Köln, 4.12.06, 24:00 Uhr > Spannend wie immer war es, als die Umschläge geöffnet wurden: Am Abend des 4.Dezember wurden im Haus der SK Stiftung Kultur die diesjährigen Kölner Tanz- und Theaterpreise sowie der von der Theatergemeinde Köln ausgelobte  Schauspielernachwuchspreis "Puck" verliehen. Wie immer blieben die Gewinner aus den vorab bekannt gegebenen Nominierungen bis zum Schluss geheim.

Kölner Theaterpreis 2006
Dotiert mit 10.400 Euro, gesponsert von der Sparkasse KölnBonn, Biofactory und Kulturamt der Stadt Köln

"Der Kissenmann" von Martin McDonagh, ARTheater in Kooperation mit
movingtheatre.de, Regie: Andreas Robertz

"Regisseur Andreas Robertz inszeniert atmosphärisch stark, nüchtern und klar und verzichtet auf Effekthascherei: Der wahre Schrecken ist
bekanntlich nicht das Baden in Theaterblut, sondern die Konfrontation mit dem Dunklen in uns. ‚Der Kissenmann‘ erweist sich als ein Vexierspiel über ethische Fragen, als Parabel über die Freiheit der Kunst und den Preis, den wir dafür zu zahlen bereit sind, über die Verantwortung des Künstlers, über unser Verhältnis zur Gewalt und über das Wesen des Geschichtenerzählens. Und ist dabei vor allem auch ein spannender, unterhaltsamer, dichter Theaterabend." (Auszug aus der Laudatio von Jurymitglied Susanne Finken)

Kinder- und Jugendtheaterpreis 2006
Dotiert mit 5.200 Euro; Gesponsert von Citroën Deutschland

"Rosige Aussichten", MONTEURE (aufgeführt im Bürgerhaus Stollwerck),
Inszenierung und Buch: Andrea Lucas mit Ensemble (ab 12 Jahren)

"’Rosige Aussichten‘ ist eine Produktion, die uns sehr beeindruckt hat. Sie ist Theater aus dem Nichts, das direkt ins Herz trifft. Die Bühne ist leer, aber vier junge Darstellerinnen verwandeln sie furios in ihr Aktionsfeld. Im Stück ist schwer zu sagen, ob die vier noch Mädchen oder schon junge Frauen sind, denn diese Frage ist selbst schon ein Thema des Stücks. Gefragt wird überhaupt viel, zum Beispiel nach dem Theater und den Problemen, die junge Leute heute mit diesem Medium haben. Die vier nennen sie beim Namen, aber sie berichten auch über die Lust, die es ihnen bereitet, auf der Bühne auszuprobieren, was im normalen Leben nicht geht. Sie benutzen das Theater wie ein Labor, wie ein Freiraum, in dem man einmal durchspielen kann, wie die Welt konstruiert ist. Sie erzählen, wie sie das Theater zum Nachdenken über die Realität einlädt, wie es zum Erkenntnisinstrument werden kann und wie die Realität ihrerseits das Theater wieder verändert." (Auszug aus der Laudatio von Jurymitglied Thomas Linden)

Kölner Tanztheaterpreis 2006
Dotiert mit 5.200 Euro; bereitgestellt vom Kölner Stadt-Anzeiger

Pop Eye – Die 5 Sinne, Teil 5: Das Sehen", movingtheatre.de,
Choreographie: Massimo Gerardi im Kulturbunker Mülheim

"Das Innerste eines jeden einzelnen Tänzers wird offenbart – kindliche,
skurrile, dramatische Momente vereint die Choreographie in dieser
Seelenschau. Der Darsteller Achim Conrad bildet die Klammer zwischen den vier großartigen Tänzern, er ist es, der gleich einem Mephisto den Tänzern so lange Fragen und Provokationen in das Ohr tröpfelt, bis sie sich preisgeben, voll und ganz und wahrhaftig. Das alles ist von so großer Intensität und Nachhaltigkeit, balanciert auf dem schmalen Grat zwischen menschlichem Interesse und impertinentem Voyeurismus, dass es noch lange nachhallt in den Sinnen des Publikums, und zwar in allen fünfen." (Auszug aus der Laudatio von Jurymitglied Beate Sokoll).

"puck 2006"
Nachwuchspreis für junge Schauspielerinnen oder Schauspieler, ausgewählt durch die Theatergemeinde Köln
Dotiert mit 3.000 Euro
bereitgestellt von der RheinEnergie AG mit freundlicher Unterstützung von Hanno Murena

Ivana Langmajer

"In ‚Fucking Amal‘ von Lukas Moodison (theater der keller, Regie: Petra
Wüllenweber) gab Ivana Langmajer der Jessica ein verblüffend komplexes Profil. Durch ihre Darstellung gewann die Schwester der Hauptfigur Elin Ernst und Tiefe. Ivana Langmajers Fähigkeit, innere Vorgänge und charakterliche Entwicklungen zum Ausdruck zu bringen, wurde besonders deutlich in jener Szene, in der sich Jessica von ihrem Freund abwendet, um sich einem neuen Mann zu öffnen. Wie schon in ‚Loretta‘ (Regie: Annette Müller) konnte sie auch in diesem Stück zudem ihre facettenreichen vokalen Qualitäten zeigen, mit einer dramaturgisch gut aufgebauten und bewegend intimen Gesangsnummer.

Ausdrucksstarke Mimik, eine natürliche Körpersprache und farbige Intonation garantierten, dass Ivana Langmajer zwar ganz in der
Figur , aber nicht in der Tapete verschwand, sondern das zeigte, was eine vielversprechende Schauspielerin auszeichnet: Bühnenpräsenz und Charisma." (Auszug aus der Laudatio von Dr. Petra Pinger, Theatergemeinde Köln)

Kölner Ehrentheaterpreis 2006
An Jürgen Nordt

Wie bereits bekanntgegeben worden war, erhielt der ehemalige Leiter des Kölner Kulturamts, Jürgen Nordt, in diesem Jahr den mit 2500 Euro dotierten Kölner Ehrentheaterpreis, bereitgestellt von Netcologne, für seine langjährigen Verdienste um die Belange der freien Szene innerhalb der Kölner Verwaltung.

"Das ist eine Auszeichnung, die den Menschen Jürgen Nordt für sein
Engagement und für die Art und Weise wie er dieses umgesetzt hat, ehrt – das ist aber auch eine Auszeichnung, die, in ihrer Tendenz, ehrliche, aufrichtige und anständige Menschen auszuzeichnen, wegweisend für Köln sein könnte! Die ‚Jury‘ des Ehrentheaterpreises kann man von daher zu ihrer Entscheidung nur beglückwünschen: das ist eine gute, eine weise, eine würdige, keine laute, aber eine lautere Entscheidung!" (Auszug aus der Laudatio von Dietmar Kobboldt, Vorstandsmitglied der Kölner Theaterkonferenz)

[ag; Quelle: SK-Kulturstiftung]