Köln, 06.11.2007, 0:50 Uhr > Der Kölner Stadt-Anzeiger und das Literaturhaus Köln starten am 4. November 2007 zum fünften Mal die Aktion „Ein Buch für die Stadt“. Bis zum 17. November dreht sich bei rund 100 Veranstaltungen alles um den Roman „Die schöne Schrift“ des spanischen Au-tors Rafael Chirbes. Von der extra für die Kölner Literatur-Offensive herausgegeben Sonderausgabe des Buchs musste der Verlag bereits die zweite Auflage drucken.

Die Stadtbibliothek beteiligt sich an der Aktion am Donnerstag, 8. November 2007, um 20 Uhr in der Zentralbibliothek, Josef-Haubrich-Hof 1, Köln-Innenstadt, mit einem litera-rischen Abend zu Rafael Chirbes. Der Literaturkritiker Dr. Kersten Knipp führt in Leben und Werk des Schriftstellers ein, Michael Müller, Sprecher beim WDR, liest ausgewählte Textpassagen aus „Die schöne Schrift“.

Vergessen müsste man können, die Vergangenheit abhaken, sich für das Künftige be-reithalten. Dass es so nicht geht, jedenfalls im Politischen nicht, zeigt Chirbes (geb. 1949) in seinem Roman. „Die schöne Schrift“ entspringt der Hand Isabels, einer jungen Dame, die sich der Zukunft öffnet. Zur Mitte des 20. Jahrhunderts ist das in Spanien das Regime General Francos. Darin will Isabel sich einrichten, und das soll auch ihr Mann Antonio tun. Das Problem ist nur: Als Republikaner saß Antonio nach dem Bürgerkrieg jahrelang in franquistischen Kerkern. Dennoch schüttelt er die Vergangenheit ab und sucht das Arrangement mit den Gegnern von einst. Doch die Erinnerung verfolgt die Le-benden auch nach Jahren noch.

Es ist kein Zufall, dass der Roman Anfang der 1990er Jahre erschien, als man in Spa-nien intensiv über Erinnerungspolitik diskutierte. Die Debatte ist dort bis heute nicht ab-geschlossen. Im neuen Jahrtausend hat man mehrere alte Massengräber geöffnet, um den Opfern des Francoregimes  wenigstens nachträglich ein angemessenes Begräbnis zukommen zu lassen. Die Reaktionen der Angehörigen, auch in den Medien, zeigten damals, wie Recht Chirbes mit seinem Plädoyer für eine Politik des Gedenkens hatte. Auch mit seinen anderen Romanen ("Der Fall von Madrid"; "Der lange Marsch") steht Chirbes in der Reihe zeitgenössischer spanischer Autoren, die sich mit den langen Fol-gen des Bürgerkriegs und der ihm folgenden Diktatur auseinandersetzen. Chirbes´ Buch trägt auch zur europäischen Diskussion um Formen der Erinnerungskultur bei.

Kersten Knipp, geboren 1966, ist promovierter Romanist und lebt als freier Journalist in Köln. Er veröffentlicht Beiträge vor allem zur spanischen Literatur und schreibt unter an-derem für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Neue Zürcher Zeitung.

Eintritt: sechs, ermäßigt vier Euro. Nur Abendkasse, keine Kartenreservierung möglich!

[ag; Quelle: Stadt Köln]