Am Ort ihres WM-Triumphes haben die deutschen Handballer mit einem starken Olympia-Test viel Selbstvertrauen für das Unternehmen Medaille in Peking gesammelt. Gegen Russland gewann die Mannschaft am 56. Geburtstag von Bundestrainer Heiner Brand 32:25 (19:12) und zeigte im vorletzten Test vor den Sommerspielen (8. bis 24. August) deutlich ansteigende Form.

Die Lemgoer Michael Kraus (9 Tore) und Lars Kaufmann (7) sowie ein glänzend aufgelegter Torhüter Henning Fritz waren am Samstag die Erfolgsgaranten für die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) in Köln. "Das war das passende Geschenk für Heiner Brand, darauf können wir nun aufbauen", sagte Kraus: "Das war ein Schritt nach vorn, der Sieg war gut fürs Selbstvertrauen."

"Sieg nicht überbewerten"
Doch Brand warnte seine Weltmeister gleich nach dem Spiel: "Wir dürfen diesen Sieg nicht überbewerten." Die Steigerung seines Teams habe er so aber nicht erwartet, meinte das Geburtstagskind. "Die Mannschaft war frischer als zuletzt", sagte der Bundestrainer und lieferte sofort die Erklärung dafür: "Ich habe die Belastung im Training reduziert." Man habe die Bereitschaft bei jedem Spieler gesehen, und das habe ihm Spaß gemacht. Brand: "Ich hoffe, die Entwicklung ist noch nicht zu Ende."

Am Sonntag treten die Deutschen in Halle/Westfalen erneut gegen Russland (13.00 Uhr/2. Halbzeit live in der ARD) zum letzten Länderspiel vor der Abreise nach China an. Nach drei Tagen Heimaturlaub steigen Brand und seine Spieler am 31. Juli in den Flieger in die Küstenstadt Zhuhai nahe Hongkong, wo das letzte Trainingslager vor Olympia ansteht.

Einen Tag vor dem Olympia-Start geht es nach Peking, wo in der Gruppe B ebenfalls Russland wartet. Weitere Vorrundengegner sind Europameister Dänemark, Südkorea, Island und Ägypten.

Noch Mängel in der Chancenverwertung
Vor vollauf zufriedenen 17.587 Zuschauern war die Vorstellung der Russen am Samstag alles andere als angsteinflößend. Allerdings ließ die deutsche Mannschaft in ihrem ersten Spiel in Köln seit dem gewonnenen WM-Finale im Februar 2007 mit einer guten Abwehr den wenig wurfgewaltigen Rückraum auch kaum zur Geltung kommen.

Immer wieder ergatterte die Hintermannschaft um Abwehrchef Oliver Roggisch den Ball und kam zu schönen Toren im Gegenstoß. Einzig an der Chancenverwertung mangelte es in einigen Situationen noch. Doch gerade der Rückraum mit Holger Glandorf, Kaufmann und den guten Mittelleuten Kraus und Oliver Köhrmann fand immer wieder eine Lücke in der offensiven russischen Deckung.

So bereiteten zwei Spieler, die gar nicht dabei waren, Heiner Brand die größten Sorgen: Wie schon am vergangenen Wochenende in den Partien gegen Schweden (Sieg und Niederlage) fehlte Pascal Hens wegen einer Bauchmuskelzerrung.

Hinzu kam diesmal der Ausfall von Linksaußen Torsten Jansen (beide Hamburg), der unter einer hartnäckigen Verhärtung in der linken Wade leidet. Eine MRT-Untersuchung ergab am Freitag noch keinen Aufschluss über die genaue Ursache.

[SID]