Die Online-Umfrage-Ergebnisse werden auch auf die am Samstag vom DGB initiierten Bildungskonferenz "Bildung und Integration" einfließen. Die Online-Untersuchung wurde im Umfragezeitraum vom 27.9.2007 bis 4.11.2007 rund 1.000 mal angeclickt und 616 Bögen wurden verwertbar ausgefüllt. Dr. Uellenberg-van Dawen spricht von einem guten Rücklauf. Besonders freut man sich beim DGB, dass  paritätisch gleich viel Männer wie Frauen teilgenommen haben. Der Altersdurchschnitt der Teilnehmer lag bei 43 Jahren, viele haben schulpflichtige Kinder und einen hohen Ausbildungsstand, wie Abitur, bzw. Studium. Den letzten Punkt sieht man kritisch, denn man habe die sozial schwachen Schichten mit dem Thema und der Umfrage nicht richtig erreicht. Begründbar ist dies sicher auch mit der noch geringen Online-Affinität dieser gesellschaftlichen Gruppen, so sind nach dem aktuellen Onliner-Atlas nur etwa 35% der Menschen mit geringerer Bildung im Netz unterwegs, während die Bildungsschichten das Medium mit über 70% nutzen.

Die Ergebnisse
Unerwartet hoch war der Anteil der Teilnehmer die einen Kommentar in das Freitextfeld eingegeben haben, über 300 differenzierte und teilweise sehr umfangreiche Kommentare sind abgegeben worden, die 17 eng bedruckte DIN A4 Seiten füllen. Jörg Mährle gab einen ersten Überblick über Themenschwerpunkte, so gab es 42 Antworten zur individuellen Förderung, 32 zum Thema Chancengleichheit, 39 zu Elternarbeit, 36 zu den Kosten wie Studiengebühren, 20 zu Sprachförderung und genauso viele zur Qualifikation von Lehrern. So schreibt eine oder einer der Teilnehmer: "Wichtiger als alle Reformen des Systems und sogar als alle Geldmittel ist eine Bewusstseinsänderung: Bildung ist ein hohes Gut und erfordert Anstrengung und Leistungsbereitschaft bei jedem nach seinen Fähigkeiten." Konkreter werden die Forderungen auch: "Das mehr Lehrer eingestellt werden, die sich auch durchsetzen können, und auch Ahnung haben von dem was sie unterrichten. Vor allem dürfte es nicht mehr so viele Freistunden geben.", oder "Entkoppelung des Schulerfolgs von der sozialen Herkunft".

Bildung muss im Kindergarten ansetzen
Ein klares Ergebnis,kann man aus der nicht repräsentativen Studie herauslesen. Die Menschen fordern, dass Krippen, Horte und Kindergärten nicht nur Verwahranstalten sind, sondern hier schon sehr früh Bildung einsetzt. Der DGB-Vorsitzende der Region Köln Dr. Uellenberg-van Dawen fordert denn auch folgerichtig, dass hier investiert werden muss, in die Ausbildung der Erzieher und auch schon in diesem frühen Stadium gezielt Sprachförderung angeboten wird. Dies umzusetzen wird sicher nicht einfach, denn sowohl auf der Erzieherseite, die teilweise Bildung, auch die spielerische Vermittlung heute noch kategorisch ablehnen, als auch von Seiten der Grundschullehrer. Denn dieses Ergebnis bedeutet, dass Grundschule und Kindergarten viel enger vernetzt werden müssten und es nicht ausreichend ist, dass man sich einmal im Jahr informell trifft. Ein uneinheitliches Bild zeigt sich in der Forderung nach Plätzen für unter Dreijährige und der Ganztagsbetreuung. Hier finden sich mehr ablehnende Stimmen, als bei der Forderung nach einem Kindergartenplatz in Wohnortnähe, hier gibt es über 90% Zustimmung. Dies zeigt aber auch dass die Eltern in das System Ganztagsschule und die Unter Drei-Kinderbetreuung anscheinend noch kein Vertrauen aufgebaut haben. Hier werden sich die Einrichtung durch Qualität durchsetzen müssen, vor allem beim Ganztagsangebot und dem jetzigen Stand der personellen Ausstattung könnte dies nur schwer gelingen.

"Mehr Qualität in die Schule"
Strittig wird das Thema dreigliedriges Schulsystem diskutiert. Zwar werten viele, um die 65%, dass das jetzige System die Ungleichheit vergrößert und wollen "eine Schule in der alle länger gemeinsam lernen", aber auch die Zahl der die ablehnen mit rund 20% ist hoch. Auch bei der Frage nach der Selbstständigkeit von Schulen herrscht nach Unsicherheit. Ganz klar sind aber die Zahlen, wenn es um die Qualität der Schule geht. Über 90% fordern eine individuelle Förderung. Hier formulierte Dr. Uellenberg-van Dawen dass wir Bildung nicht als Ausgabe, sondern als Investition werten und forderte eine Reform der Lehrerausbildung. Lehrer müssen lernen mit Vielfalt umzugehen und mehr Zeit haben Kinder und Jugendliche individuell zu fördern. 

Die Studie zeigt an der Schnittstelle zwischen Schule und Beruf klare Ergebnisse. Die Schule soll den Jugendlichen mehr Orientiertung geben, quer durch alle Schulformen. Hier ist die Forderung nach einem qualifizierten Orientierungsangebot, sowohl für Berufs oder Studienwahl mit fast 90% sehr hoch. Auch fordert man eine Schule die sich stärker mit Themen aus der Arbeitswelt beschäftigt und nicht nur dem Humboldt´schen Bildungsideal nacheifert. Bessere Vernetzung der Institutionen an den Bildungsschnittstellen und Übergängen zwischen Schulformen, Studium und Beruf wird gefordert, aber auch ein qualifiziertes Angebot für Jugendliche die keinen Ausbildungsplatz finden.

Die Studie zeigt eindrucksvoll, dass alle die, die es angeht sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzen und eine Richtung klar wird. Es geht um Qualität der Ausbildung, ganz gleich in welcher Schulform, Beruf oder Studium. Die Menschen sind unzufrieden mit dem was aktuell angeboten wird und wünschen sich dringend Verbesserungen. Überall dort wo Dinge neu angeboten werden, wie etwa die Ganztagsschule, zeigen die hohen Werte der Unentschiedenen, dass es kein Vertrauen in das Bildungssystem gesamt gibt. Dies betrifft dabei nicht nur die Politik, sondern auch die, die täglich in der Bildung arbeiten, also auch Erzieher und Lehrer. Ganz deutlich wird, dass die Menschen sich eine qualitativ hochwertige Ausbildung der Kinder und Jugendlichen wünschen. Dabei wird Sprachförderung und die Förderung individueller Fähigkeiten als besonders wichtig erachtet. Der DGB will jetzt die Ergebnisse noch detaillert auswerten und in die Diskussion geben. Mit den Ergebnissen aus der Umfrage und des Kongresses am Samstag will man positiven konstruktiven Druck aufbauen und diesen auch in die anstehende Kommunalwahl tragen, bzw. bei Landesthemen auf Landesebene aktiv werden.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung