23:17 Uhr > EHEC-Krise: Berliner Charité kritisiert Robert-Koch-Institut
Das Berliner Universitätsklinikum Charité hat das EHEC-Krisenmanagement der zuständigen Forscher kritisiert. Der Ärztliche Direktor der Charité, Ulrich Frei, sagte dem "Tagesspiegel", es mache ihn "unruhig", dass der EHEC-Ausbruch seit Anfang Mai laufe, "wir aber außer den verdächtigen Gurken aus Spanien noch immer keinen Hinweis auf die originäre Erregerquelle haben". Frei kritisierte in dem Zusammenhang die Arbeit des Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI), das als Bundesinstitut für Infektionskrankheiten für die Bekämpfung des aggressiven Darmkeims EHEC zuständig ist. Die Charité habe erst in dieser Woche Fragebögen für die EHEC-Patienten zugeschickt bekommen. "Das reicht nicht. Man hätte die Patienten interviewen sollen." Es sei auch nicht erkennbar, was das Robert-Koch-Institut erarbeite. "Wir brauchen eine bessere Informationspolitik für den Bürger." Das Robert-Koch-Institut wies auf Anfrage die Vorwürfe zurück. Man habe nach dem Ausbruch von EHEC zügig gehandelt, sagte RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher. Auch das Bundesgesundheitsministerium widersprach der Charité. Alle zuständigen Behörden hätten "sehr schnell" gehandelt und würden "eng verzahnt" miteinander arbeiten, sagte ein Sprecher der Zeitung.

17:10 Uhr > Gesundheitsamt Köln: Derzeit 17 bestätigte Fälle von EHEC in Köln  |  Weitere 6 Verdachtsfälle von EHEC und ein HUS-Verdachtsfall werden überprüft

In Köln sind derzeit 17 Fälle von Erkrankungen durch das Bakterium Enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC) bestätigt. Darunter ist eine Patientin, bei der die Darmerkrankung einen schweren Verlauf genommen hat, sie leidet an dem Hämolytisch-Urämischen-Syndrom (HUS). Ihr Zustand ist seit Tagen kritisch, aber unverändert. Unter den 17 bestätigten Fällen sind zwölf Frauen und fünf Männer. Das Alter der Erkrankten liegt zwischen 17 und 83 Jahren, außerdem sind ein knapp ein Jahr altes Kleinkind betroffen sowie ein vierjähriges Kind. Zu den 17 bestätigten EHEC-Fällen kommt ein neuer HUS-Verdachtsfall bei einer Frau hinzu, hier werden die Laborwerte in Kürze erwartet. Von den 17 bestätigten Fällen werden 13 Patienten in Krankenhäusern und vier Personen ambulant behandelt.

Neben den bestätigten Erkrankungen sind dem städtischen Gesundheitsamt derzeit weitere sechs EHEC-Verdachtsfälle bekannt. Hier muss noch eine Laboruntersuchung nachweisen, ob der Erreger diese Erkrankungen ausgelöst hat oder nicht.

16:55 Uhr >Jeder zweite Deutsche stellt aufgrund der derzeitigen EHEC-Epidemie seine Ernährung um
Das hat eine Forsa-Umfrage im Auftrag des Wissenschaftsjahres Gesundheitsforschung ergeben. Fast alle haben demnach von dem gefährlichen Bakterium EHEC gehört, große Sorgen um seine Gesundheit macht sich allerdings nur ein geringerer Anteil der Deutschen. 40 Prozent sind wenig und 34 Prozent fast gar nicht besorgt. Das liegt auch daran, dass sich rund Dreiviertel der Befragten als gut informiert betrachten. 59 Prozent der Frauen und 41 Prozent der Männer gaben an, aufgrund der aktuellen Situation ihre Ernährung umgestellt zu haben. So meiden sie vorsorglich den Verzehr roher Tomaten, Salatgurken und Blattsalaten. 27 Prozent der Befragten ergreifen verstärkte Hygiene- Maßnahmen und achten besonders darauf, die Hände oft und gründlich zu reinigen.

EU-Kommission bezeichnet Russlands Importverbot für EU-Gemüse als ‚"unverhältnismäßige" Maßnahme

Die EU-Kommission hat den Ton gegen Russland verschärft und die Rücknahme des Importverbots für Gemüse aus der Europäischen Union gefordert.In einem Brief an die russische Regierung habe EU-Verbraucherkommissar John Dalli darauf hingewiesen, dass sich die Seuche lediglich auf ein eng begrenztes Gebiet in Norddeutschland beschränke. Die Behörde bezeichnete das Importverbot als "unverhältnismäßige" Maßnahme. "Testergebnisse der zuständigen Behörden haben gezeigt, dass Gurken nicht für Infektionen mit Ehec-Darmbakterien verantwortlich sind", schrieb Dalli in seinem Brief weiter. Des Weiteren seien alle Handelspartner stets vollständig und transparent über alle neuen Erkenntnisse informiert worden. Erst am Vorabend hatte die Kommission die europaweite Warnung vor spanischen Gurken aufgehoben. Nachdem Russland zunächst Gemüse aus Deutschland und Spanien aus allen Supermärkten entfernen ließ, darf derzeit kein frisches Gemüse die Grenze passieren.

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