Dicht gedrängt sitzen die Musiker und spielen „Thank you for the music“

Für alle die, die die Domstädter nicht kennen, das ist ein Blasorchester, Musikzug, eine Big Band, die mit Abstand die professionellste und engagierteste Blasmusik in und um Köln machen. Blasmusik?, stecken Sie die Domstädter bitte jetzt nicht in eine miefige, piefige Schublade. Damit liegen Sie falsch, mit diesem Bild von schiefspielender Männerkapelle, die mit roten Köpfen von Feuerwehrfest zu Schützenvereinsfest zieht und dort für eine Handvoll Bier schreckliche Töne produziert. Kommen Sie mit uns zur Dienstagsprobe:




Da rummst nicht das ganze Orchester auf einmal los, nein teilweise werden die Sätze für die einzelnen Instrumente allein gespielt, der Rest des Orchesters hört aufmerksam zu


 



Dirigent Thomas Sieger hat ein fantastisches Gehör,  mit dem Schnippen seiner Figner gibt er exakt den Takt vor


19:30 Uhr, die Probe beginnt.


Alle sind da. Und es wird bis 22:00 Uhr geübt, nur eine kleine Pause gemacht. Natürlich trinkt man das ein oder andere Kölsch, das macht die HipHop-Band aber auch. Dirigent Thomas Sieger, wer ihn einmal erlebt hat weiß das, ist mit Herz, Seele und Kopf voll dabei. Stellen Sie sich 8 Trompeten, 4 Saxophone vor, alle spielen in einem 30 qm Raum. Dann der Zwischenruf des Dirigenten: Macht doch bitte das Handy aus… Das Gehör des Meisters. Sieger, der so eben nebenbei mal eine Tenortrompetensolo stimmlich imitiert, verlangt Leistung und schafft es das Orchester zu begeistern, zu motivieren… Aber eigentlich ist das gar nicht nötig. Thomas Sieger ist beseelt von Musik und das nicht nur auf der Bühne in der Öffentlichkeit, nein auch auf der Probe, wo keiner zuschaut… aber er hat nicht nur Talent, er kann es.


 



 



Ganz konzentriert warten die Saxophonistinnen auf Ihren Einsatz


 


Heute probt man Nenas 99 Luftballons, Azzuro, und viele andere Stücke. Dirty Notes sind gefragt, rockiger Rhythmus und die Posaunen könnten ein bischen mehr grooven im Bass, Sieger sagts, setzt sich an das Schlagzeug und spielt Rock´N Roll. Also nichts von UMPFTA TATA…


 



Trompetensolo beim Dirigenten


 



Michaela, 18, seit 7 Jahren begeisterte Domstädterin


 


Keine Nachwuchssorgen


Über 25 junge Leute sind heute bei den Domstädtern dabei, der Jüngste sechs Jahre. Mit elf Jahren kann man im Orchester bei den Domstädtern anfangen. Vorraussetzung, man muss ein Instrument spielen und Noten lesen können. Am besten lassen wir doch mal Possaunistin Michaela zu Wort kommen. Mit 11 Jahren hat Sie bei den Domstädtern angefangen. Jetzt ist sie seit sieben Jahren dabei. Hi-Lights sind die Auftritte. Michaela bekommt leuchtende Augen: Kölnische und Brunosaal. „Im Brunosaal, am Karnevalssonntag der traditionelle Abschluss der Saalsession für die Domstädter, da wird Musik gemacht, improvisiert. Da kommt man nicht mehr mit seinem eigenen Instrument aus dem Saal, letztes Mal hatte ich eine Posaune in der Hand“, erzählt Michaela. Nicht so sehr der Rosenmontagszug, sondern der Ehrenfelder Dienstagszug mach Michaela Spaß: „Da können wir Kamelle und Strüßjer werfen und das ist super“. 


 



Karl Hanfland, läßt sich keinen Auftritt der Domstädter entgehen 


 


Offen und Musikverrückt


Auch Karl Hanfland, seit 2,5 Jahren bei den Domstädtern ist von dem Spirit der hier herrscht begeistert. Und das obwohl er nun schon seit 30 Jahren Musik macht. 127 Auftritte hat er in einem Jahr absolviert und jeder einzelne war für ihn eine Freude. Mittlerweile spielt auch seit einem Jahr seine Frau bei den Domstädtern. „Das Orchester ist unsere zweite Familie“, so Hanfland. Da muss man schon Musikverrückt sein. Aber nicht nur die Musiker sind voll bei der Sache.


 



So klassisch kennt man die Domstädter mit den grünen Uniformen


 


Ilse Österreicher, sie fungiert als Zeugwart und kümmert sich um die Ausstattung und die Uniformen der Domstädter. Sie ist die Fahnenträgerin. Und damit war Sie die erste Frau die eine Fahne trug. Bei so viel Emanzipation gabs schon mal zu hören: „och da kütt ene Frau“. Mittlerweile ist sie voll akzeptiert, auch bei den Plaggeköpp, deren Mitglied sie ist. Wenn sie fehlt fragen die Herren schon mal „wo ist die Ilse denn heute“. Auf den Zügen trägt sie die Fahne, die 8,5 kg wiegt aber nicht. Das macht dann immer ein starker junger Mann.






 


 


Kein miefiger Verein


So wie das Zuhause der Domstädter nicht dem miefigen Bild von Verein entspricht, so vergessen Sie einfach Ihr tradiertes und veraltetes Bild von Blasmusik. Das soll nicht heißen die Domstädter können keine traditionelle Blasmusik machen. Das geht gar nicht, undenkbar, so musikalisch und tief ist man hier der Musik verbunden. Vergessen Sie den Mief den Sie mit Verein assozieren. Offene, kritikfähige Strukturen die auf hohe musikalische Flughöhe zielen werden hier gelebt. Und das Wichtigste ist, jeder findet hier seinen Platz und wird geachtet.




Freude und Spaß an handgemachter Musik




 



Eine Reihe Trompeten durch den ganzen Raum


 


Dieter Kaiser, der Vorsitzende der Domstädter, ist der Motor und Macher im Hintergrund. Er ist es, gemeinsam mit Thomas Sieger, dem Dirigenten, dem es gelungen ist die Domstädter von einer fast ausschließlich karnevalistisch geprägten Blasmusikgruppe zu einem modernen Orchester zu formen. Konsequent entwickeln Kaiser und Sieger das Orchester weiter: Es gibt ein Sommerprogramm, konzertante Stücke, Pop und U-Musik werden eingeflochten, das Repertoire erweitert. Um es später vielfältiger einzusetzen.


Die ersten Schritte Richtung BigBand sind getan, eine E-Gitarre gefunden. Denn dahin könnten sich die Domstädter entwickeln. Musikalisch dürfte Ihnen das leichtfallen.

Karneval ist Spaß und ein fester Bestandteil der Domstädter, man will sich aber nicht nur auf den Karneval reduziert sehen. Kaiser schwärmt auch von dem Auftritt der Domstädter bei der Kölnischen Karnevalssonntag. Letzte Session war man mit den Freunden aus England, Schottland und der Schweiz mit 170 Musikern auf der Bühne des Sartory. „Ich würd da auch mit 500 Musikern auftreten“ sagt Kaiser und lacht. Mit Sorge beobachtet er, daß ein Orchester, oder Musikzug wie die Domstädter keine Lobby mehr haben. Da wird ein Buch herausgegeben das heißt mit „Pauke und Trompete“, da kommt dann nur die „dicke Trum und Tröte“ aus dem Straßenkarneval vor. Blasmusik-Orchester keines. Kaiser betont aber auch, ohne Karneval in Köln gäbe es die Domstädter nicht mehr.


 


Kaiser findet es sehr schade immer in eine Schublade gesteckt zu werden. Musikzug ist gleichbedeutend mit Einzug in den Saal. Dann kommen aber schon zwei Corps, also alle „Einzug“-Plätze besetzt, dann können die Domstädter nicht spielen. Also werden nur noch Gruppen oder Redner eingesetzt. „Ich muss nicht einziehen“ sagt Kaiser, ich kann auch einfach auf die Bühne gehen und gute Musik machen. Auch gerne mal mit Gruppen zusammen, improvisieren. So wie die Domstädter das bei Ihrer Sitzung zum 35 jährigen Bestehen im Ostermann Saal des Sartory zelebriert haben. Gemeinsam mit den Bläck Föss stand man auf der Bühne und machte Klasse Musik.


 



Thomas Sieger in seinem Element, schnippt er den Rythmus lauter als die Trompeten, fordert Emotionalität und Seele in der Musik der Domstädter




Dirigent mit Herzblut


 


Sieger der Dirigent, hat Posaune studiert und schon als Student bei den Domstädtern immer mal ausgeholfen. Er führt seine Domstädter klanglich in großen Säälen, Zelten oder ganz anderen Räumlichkeiten zu einem harmonischen Klangkörper. Das ist natürlich schwierig, manchmal kommt man erst kurz vorher in einen Saal, dann muss Sieger in wenigen Minuten die Akustik verstehen lernen und sie dann auf sein Orchester übertragen. Das ist eine sehr hohe Herausforderung. Sieger der seinen Emotionen auch auf der Bühne freien Lauf läßt ist authentisch. Und wenn er sagt: „ Musik macht Freude“ so ist das keine Attitüde.


 



 


Wie professionell und ernst die Domstädter Ihre Musik, Ihr Engagement nehmen, sehen Sie an dem was echte Profis von Amateueren unterscheidet. Fällt bei den Domstädtern einer der Musiker aus, so holt man sich Ersatz vom Konservatorium, denn braucht das Stück vier Posaunen, dann haben wir auch vier Posaunen, sagt Dieter Kaiser. Das zahlt sich aus, so spielte man zum Beispiel schon mit Scooter in der KölnArena.


 


Noch mehr Literaten und Booker müssen merken welchen Trumpf Sie in der Hand haben, wenn sie die Domstädter einladen… denn eines bekommen die Damen und Herren in Grün-Weiß immer hin, sie spielen Ihr Publikum in Fahrt.


 


P.S.: Die Domstädter suchen ein neuen größeren Probenraum und Vereinsheim, wenn Sie einen Tipp haben, nutzen Sie bitte die Kontaktmöglichkeit der Domstädter auf deren Website: www.domstaedter.de


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Mehr zu den Domstädtern aus der Session 2004/2005 bei report-K:

35 Jahre Domstädter, das Musikfest im Sartory-Ostermann-Saal >>>
„Alles für andere nix för uns“, Die Domstädter auf der Sitzung >>>
„Jecke Kirche“ Heilige Messe der Domstädter an Karnevalssonntag >>>
Die Domstädter auf dem Rosenmontagszug >>>
Kölsche Jecke för uns Pänz in Rio, Die Domstädter und der Kardinal >>>
Die KVB-Sitzung: Pänz vun d´r Päädsbahn >>>


Spendenaktion zu Gunsten der Flutopfer des Tsunami >>>
Karnevals-Kunstausstellung in der Kreissparkasse Köln >>>


 


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Mit dem Besuch bei den Domstädtern startet report-K und Karnevalzeitung.de eine neue Serie in der wir Karnevalsvereine und Musikgruppen im Sommer besuchen wollen. Interessierte Vereine können sich geren bei report-K melden: 0221.888887-22 oder eine E-Mail schreiben an info@report-K.de mit dem Stichwort: Sommerbesuch.