Die Gravuren an diesem Ziborium aus St. Mariae Himmelfahrt sind einzigartig

Meisterliche Details

Domprobst Dr. Norbert Feldhoff freute sich besonders die Ausstellung, anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Domschatzkammer, zeigen zu können. Denn dort steht ein Stück, dass aus der Kirche stammt, in der der Domprobst seine Erstkommunion erhielt. Es ist eine Ziborienmonstranz, die als Leihgabe aus der Pfarrei St. Pankratius, Körbecke und Leihgabe des Erzbischöflichen Diözesanmuseum ins Paderborn den Weg zurück nach Köln fand. Diese Monstranz gehört zu den ältesten eucharistischen Monstranzen in Westfalen und folgt einem Stilmittel, dass viele der goldenen Kultgefäße prägt. Sie sind im Stil der gotischen Architektur gestaltet und bilden diese in Miniaturform ab. Dombaumeisterin Schock-Werner führt dieses Stilmittel auf die Fertigstellung des Kölner Domchores zwischen 1248 und 1322 zurück, das als einzigartiges Beispiel gotischer Kathedralarchitektur Einfluss auf die gesamte mittelalterliche Kunst nahm. Es sind vor allem die Details, die faszinieren und daher ist der Ausstellungsraum, die Bibliothek der Domschatzkammer, mit ihrer kleinräumigen Intimität ein hervorragender Ort, da er konzentrierte Betrachtung erst möglich macht. Es ist eine Entdeckungsreise der besonderen Art: Da schweben Engel auf den Pfeilern, deren Köpfe nicht viel größer als Stecknadelköpfe sind und dennoch individuelle Züge tragen und detailreich ausformuliert sind. Oder das Ziborium aus St. Mariae Himmelfahrt in Rees zeigt Gravuren die mit unglaublicher Meisterschaft der Hand künstlerisch ausformuliert sind und an die Kupferstiche großer Meister erinnern. Viele dieser Stücke sind so noch nie gezeigt worden und können auch nicht besichtigt werden, denn sie werden auch heute noch in Gottesdiensten eingesetzt. Überzeugend ist auch der gute Erhaltungszustand der meisten Stücke, die ja schon Jahrhunderte alt sind.


Erstmals gemeinsam zu sehen das Büstenreliquiar des heiligen Kornelius aus der Benediktinerabtei Kornelimünster in Aachen und das Horn des heiligen Kornelius aus St. Severin im Vringsveedel.

Die "Hörnchensmesse" von St. Severin – eine gesamtstädtische Wiederentdeckung einer kölschen Tradition
Besonders beeindruckend in zweierlei Hinsicht sind die Reliquiengefäße des heiligen Kornelius. Zum einen zeigt die Ausstellung das Büstenreliquar des heiligen Kornelius. 253 erlitt Papst Kornelius den Märtyrertod und seine Reliquien gelangten gemeinsam mit denen des heiligen Bischofs Cyprianus um 875 aus der Compiègne in die heutige Benediktinerabtei Kornelimünster, Aachen, und gaben diesem auch seinen Namen. Zwischen 1350-1360 ist für die Schädelreliquie die Büste entstanden, die heute als eines der Hauptwerke gotischer Goldschmiedekunst gilt. Diese Büste wurde seit 1978 nicht mehr öffentlich ausgestellt und wird eigentlich nie ausgeliehen. Domprobst Feldhoff: "Wir hatten Beziehungen". Das diese Büste gezeigt werden kann ist in doppeltem Sinn schön, denn mit ihr wird das Horn des heiligen Kornelius gezeigt. In einem Büffelhorn mit Silber und Goldapplikationen, verschlossen durch ein silbernes Gitter, befinden sich ebenfalls Reliquien des heiligen Kornelius, aber auch der Heiligen Hubert, Servatius, Elisabeth, Severin und der 11.000 Jungfrauen. Die des Severin wurden erst 1829 hinzugegeben. Dieses Horn, das vormals im adeligen Besitz war und dort als Signalhorn bei der Jagd oder als Trinkgefäß diente, kam 1645 in die Kirche St. Severin im Vringsveedel. Dort wird das Horn heute noch einmal pro Woche, bei der im Volksmund so genannten "Hörnchensmesse", auf den Altar gestellt. Am Ende dieser Messe umschreitet die Gemeinde dann den Severinschrein in einer kleinen Prozession. Eine Tradition die aus dem 17. Jahrhundert stammt und von Pfarrer zu Pfarrer bis heute weitergegeben und gelebt wurde. Am 14. Dezember 2010 kommt die Gemeinde in die Marienkapelle des Domes um dort die "Hörnchensmesse" zu zelebrieren, denn das Reliquiengefäß befindet sich ja aktuell in der Domschatzkammer.


Silbermadonna mit Stifter aus dem Aachener Domschatz

20 Stücke hat man insgesamt zusammengetragen, darunter auch der Siegelstempel der Stadt Köln, ein Kelch aus St. Maria im Kapitol, eine Paxtafel aus St. Johann Baptist oder eine prächtige Chormantelschließe aus dem Aachener Domschatz. Köln war in der Hochgotik ein führendes Zentrum der Goldschmiedekunst. Viele der mittelalterlichen Stücke allerdings überlebten die Kriege nicht, oder wurden in schlechten Zeiten eingeschmolzen. Die meisten Stücke allerdings gingen in der Phase der Säkularisation als Folge der Französischen Revolution verloren. Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner freute sich besonders über den guten Zustand der Domschatzkammer nach 10 Jahren und noch heute würde das Konzept der Gesamtgestaltung hochgelebt. Mit rund 100.000 Besuchern sei man zufrieden, aber es könnten auch noch ein paar mehr sein, so die Dombaumeisterin.

"Verborgene Schätze – Meisterwerke gotischer Goldschmiedekunst aus Köln"
Ausstellung in der Schatzkammer des Kölner Domes | Bibliothek
Die Ausstellung ist vom 3. Dezember 2010 bis zum 3. April 2011 geöffnet.
[Nicht alle Objekte werden die gesamte Zeit gezeigt]
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen
Öffnungszeiten: täglich 10-18 Uhr
Öffentliche Führung: jeden Do. 15 Uhr
Anmeldung und Information für Gruppenführungen: 0221/17940555 [Mo.-Do. 10-13 Uhr]
Eintritt: 4€ | 2 € (ermäßigt)
Familie 2 Erw | 2 Ki: 8 €

Mehr Infos: www.domschatzkammer-koeln.de

Wer sich für den Kölner Dom engagieren will:
Zentraler Dombauverein: www.zdv.de

[ag]