Das TV-Duell: Trump vs. Biden am 27. Juni 2024. | Foto: via dts nachrichtenagentur

Brüssel | Artikel aktualisiert | Nach dem TV-Duell zwischen US-Präsident Joe Biden und seinem Konkurrenten Donald Trump befürchtet die ins EU-Parlament gewählte FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann eine „historische Tragödie“ bei den US-Präsidentschaftswahlen im November.

„Die Demokraten müssen sofort reagieren und einen neuen Kandidaten ins Rennen schicken“, sagte Strack-Zimmermann der „Rheinischen Post“ (Samstagsausgabe). Das sei zwar tragisch für Biden, weil er 2020 großes geleistet habe, ergänzte die Liberale, aber: „Dass ein Mann wie Trump wieder Präsident werden könnte, weil die Demokraten nicht in der Lage sind, ihm einen starken Kandidaten entgegenzusetzen, wäre eine historische Tragödie, die die ganze Welt zu spüren bekäme.“

Auch der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen reagierte nach dem TV-Duell alarmiert. „Diese Nacht wird nicht vergessen werden“, schrieb er bei Twitter. „Die Demokraten müssen jetzt umsatteln.“ Und Deutschland müsse sich mit Hochdruck auf eine sicherheitspolitisch ungewisse Zukunft vorbereiten. „Wenn wir jetzt nicht Verantwortung für Europa übernehmen, wird es niemand tun“, so Röttgen.

Optimistischer äußerte sich der SPD-Außenpolitiker Nils Schmid, der Biden noch nicht auf der Verliererstraße sieht. „Für Biden wird es jetzt entscheidend darauf angekommen, im August eine starke Parteitagsrede zu halten, und dann hin zur Wahl Anfang November zu mobilisieren“, sagte Schmid der „Rheinischen Post“. Bis dahin sei das Duell „zu Recht vergessen“, ergänzte er. Die TV-Debatte habe keinen Gewinner gehabt: „Biden hat zu viele Punkte durch unverständliche Aussagen vergeben, Trump durch ständiges Lügen und selbstherrliches Auftreten keine neuen Unterstützer gewinnen können.“

Mit einem kraftlosen Auftritt hat der 81-jährige Biden die Zweifel an seiner Eignung für das Amt befeuert. In der Demokratischen Partei löste das TV-Duell ersten US-Medienberichten zufolge Panik aus.

FDP-Generalsekretär nennt Biden-Auftritt in TV-Duell „schockierend“

FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai hat sich überraschend deutlich zum Duell der US-Präsidentschaftskandidaten Joe Biden und Donald Trump geäußert. Den Auftritt des amtierenden Präsidenten Joe Biden bezeichnete Djir-Sarai im TV-Sender „Welt“ als „schockierend“.

„Ich glaube, dass das Bild, das auch der amtierende Präsident abgegeben hat, kein gutes Bild war.“ Und er gehe fest davon aus, dass gerade in seiner Partei Diskussionsprozesse beginnen, die sich mit der Frage beschäftigen: „Ist das der richtige Kandidat? Ja oder Nein?“

Eine erneute Trump-Administration „hätte natürlich große Auswirkungen auf die Politik in Deutschland und Europa“, so Djir-Sarai. „Man muss auch sagen, dass weder Europa noch Deutschland aus meiner Sicht ausreichend vorbereitet sind.“ Das gelte allerdings ganz allgemein, unabhängig davon, ob Trump oder Biden gewinnen wird. Denn: „Ich bin davon überzeugt, dass der amerikanische Steuerzahler nicht mehr die Bereitschaft hat, beispielsweise die Sicherheit oder die Sicherheitsarchitektur in Europa zu finanzieren. Das heißt, da wird mehr von den Europäern selbst kommen müssen.“

Außerdem würden sich künftige US-Präsidenten „immer weniger für Europa interessieren, sich gar nicht mehr für den Nahen und Mittleren Osten interessieren, sondern die Amerikaner werden sich fokussieren auf Asien, auf China als systemischer Rivale“. Und dort würden die US-Ressourcen hingehen. Dann stelle sich die Frage, „wo wir als Europäer bleiben“, so Djir-Sarai. „Wir als Europäer müssen dafür sorgen, dass wir in der Lage sind, unsere Interessen in einer Welt, die sich dramatisch verändert, auch weiterhin artikulieren und vertreten können.“