300 Türen und jetzt noch eine mehr
Domprobst Dr. Norbert Feldhoff brachte es bei seiner kleinen Ansprache auf den Punkt. Keiner hätte geglaubt, dass man obwohl der Dom schon rund 300 Eingänge hat noch einen weiteren benötige. Und dieser neue Eingang ist besonders gut gelungen und von städtebaulich herausragender Qualität. Einer Qualität, die auch schon die Treppe hat und die man sich im gesamten Domumfeld wünscht. Ein Gewinn für den Dom, aber ganz besonders auch für Köln und NRW. Denn dieses Entree nutzen vor allem Touristen. 500.000 an der Zahl in jedem Jahr, die einmal auf den Turm steigen und die 509 Treppenstufen bewältigen wollen. Das war auch das Problem, denn dieser ungeheure Ansturm störte die Ruhe, Besinnung und Einkehr im Gotteshaus Dom.

Die Architektur
Den Turm auf diese Art und Weise erschließen zu können, verdankt man einer archäologischen Grabung aus dem Jahr 1994. Hier entdeckte man zwischen dem südlichen und dem nördlichen Fundament des Südturmes einen „Fundamentraum“. So erreicht der Besucher die tiefer gelegene Ebene und Eingangsbereich wahlweise über eine Freitreppe, oder einen Aufzug. Dieser so genannte „Tiefhof“ bietet auch einen Zugang zur Dom-Tiefgarage und eine behindertengerechte Toilettenanlage. Durch einen mit Licht durchfluteten Vorraum kommt man durch die Fundamentbohrungen, die sichtbar sind und einen tollen Eindruck von den gewaltigen Dimensionen des Domfundaments bieten in einen weiteren Raum. Dort löst man sein Ticket für die Dombesteigung. Eine Treppe führt dann in den Turm. Es sind also jetzt ein paar Stufen mehr geworden. Die Bohrung geht aber auch durch das nördliche Fundament und eröffnet so die Möglichkeit die archäologischen Grabungen im Dom sichtbar zu machen. Hier sollen auch jeden Nachmittag um 15 Uhr öffentliche Führungen für bis zu 20 Personen angeboten werden.

Gestaltet wurde der Neubau von Kaspar Kraemer Architekten, die 2006 den Wettbewerb gewonnen hatten. Ab da ging alles relativ schnell, allerdings dauerte es insgesamt an die 10 Jahre bis man die jetzt gefundene Lösung realisiert hatte. Die Gestaltung folgt dem Prinzip „Weniger ist mehr“. Naturstein als Wand, Boden- und Dachbekleidung, poliertes Messing für Elemente wie Türen, Verblendungen, Handläufe, Lampenfassungen und anthrazitfarbene Fassaden und Geländerelemente. Das gesamte Ensemble wirkt edel und hochwertig, nicht zuletzt wegen der Materialien und gibt dem städtebaulichen Durchblick auf das Römisch-Germanische Museum zwischen Dom und Domhotel den richtigen Rahmen. Als nächstes soll die hinter dem Domkiosk liegende Papst-Terasse und der Petrusbrunnen fertig gestellt werden und am Ende sogar wieder sprudeln.

Offen gelegt: Die archäologischen Grabungen im Dom.
Durch den zweiten Durchgang im Nordturm, der gleichzeitig auch den Fluchtweg darstellt, sind die archäologischen Grabungen im Dom jetzt zugänglich. Die archäologische Zone unter dem Dom ist allerdings nur im Rahmen von Führungen möglich. Allerdings kann auch der Turmbesteiger einen Blick erhaschen, denn ein Einblick ist gestattet. Zu sehen ist unter anderem die Apsis des Alten Doms (873 geweiht) zu sehen. Dort steht auch das bei Ausgrabungen entdeckte provisorische Westportal des Domes aus dem 16. Jahrhundert, das man wieder aufgerichtet hat.

Positive Nebeneffekte
Der Neubau hat aber auch einen positiven Nebeneffekt. Durch den Aufzug ist die Tiefgarage für Behinderte noch besser erreichbar und es gibt nun hier im öffentlichen Raum auch eine Behindertentoilette. Die Kosten für das Bauwerk belaufen sich auf rund 5 Millionen Euro. Dazu hat auch das Land Nordrhein-Westfalen einen nicht unbeträchtlichen Beitrag geleistet. Bauminister Lienenkämper machte deutlich, dass er und das Land die Verbesserung des Domumfeldes aktiv unterstützen wollen, da der Dom das Baudenkmal Nummer Eins in Nordrhein-Westfalen sei. Denkmäler seien kein Luxus sondern dazu da das wir Fragen an die Vergangenheit stellen und diese durch Denkmäler beantwortet bekämen, verdeutlichte Lienenkämper seine Ambitionen. Oberbürgermeister Schramma lobte die gute Zusammenarbeit zwischen Stadt und Metropolitankapitel bei der jetzt abgeschlossenen Baumassnahme.

