Köln | aktualisiert | Es gab in Köln kein Revival der „HoGeSa“-Kundgebung und Demonstration vor einem Jahr. Die Rechten und Hooligans kehrten nicht auf den Breslauer Platz zurück. Auf dem Barmer Platz fand Köln 2.0 statt, rund 1.000 Rechte und Hooligans konnten als einzigen Erfolg feiern, dass die rechtsextreme Band „Kategorie C“ ein Konzert geben konnte. Auf der Gegenseite gab es Reibereien zwischen Linken und der Polizei. Dabei kamen auch Wasserwerfer zum Einsatz.

Auftritt der rechtsextremen Band „Kategorie C“

In Köln durfte die rechtsextreme Band „Kategorie C“ oder „Hungrige Wölfe“, wie man sich gerne nennt wieder auftreten. Die Band war auch vor einem Jahr auf der Bühne. Sie zog viele Fans nach Köln, denn die Band hat Probleme Auftrittsmöglichkeiten zu finden. Dies erkannte man an den Shirts, die viele der Fans trugen. Interessant ist, dass die Band bei der „HoGeSa“-Veranstaltung in Hannover im letzten Jahr nicht auftreten durfte. Dieses Verbot wurde vom Verwaltungsgericht in Hannover damals mit Hinweis auf die Probleme in Köln. In der Stadt der Events am Rhein, dagegen durfte Rechtsikone Hannes Ostendorf singen. Die Kölner Polizei hatte gegen den Auftritt nichts: Die Lagebewertung habe nicht gegen eine Auftritt der Band gesprochen. So hat die Kölner Polizei bei ihren Auflagen darauf verzichtet die Band am Auftritt zu hindern. Polizeisprecher Held erklärt dies damit, dass man dafür gegen 48 Gefährder Bereichsbetretungsverbote ausgesprochen habe. Held macht auch deutlich, dass jeder Einsatz unterschiedlich sei. Bei den Hooligans kam der Auftritt Ostendorfs sehr gut an, auch ohne Schlagzeug. Politische Reden nur wenn sie extrem polarisieren und Dritte beleidigen.

Bahnsteig blockiert

Der Tag begann relativ ruhig in Deutz. Die Hooligans und Rechten durften sich ordentlich unter Bewachung durch die Staatsmacht vor den Durchsuchungszelten volllaufen lassen, obwohl eine Auflage ein Alkoholverbot war. Polizeibeamte entsorgten dann gläserne Glasflaschen in Altglascontainern. Auch das Zünden eines Böllers konstatierten die Polizeibeamten vor Ort mit einem Lächeln und wenn Journalisten wegen des Fotografierens von rechten Kundgebungsteilnehmern von diesen verbal bedroht wurden, zeigten sich die eingesetzten Beamten nicht rechtssicher im Grundgesetz. Rassismus war auf dem Barmer Platz allgegenwärtig und ständig fielen Sprüche wie „Morgen wird deine Frau von einem Asylanten vergewaltigt.“ Zu Beginn des Tages entglitt der Polizei zunächst die Situation auf dem Bahnsteig in Deutz. Gegendemonstranten hatten die Bahnsteige der Gleise 9, 10, 7 und 8 besetzt. Als die ersten Hooligans und Rechten eintrafen wurden fünf Rechte zusammengeschlagen und verletzt. Einige sprangen ins Gleis und retteten sich auf den gegenüberliegenden Bahnsteig. Zu dieser Zeit fuhren immer noch Züge ein und aus.

„Köln stellt sich quer“

Es kam zu einer Auseinandersetzung zwischen rund 150 Linksautonomen und der Polizei im Auenweg. Die Polizei begleitete die Demonstranten auf den Ottoplatz. Dort wurde zum ersten Mal auch Pfefferspray eingesetzt. Auf dem Ottoplatz hatte „Birlikte“ eine Bühne und ein Festival vorbereitet. Rund 7.000 Demonstranten von „Köln stellt sich quer“ zogen vom Heumarkt über die Deutzer Brücke zum Ottoplatz und nahmen an der „Birlikte“-Veranstaltung teil. Es kam allerdings zu Irritationen, weil sich einige Besucher über Transparente beschwerten, die ihnen die Sicht auf die Kulturveranstaltung versperrten. Auch die Teilnahme der Antifa wurde zunächst kontrovers diskutiert. Am Ende schallte der Brings Song „Sulang mer noch am lääve sin“ über Deutz, als bei „Köln 2.0“ noch zwei Böller gezündet wurden.

