Julja Schneider vor der Arbeit: „endlich amtlich – Grundfarben sind schuld“



 


Für den denkenden und assoziativ sehenden Kunstbetrachter gibt es hier einen RiesenWhirlpool an Ideen, künstlerischem Esprit und L ´art pour L´art zu entdecken und zu geniessen. All das auf kleinem Format, Zeichnung, Wort und Schrift, Material, Malerei verdichtet.


 


„Ohne Rücksicht auf Verluste“ so Julja Schneider und Ralf Witthaus einvernehmlich durfte der jeweils andere die Arbeit des anderen komplettieren, übermalen und damit unkenntlich machen. Nicht gemeinsam wurde im Atelier gearbeitet, sondern die Arbeit wurde ausgestauscht. Gemeinsam entschieden wurde allerdings wann das Werk fertig ist.


 


Der Bildtausch wurde nur für diese eine Ausstellung arrangiert. Immerhin geben die Künstler hier die sonst übliche alleinige Urheberschaft auf. „Das Spannende ist, daß zwei Geschichtenerzähler zusammenkommen“ so Julja Schneider und jeder der Arbeit eine eigene Richtung gibt. Mitunter erkennt man seine eigene Geschichte nicht mehr wieder, das kann einem bei alleiniger Arbeit im Atelier so nicht passieren. Für den Betrachter ist das spannend, macht neugierig, vor allem in der kleinformatigen Arbeit Häuser einparken, man erkennt die Schrift von Julja Schneider, kann aber den Gehalt durch die Übermalung von Ralf Witthaus nicht mehr erkennen.


 


So ganz unbekannt sind die beiden nicht. Fast zwei DIN A 4 Seiten, Ausstellungsbeteiligungen können Sie nachweisen.


Buchdeckel-Arbeiten von Ralf Witthaus 


 


Ralf Witthaus stellt hier vor allem seine Buchdeckelarbeiten aus. Mittlerweile hat der Zeichner 300 Stück gestaltet. Aber nur  50 würde er derzeit ausstellen. Obwohl er die Bücher zerstören muss, der Inhalt wird gewaltsam vom Cover getrennt, erklärt Witthaus seine Liebe zum Buch. Der Inhalt wird derzeit noch in Altpapiercontainern entsorgt. Manchmal kauft Witthaus die Bücher für einen Euro, dann gibt es wieder Bücher mit Bezügen: „Die Schollenfahrt der Hansa Leute“. Ein Buch das Witthaus schon als Kind nicht mochte. Heute 31 Jahre später, hängt er den Deckel mit dem Cover gegen die Wand, das Buch ist nur erkenntlich wenn man es von der Wand nimmt. Die Buchdeckel-Innenseiten sind dagegen zu sehen. Hier kleben getrockene Blutorangenscheiben, fast wie Flügel, darunter getrocknete Fliegen. Über seine Buchdeckelreihe fand er im Ramschregal auf der Venloerstraße einen spanischen Philosphen, den er von vorne bis hinten gelesen und für gut befunden hat.


Spannend und verrückt zugleich auch die Buchdeckelarbeit „Die Kunst Amerikas und des Islams“.


Julja Schneider, Lyrikerin, Zeichnerin, Malerin


 


Julja Schneider, dagegen kommt aus der Textrichtung, hat Germanistik studiert. Sie ist Lyrikerin. Sie schreibt selbst, Ihre Träume, Ihr Denken. Und gerade das ist messerscharf und erfährt eine Stärkung durch die im Unterbewußt wahrgenommen Gedanken. „Polemik-Pope“ steht da auf einem fingierten Buchdeckel in einem winzigen Regal. Schneider entdeckt es  und sagt „das ist ja aktuell“. Recht hat Sie. Julia Schneider hat, wie es nur wenige Menschen können, die große Gabe mit Worten zu sehen, Worte sehen lassen, Wort zu und mit Ihnen zu visualisieren und ihnen dabei eine weitere Ebene mitzugeben. Julia Schneider illustriert nicht. Das macht Ihre Arbeit so ungemein spannend. Und Ihre Spannbreite reicht weit, Sie spielt die große Klaviatur von Mensch – Gesellschaft- Politik und Philosophie. Und das auf dem kleinen Format.



Julia Schneiders Bücherregal


 


Beide Künstler fordern vom Betrachter viel, er muss sich auf die Kunst, auf das Wort einlassen, mitdenken. In dieser famosen kleinen Ausstellung kann man nicht, natürlich kann man, konsumieren, sondern muss mitdenken, oder zumindest nachdenken. Damit erfüllt Sie einen wesentlichen Bestandteil moderner Kunst. Kunst ist nämlich nicht einfach nur die bessere Tapete. Wenn Sie Kunst lieben ist diese Ausstellung ein Muss. Absolut Sehenswert.


 


„Häuser einparken“


Julia Schneider & Ralf Witthaus


Bilder – Collagen – Buchdeckelarbeiten


Ausstellungsraum Jürgen Bahr


Helmholtzstr. 6-8


50825 Köln


Ausstellungsdauer bis 29.Mai 2005


Geöffnet immer Mittwochs: 16:00-20:00 Uhr


Oder nach Voranmeldung: 0221.9545273


www.juergenbahr.com


info@juergenbahr.com