Türkisch als Fremdsprache
Genau 101 Schüler der Klassen fünf und sechs feierten heute die Einweihung des Privatgymnasiums Dialog in Köln-Buchheim. Die vierzügige Schule hatte 2007 die Anerkennung der Bezirksregierung Köln erhalten. Das Besondere am Privatgymnasium: als NRWs erste deutsch-türkische Ersatzschule bietet sie neben Französisch auch Türkisch als erste Fremdsprache an. Unterrichtssprache ist hingegen Deutsch. Träger ist der Türkisch-Deutscher-Akademischer Bund.

“Wenn man bedenkt, dass jedes zweite Kind in Köln demnächst einen Migrationshintergrund haben wird, ist es wichtig, ihnen ein Qualifizierungsangebot bieten zu können“, sagte Oberbürgermeister Fritz Schramma heute bei der Einweihung. Er hoffe, dass diesem nordrhein-westfälischem Pilotprojekt weitere große Städte folgen.
 

Familien zahlen kein Schulgeld
Als Ersatzschule bekommt das Privatgymnasium bis zu 94 Prozent der Betriebs- und Personalkosten vom Land erstattet“, berichtet Seyit Tokmak, Geschäftsführer der Schule. „Keine Familie zahlt Schulgeld.“ Was anfällt, sind 180 Euro im Monat für Mittagsessen und die Betreuung am Nachmittag bis 17 Uhr. Eigentlich hat die Schule auch eine Anerkennung bis zur Jahrgangsstufe 12. Allerdings ist das Gebäude in der Arnsberger Straße nicht ausreichend. Auf ein weiteres Gebäude am Blaubach in der Innenstadt  auszuweichen, sei  jedoch zu umständlich und teuer. „Wir möchten daher gerne auf dem Arnsberger Platz neben dem Gymnasium ein neues Gebäude mit Sporthalle errichten, damit weitere Schüler dort Platz haben“, berichtet Tokmak weiter. Bislang werden die Schüler zum Sportunterricht in den ACR-Hallen in Brück mit Bussen gefahren. Dafür ist der naturwissenschaftliche Unterricht mit modernen "Schikanen"  ausgestattet: Für Experimente in den Fächern Physik oder Chemie lassen sich Steckerleisten, die an einem Träger befestigt sind, per Knopfdruck runter zu den Schülern oder hinauf an die Zimmerdecke fahren — und stören nicht.


Herunterfahrbare Stecker gehören zum Inventar der naturwissenaschaftlichen Räume im Privatgymnasium Dialog.

„Wir müssen hier nur aufpassen, dass wir kein positives Reservat machen“
Nach Angaben des Trägervereins stammen die Familien der Schüler aus Deutschland, Griechenland, Italien und aus der Türkei. Zwölf Prozent der Familien hätten einen akademischen Hintergrund. Unter den Schülerinnen gibt es auch Mädchen, die ein Kopftuch tragen. „Ich bin ein erklärter Gegner des Kopftuchs“, sagt Gregor Hohmann-van Haaren. Aber ich nutze das Thema als Einstieg in Diskussionen um religiöse Symbole.“ Ebenso nutze er der das Thema im Fach Politik als Anreiz um über die Rolle der Frau zu sprechen. An der Schule gebe es keine Lehrerin, die ein Kopftuch trägt. Demnächst soll eine Praktikantin im Fach Politik den Unterricht unterstützen. „Sie hat sich bereit erklärt, über die Rechte der Frauen zu diskutieren und auch zu zeigen, dass eine emanzipierte Frau ihr Kopftuch abnehmen kann. Deshalb war ich einverstanden, dass sie ihr Praktikum beginnen kann“, erklärte Hohmann-van Haaren. Derweil hätten viele Schüler die Erfahrung gemacht, in ihren früheren Schulen wegen ihrer Herkunft gehänselt worden zu sein. An dieser Schule würden sie sich angenommen fühlen. „Das ist schon so, dass viele Schüler in unserem Bildungssystem wegen ihrer Herkunft benachteiligt werden. Wir müssen hier nur aufpassen, dass wir kein positives Reservat machen“, sagte Schulleiter Gregor Hohmann-van Haaren.

Nadin Hüdaverdi für report-k.de/ Kölns Internetzeitung