Das Bundesland Niedersachsen, in dem bereits am Montag 1.000 Betriebe vorsorglich geschlossen wurden, ist am stärksten betroffen. Nach ersten Testergebnissen wurden hier bisher in einem Betrieb erhöhte Werte, in zwei weiteren kritische Werte nachgewiesen, teilte das Agrarministerium am Dienstag in Hannover mit. Von Niedersachsen aus sollen dioxinbelastete Eier auch nach Hamburg gelangt sein. In Nordrhein-Westfalen, wo bereits in der vergangenen Woche erhöhte Dioxin-Belastungen festgestellt wurden, sind bis Dienstagabend 138 Betriebe gesperrt worden. Dabei sollen auch Milchviehbetriebe betroffen sein. In Bayern sind Eier aus einem betroffenen Betrieb an einen Großhandel geliefert worden und einige bereits an weiterverarbeitende Betriebe gegangen. Die Behörden untersuchen den Fall. Auch in Mitteldeutschland wurden bisher knapp 20 Höfe gesperrt. Entwarnung gab es derweil aus Berlin, Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz und Hessen, hier sei zunächst kein dioxinverseuchtes Futtermittel nachzuweisen. Die Ermittlungen dauerten aber noch an.

Erste konkrete Angaben für den Verbraucher liegen vor
Die Unsicherheit unter den Konsumenten ist laut Angaben der Verbraucherschutzzentralen groß. Mittlerweile wurden erste konkrete Angaben zu den belasteten Eiern veröffentlicht. So warnen beispielsweise das Verbraucherschutzministerium in Düsseldorf und der Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen (KAT) vor dem Verzehr von Eiern mit bestimmten Stempelnummern. Die Verbraucherzentrale Hamburg fordert daher die Behörden der anderen betroffenen Bundesländer auf, diesen Beispielen zu folgen und für Transparenz für Verbraucher zu sorgen. Dieser Forderung schloss sich auch Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) an. Das erwarteten die Bürger jetzt von den zuständigen Behörden vor Ort, sagte Aigner den "Ruhr Nachrichten" (Mittwochausgabe). Dioxin kann in hoher Dosierung und bei Einnahme über längere Zeit Krebs auslösen. Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung bestehe jedoch bei den derzeit ermittelten Dioxingehalten "keine akute Gesundheitsgefahr".


Landwirtschaftsminister wollen über Konsequenzen aus Futtermittel-Skandal beraten
Die Landwirtschaftsminister der Länder haben angekündigt, noch im Januar über Konsequenzen aus dem Skandal um mit Dioxin verseuchtes Tierfutter zu beraten. Notwendig seien vor allem härtere Strafen bei Verstößen gegen das Lebensmittel- und Futtermittelrecht, sagte Thüringens Landwirtschaftsminister Jürgen Reinholz (CDU) der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Bislang drohen bis zu drei Jahre Gefängnis oder eine Geldstrafe, wenn Lebens- oder Futtermittel mit gesundheitsschädlichen Zusätzen verunreinigt werden. Der CDU-Politiker sagte weiter, es müsse auch darum gehen, den Informationsaustausch zwischen den Ländern zu verbessern. Bei den Kontrollen der Branche sehe er keinen Handlungsbedarf, das Niveau sei bereits sehr hoch. In den Skandal um verseuchtes Tierfutter hat sich unterdessen auch die EU-Kommission eingeschaltet. Die Behörde will von Deutschland wissen, ob verunreinigte Produkte wie Eier oder Geflügelfleisch in andere EU-Staaten exportiert wurden, sagte ein Sprecher von EU-Verbraucherkommissar John Dalli. Inzwischen liegen auch erste Testergebnisse in Niedersachsen vor. Von 18 untersuchten Höfen, die Eier produzieren, lag die Dioxin-Menge in den Eiern in einem Betrieb über dem Grenzwert, in zwei anderen Beständen seien kritische Werte ermittelt worden, teilte das Agrarministerium in Hannover mit. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) hat die betroffenen Bundesländer aufgefordert, bei den Verbrauchern für Klarheit über die mit Dioxin belasteten Produkte zu sorgen. Die Verbraucher müssten erfahren, "ob mit Dioxin belastete Eier bei ihrem Lebensmittelhändler verkauft wurden", sagte Aigner den "Ruhr Nachrichten" (Mittwochsausgabe). Der Verbraucherausschuss des Bundestages will sich am 12. Januar mit dem Skandal befassen.

[Aktualisierung um 12:59 Uhr]
Behörden durchsuchen Betrieb in Schleswig-Holstein
Zurzeit werden die Räumlichkeiten eines Futterherstellers in Uetersen in Schleswig-Holstein durchsucht. Polizei und Staatsanwaltschaft gingen am Mittwochmittag auf das Betriebsgelände des Spezialbetriebes Harles & Jentzsch, um Beweismittel sicherzustellen. Die Staatsanwaltschaft Itzehoe hat unterdessen ein Ermittlungsverfahren gegen die Leitung des Unternehmens eingeleitet. Der Betrieb soll technische Fettsäuren, die für die Papierherstellung bestimmt waren, für Futtermittel verwendet haben. Laut einem Bericht des Landwirtschaftsministeriums sind bis zu 3.000 Tonnen mit Dioxin verunreinigtes Tierfutterfett hergestellt worden. Das entspricht bis zu 150.000 Tonnen Futtermittel. In dem Bericht des Ministeriums heißt es weiter, zwischen dem 12. November und dem 23. Dezember seien vermutlich sieben Lieferungen an 25 Futtermittelhersteller in mindestens vier Bundesländer gegangen. Lieferungen an andere Staaten seien jedoch nicht erfolgt.

[dts]