Isabel May, Reporterin von report-k, war unterwegs bei den Passagen in Ehrenfeld und sammelte Eindrücke

Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt war ich gespannt, wie viele Leute sich wohl heut Abend vom Design nach draußen ziehen lassen würden. Um mir selber einen Eindruck von den Passagen zu machen, machte ich mich mit dem Fahrrad bewaffnet mit Notizblock, Stift und Kamera auf den Weg.

Der Stuhl, der auch bei Sturmflut hält
Erste Station war „ecodesign“, die Akademie für Gestaltung. Die Hochschule für ökologisches Design orientiert sich an den Prinzipien der Nachhaltigkeit. Die außergewöhnlichsten und beeindruckendsten Arbeiten der Studenten sind dort zu bewundern. Und das kann man tatsächlich. Unglaublich, welche Ideen in verschiedenen Köpfen schlummern. Da steht zum Beispiel der über 2 Meter hohe Stuhl Flut Knut, die Beschriftung in Anlehnung an ein bekanntes schwedisches Möbelhaus. Wie auch bei den meisten Projekten geht es bei dem Stuhl darum, an das Bewusstsein für Umweltschutz zu appellieren. Bei ihm behält man garantiert auch bei Sturmfluten trockene Füße. Auch Monika und Klaus, ehemalige Ehrenfelder gefiel dieses Möbelstück besonders gut. „Da, wo Platz für Fantasie ist, kommen immer tolle Sachen heraus“, schwärmte Klaus.

Werke von geistig beeinträchtigten Menschen am Güterbahnhof
Nun wollte ich zu „JACK IN THE BOX“. Obwohl es ganz in der Nähe war, tappte ich erst mal im Dunkeln, sah dann aber am Ende des Weges doch das Licht… In der großen Halle, angeleuchtet mit Schwarzlicht, erwarteten die Besucher außergewöhnliche Werke. Dieses Schachspiel von Tanja Geiß beeindruckte mich sehr und wurde durch die Farben richtig lebendig. Die Ausstellung präsentiert die Ergebnisse des 1. Designerpreis für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung, der 2009 erstmals bundesweit ausgelobt und von einer Fachjury bewertet wurde. Gut besucht war das Gelände am Güterbahnhof. Auch Ute vom Rheinauhafen kam extra nach Ehrenfeld, weil es ihr dort zu edel geworden ist. Sie ist begeistert von den nicht normgerechten Dingen, die hier ausgestellt werden.



Herz-Lungen-Maschine bei gebrochenem Herzen

Weiter gings für mich durch die Dunkelheit zurück in Richtung Redaktion, sprich Körnerstraße. Unterwegs war ich überrascht über das rege Treiben aus Ehrenfelds Straßen, in und vor jedem Haus, an dem die „Passagen-Flagge“ hing, tummelten sich Massen von Menschen. Vor einem war besonders großer Andrang. Da wollte ich auch mal meine Nase reinstecken. Im „Polar“ in der Stammstraße kam ich kaum bis in den hinteren Teil des Hauses durch, so voll war es. Menschen aus vielen Nationen, von alt bis jung waren gleichermaßen fasziniert von den extravaganten Installationen. Verantwortlich dafür ist der Südkoreanische Künstler Sung Jin Kim, der all seine Werke mit Herzblut entwirft, wie etwa seine „Bauchmaschine“. Diese gestaltete er, weil er schon seit langer Zeit Darmprobleme hat und seine Probleme durch seine Werke ausdrückt, wie er mir selber erklärte.
Unglaublich, was in kreativen Köpfen entstehen kann. Man muss nur die Möglichkeit haben, dies zu zeigen…

Bereits die ganze Woche über präsentieren sich Designer im gesamten Stadtgebiet Köln. Hier finden Sie alle Infos und Hintergründe rund um die Passagen 2010 und die Designzone-Ehrenfeld:

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