Die Fundamente des Südturmes
Der untere Bereich des Südturmfundamentes ist als so genanntes Blockfundament errichtet. Es ist ein geschlossener Mauerblock, der größer ist, als das darüber liegende Bauwerk. Im oberen Bereich handelt es sich um ein Kastenfundament, dass mit Erde verfüllt war und 1990 bei archäologischen Grabungen freigelegt wurde. Die Tiefe der Fundamente beträgt rund 16 Meter, dabei ist das Blockfundament rund 11,50 Meter tief und das Kastenfundament 4,50 Meter. Die Stärke der Mauern im Kastenfundament beträgt im Süden 12 Meter und im Norden 7,20 Meter. Die Fundamente sind aus Basaltblöcken, Tuffstein und Kalkmörtel zusammengesetzt.

Der älteste Teil ist wohl die südliche Fundamentmauer die um das Jahr 1340 datiert wird. Bei dem Kastenfundament geht man davon aus, dass es in den Jahren 1349-1362 entstanden ist, weil man 1994 in der Verfüllung des Kastenfundaments eine Münze des Erzbischofs Wilhelm von Gennep gefunden hat. Die wurde 1357 in der Münzstätte Riehl geprägt. Beim Fundament für den zentralen Turmpfeiler das wahrscheinlich später im Zusammenhang mit der Aufhängung der Glocken entstanden ist, geht man von einer zeitlichen Datierung um 1437-1438 aus.
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Infobox:
[Alle Preise Stand 1.4.2009]
Turmbesteigung
Erwachsene: 2,50 €
ermäßigt: 1,00 €
(Schüler, Studenten, Schwerbehinderte)
Gruppen Erwachsene: 2,00 € (ab 10 Personen)
Familienkarte: 5,00 €
Kombikarte: 5,00 €
Kombikarte ermäßigt: 2,50 €
Familien-Kombikarte: 13,00 €
(Schatzkammer/Dombesteigung)
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Öffnungszeiten täglich
Januar-Februar: 9-16 Uhr
März-April: 9-17 Uhr
Mai-September: 9-18 Uhr
Oktober: 9-17 Uhr
November bis Dezember: 9-16 Uhr
Karfreitag geschlossen
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Anzahl der Stufen
Turmwendeltreppe: 509
insgesamt: 533
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Anzahl der Besucher (1.4.2009]
Turmbesteigung: 500.000-600.000 (Tendenz steigend)
Grabungsbereich: 18.000
Dom insgesamt: 6-7 Millionen (geschätzt)
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Glockenführungen
Der Glockenstuhl ist an allen Sonn- und Feiertagen bis 12:30 Uhr geschlossen. Besucher die gerne einmal das Läuten der Glocken erleben möchten, können sich bei der Dombauverwaltung zu Glockenführungen anmelden, die an Werktagen angeboten werden. Anmeldung unter Tel.: 0221/17940-555 (Telefon besetzt, Montag bis Donnerstag 10-13 Uhr)
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Grabungsführungen
Jeden Tag bietet die Dombauverwaltung eine tägliche öffentliche Führung durch die archäologischen Ausgrabungen an. Die Führungen beginnen jeweils um 15 Uhr. Interessenten melden sich einfach an der Kasse für die Turmbesteigung an. Es können maximal 20 Personen teilnehmen. Die Führung kostet pro Person 10 Euro. Weitere öffentliche Grabungsführungen werden durch das Domforum angeboten. Anmeldung unter 0221.925847-20. (Das Telefon ist von Montag bis Freitag von 10-18:30 Uhr besetzt.) Gruppenführungen können bei der Dombauverwaltung gebucht werden. Anmeldung unter 0221.17940-555 (Telefon besetzt Montag bis Donnerstag von 10-13 Uhr).
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Wer sich für den DOM engagieren will sollte sich mit dem Zentral-Dombau-Verein zu Köln in Verbindung setzen:
www.zdv.de

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung