„Die zweijährigen Ausbildungen führen in eine Sackgasse“
Die „Kurzausbildung“, so der DGB, sorge nicht für die erforderliche umfassende Kompetenzvermittlung. Vielmehr beeinträchtige die nur auf eine Tätigkeit fokussierte zweijährige Ausbildung die Flexibilität und Durchlässigkeit des Berufssystems. Ziel der zweijährigen Ausbildungen sei es gewesen, die Anzahl der Lehrstellen zu erhöhen. So wäre eine vom Bundesministerium für Wirtschaft in Auftrag gegebene Untersuchung 2003 zu dem Ergebnis gekommen, dass jährlich bis zu 22.000 zusätzliche Lehrstellen geschaffen werden könnten. Dies sei jedoch nicht geschehen. In vielen Branchen würden die Ausbildungen dagegen kaum Anklang finden. Über die Hälfte der abgeschlossenen Verträge seien 2009 im Beruf „Verkäufer“ abgeschlossen worden.

DGB fordert mehr Begleitung für Auszubildende
„Die zweijährigen Ausbildungen führen in eine Sackgasse“, erklärte Jörg Merle, DGB Köln. Zum einen würde die Ausbildung auf eine eher gering qualifizierte Tätigkeit hin lehren. Diese würden jedoch immer weniger gesucht werden. Zum anderen hätten die Jugendlichen nach einer zweijährigen Ausbildung kaum eine Chance auf eine qualifizierende Weiterbildung, meint Merle. „Grundlegende Probleme der Benachteiligtenförderung (besonderer Zugang, kleine Gruppen, bessere Pädagogik und Didaktik, mehr Lehrer etc.) wurden bis heute durch die zweijährige Einfachausbildung nicht gelöst“, fasst die Expertise des DGB daher zusammen. Die zunehmend flexiblen Arbeitsmärkte erforderten eine breit angelegte, wenig spezialisierte Ausbildung, die arbeitsplatz- und arbeitgeberunabhängig verwertbar sei.

Positiv sei die zweijährige Ausbildung allein für den Beruf Verkäufer, ad den Jugendlichen danach die Möglichkeit zu der Ausbildung als Einzelhandelskaufmann gegeben sei, so Merle. Für die meisten anderen Berufe wäre dagegen eine duale Ausbildung empfehlenswert. Jugendliche ohne einen Schulabschluss sollten nicht in zweijährige Ausbildungen gesteckt werden, sondern stattdessen eine bessere Begleitung erhalten, fordert der DGB. Dafür müsste etwa der Schulunterricht reformiert werden. Sinnvoll seien zudem Modelle der Berufsausbildungs-Vorbereitung.

 IHK: Zweijährige Ausbildungen bieten gute Startchancen
Auf Unverständnis stößt diese Expertise dagegen bei der Industrie- und Handelskammer zu Köln. Die IHK Köln wendet sich gegen die Aussage, diese Ausbildungen böten keine Perspektive für junge Menschen. "Gerade die Ausbildungsberufe wie Verkäufer, Fachlagerist, Maschinen- und Anlagenführer sowie sämtliche Bauberufe sind für viele Jugendliche, die sonst keinen Ausbildungsplatz erhalten hätten, eine gute Startchance", betont IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Herbert Ferger. Im Jahr 2009 wären 13,1 Prozent (absolut: 1.161 Ausbildungsverträge) der insgesamt 8.874 neu registrierten Ausbildungsverträge solche mit zweijähriger Ausbildungsdauer gewesen.

"Diese Ausbildungen geben vor allem Jugendlichen mit schlechteren Startchancen Perspektiven, in die berufliche Bildung einzusteigen. Experten gehen ohnehin davon aus, dass wir die Schwellen in den Ausbildungsmarkt in den nächsten Jahren senken müssen. Schon aus diesem Grund würde der Wegfall oder auch nur die Einschränkung der zweijährigen Ausbildungsberufe alle Bemühungen in der Region behindern, weniger qualifizierten Jugendlichen – vor allem auch Hauptschülern – den Weg zu einer Lehrstelle zu ebnen. Mit Hilfe praxisnaher Einstiegsmöglichkeiten können Unternehmen schon heute viele Jugendliche in die Ausbildung integrieren. Das ist übrigens auch eine Möglichkeit, Fachkräfte im Inland zu qualifizieren und sie nicht im Ausland anwerben zu müssen", so Ferger weiter.

Weiterbildung ist möglich
Zweijährige Ausbildungsberufe würden wie alle Ausbildungsberufe vom Bundesministerium für Wirtschaft und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung erlassen. Sie seien bundesweit gültig. Die Inhalte wären theorieentlastet, jedoch anrechenbar auf den darauf aufbauenden 3 oder 3,5 jährigen Ausbildungsberuf. Alle Ausbildungsberufe mit zweijähriger Dauer könnten entgegen der Aussagen des DGB in einen drei- oder dreieinhalbjährigen Ausbildungsberuf münden.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung