ivry musste auf einen wichtigen Mann verzichten: Rückraumspieler Fabrice Guilbert laboriert an einer Verletzung der Patellasehne im Knie und stand gar nicht im Kader.

Der VfL begann mit der erwarteten Aufstellung: Goran Stojanovic im Tor, davor Vedran Zrnic, Drago Vukuvic, Alex Alvanos, Kapitän Momir Ilic, Robert Gunnarsson und Audrey Tuzolana. Besonders Audrey hatte sich viel für das Spiel vorgenommen, war er doch erst im vergangenen Jahr von Ivry nach Gummersbach gewechselt. Auch für VfL-Coach Sead Hasanefendic war es ein Trip in die Vergangenheit: 1997 hatte er Ivry zur französischen Meisterschaft geführt. Der VfL wurde von 120 Fans begleitet, die von Spielbeginn ihre Mannschaft in der mit 1500 Zuschauern ausverkauften Halle lautstark unterstützten.

Das Hasanefendic-Team trat wieder in den gelben Jubiläumstrikots an, die erstmals im Achtelfinale gegen Magdeburg zum Einsatz kamen – und wieder brachten die Shirts Glück. Das Spiel begann für den VfL ganz nach Maß: Parade von Stojanovic, Tempogegenstoß und Tor von Gunnarsson. Der Gastgeber spielte wie erwartet mit einer offenen Deckung und lauerte auf schnelle Gegenstöße. Sobald Torwart Pocuca parierte oder der VfL den Ball verlor, ging es mit Tempo auf das Gummersbacher Tor. Doch die Oberbergischen stellten sich in der Anfangsphase schnell auf das Ivry-tpypische Spiel ein: Nach sieben Minuten führte der VfL mit 5:2. Doch die Franzosen blieben dran: Die Unkonzentriertheiten des VfL im Angriff wurden gnadenlos ausgenutzt: In der 10. Minute stand es 6:6.

Das Spiel wurde nun offener: Keine Mannschaft konnte sich einen größeren Vorsprung herausarbeiten. In der 17. Minute dann zwei Minuten für Ivry und Siebenmeter für den VfL: Ilic traf zum 10:8 für den VfL. Die Überzahlsituation blieb nicht lange bestehen, auch Geoffroy Krantz musste das Spielfeld für zwei Minuten verlassen. Die Strafe tat jedoch dem VfL eher gut: Das Team stellte sich immer besser auf die gegnerische Spielweise ein und hatte mit Goran Stojanovic einen sicheren Rückhalt im Tor. Das schlug sich auch auf das Ergebnis nieder: Nach 23. Minuten führte der VfL mit 13:9.

Als Krantz eine Minute später beim Stand von 13:10 seine zweite Zwei-Minuten-Strafe bekam, nahm Coach Hasanefendic eine Auszeit – und prompt traf Ilic zum 14:11 für die Oberbergischen. Der VfL ließ sich in dieser Phase nicht von der hektischen Spielweise Ivrys aus dem Konzept bringen und blieb nervenstark.  Die Mannschaft behielt die Ruhe, nutze eiskalt ihre Chancen und ging mit einem deutlichen 19:12 in die Pause.

Der VfL hatte auch in der zweiten Halbzeit den besseren Start: Nach Toren von Ilic und Gunnarsson wuchs der Vorsprung in der 33. Minute auf neun Tore an (12:21). Der VfL hielt Ivry halbwegs auf Distanz, nach 40. Minuten führten die Oberbergischen mit 24:18. Weil sich in dieser Phase jedoch die leichten Fehler häuften, nahm Hasanefendic eine Auszeit – das taktische Mittel griff zuerst nicht. Zu schludrig gingen die Gelben plötzlich mit ihren Torchancen um. Der Gastgeber witterte wieder Morgenluft, als Dore in der 43. Minute auf 19:24 verkürzte. Nach sechs torlosen Minuten brach Kapitän Momir Ilic in der 44. Minute den Bann und traf mit seinem bereits elften Tor zum 19:25. Beim Stande von 20:27 zogen die Schiedsrichter kurz danach die rote Karte gegen Vejko Indjic, der Ole Rahmel nach einem Tempogegenstoß umriss. 

In der Schlussphase erhöhte Ivry noch einmal das Tempo, doch der VfL behielt die Linie und hatte neun Minuten vor Schluss nach einem Siebenmeter des überragenden Momir Ilic eine komfortable 23:31-Führung inne. Nach einer Zwei-Minuten-Strafe gegen Jonathan Eisenkrätzer verkürzte der Gastgeber noch mal auf 24:31, doch der VfL ließ sich den Vorsprung nicht mehr nehmen und gewann das Hinspiel des EHF-Viertelfinales nach einer spielerisch und taktisch überzeugenden Leistung mit  27:33 – die Ausgangsposition für das Rückspiel am Samstag in der Eugen-Haas-Halle könnte besser kaum sein.
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VfL: Krantz (1), Vukovic (2), Stojanovic (Paraden:18/2), Ilic (13/3), Lützelberger, Eisenkrätzer, Gunnarsson (5), Teppich, Alvanos (6), Rahmel (1), Zrnic (2), Tuzolana (3)
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Ivry: Indjic (2), Poulin (5), Querin (1), Crepain (5), Marroux (4), Guillard, Bonin, Bataille, Staigre, Dore (8/2 ), Smajilagic (2)
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Strafzeiten: Ivry: 6/VfL:10
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Stimmen zum Spiel:
Sead Hasanefendic (Trainer VFL): Hätte mir jemand vor dem Spiel gesagt, dass wir hier mit sechs Toren Vorsprung gewinnen, wäre ich hoch zufrieden gewesen. Doch nun muss ich sagen, dass wir mit mehr Konsequenz und Konzentration noch höher hätten gewinnen können. Dann wäre die Aufgabe für das Rückspiel noch leichter geworden. Wenn wir die Chancen besser genutzt hätten, wäre noch mehr drin gewesen. Wir haben ein hohes Tempo gespielt, ich hoffe, meine Mannschaft hat noch genug Kräfte für das Spiel in Wetzlar am Mittwoch. Da werde ich vielleicht ein paar frische Leute bringen, weil so eine Reise doch immer anstrengend ist. Fremdes Hotel, fremdes Bett und anderes Essen als gewohnt, dazu noch die Zeitumstellung, das schlaucht schon ein bisschen.
 
Audrey Tuzolana, VFL: Ich bin sehr froh, dass ich heute mit meiner neuen Mannschaft gegen meine alte Mannschaft gewinnen konnte. Wir haben ein gutes Spiel gezeigt, ich bin sehr zufrieden. Ich glaube, auch die französischen Zuschauer hatten trotz der Niederlage von Ivry ihren Spaß.

[ag; Quelle: VFL Gummersbach]