An der Kreuzung Deutz-Mülheimer und Opladener Straße kam es immer wieder zu Scharmützeln zwischen der Polizei und Linken, die versuchten die massive Polizeisperre dort immer wieder zu durchbrechen oder mit Flaschen und Steinen warfen. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein und nahm fünf Personen in Gewahrsam. Die Linken zogen dann durch die Kölner Innenstadt zum Hauptbahnhof der strikt abgeriegelt war. Auch dort kam es zu mehreren Festnahmen durch die Polizei. Auf dem Breslauer Platz blieb an diesem Tag alles ruhig.

Schmähung von Politikern

Auf dem Barmer Platz sprach der Anmelder von einem geilen Bühnenprogramm. Die Medien waren wieder einmal mehr „Lügenpresse – Halt die Fresse“, man forderte ein Burka-Verbot, genauso wie man ein Neubauverbot für Moscheen will. Flüchtlinge will man sofort abschieben und die Grenzen schließen. Zudem schürt man Ängste, dass Terroristen en Masse nach Deutschland eingeschleust werden. Dominik Roeseler bekannte „Stolz ein Rechter zu sein“ und rief „Merkel muss weg“. Die Bundeskanzlerin habe alle verraten und verkauft und die „620 Vollpfosten im Bundestag“ solle man gleich mitabschieben. Auch die „Dügida“-Veranstalterin Melanie Dittmer sprach und rief „Ferkel muss weg – ihr wisst schon wer gemeint ist“. Sie nahm auch Bezug auf eine Strafanzeige gegen sie, als sie bei einer Rede in Frankreich Bundeskanzlerin Merkel als Schlange bezeichnet hatte, der der Kopf abgeschlagen gehöre. Rund 450 der Hooligans und Rechten reisten, begleitet von der Bundespolizei nach Hause.

Auffallend ist, dass sowohl Köln 2.0, als auch die Gegenveranstaltung immer stärker zu Events werden und zum Konzert. Politische Reden werden zum Beiwerk. Spannend ist die Frage, wie viele Menschen kämen denn auf die Kundgebungen und Demonstrationen ohne Konzertveranstaltung?

Der Bericht der Kölner Polizei zum Ablauf

Die Polizei teilte mit, dass Kögida auf eine eigene Veranstaltung verzichtete und sich „Köln 2.0“ angeschlossen hatte.  Aus einer Gruppe von etwa 20 vermummten Personen aus dem Umfeld der Linken heraus sei die Seitenscheibe eines Streifenwagens eingeworfen worden, teilt die Polizei mit. Hierbei erlitt ein Beamter, der auf der Deutzer Freiheit ohne Schutzausrüstung zu Verkehrsmaßnahmen eingeteilt war, leichte Schnittverletzungen. Im Bereich der Opladener Straße/Deutz-Mülheimer Straße sperrte die Polizei die Zufahrt zur Versammlung „Köln 2.0“. Als die Kräfte gegen Ausschreitungen zwischen rechten und linken Demonstranten einschritten, richtete sich die Gewalt plötzlich gegen die dort eingesetzten Beamten. Nach kurzem Einsatz des Wasserwerfers beruhigte sich die Lage. Die um 15:30 Uhr auf dem Barmer Platz gestartete Kundgebung „Köln 2.0“ wurde um 17.40 Uhr vom Versammlungsleiter beendet. Gegen 17 Uhr wurde ein spontaner Aufzug vom Ottoplatz bis zum Kölner Hauptbahnhof angemeldet, der ohne größere Zwischenfälle seinen Zielort erreichte. Neben den Demonstrationen fanden noch weitere Großveranstaltungen in Köln-Deutz statt, unter anderem ein Ligaspiel der Kölner Haie sowie eine Veranstaltung im Tanzbrunnen. Bereits frühzeitig hatte die Polizei Köln Kontakt mit den Verantwortlichen aufgenommen, um die Einschränkungen für die Gäste so gering wie möglich zu halten. Polizeipräsident Wolfgang Albers bedankte sich noch am Abend bei allen Beamten, die einen komplexen Einsatz zu bewältigen hatten. Er betonte: „Ich bin froh, dass ein Großteil der Gegendemonstranten meinem Appell gefolgt ist und ein friedliches Zeichen gegen rechte Gewalt und Fremdenfeindlichkeit gesetzt hat“.

Autor: Andi Goral
Foto: Immer wieder gab es spontane Sitzstreikaktionen