Köln ist Pilotprojekt
Innenminister Ingo Wolf übergab am heutigen Mittwoch der Kölner Polizei einen 130.000 Euro teuren Mercedes Sprinter. Der ist speziell für das Verkehrsunfallteam der Kölner Polizei ausgerüstet, hat 150 PS und ist gute 150 Sachen schnell. Kölns Polizeipräsident Steffenhagen: „Wir wollen ja schnell an den Unfallort kommen.“ Der Wagen wird die Arbeit dieser Spezialeinheit der Kölner Polizei noch wesentlich verbessern. Neben Telefon und der Ausstattung eines normalen Streifenwagens, verfügt der VU-Team-Wagen noch über eine sichere UMTS-Verbindung zum Rechenzentrum der Kölner Polizei. Damit können via Laptop Live-Bilder, die Daten der Unfallbeteiligten von der Unfallstelle direkt ins Polizeinetz weitergegeben und abgefragt werden. Daneben ist der Laptop mit Zeichenprogrammen ausgestattet und ein Tachimeter, wie ihn die Landvermesser einsetzen, hilft bei der genauen Bestimmung von Entfernungen. Eine Spezialkamera kann Bildsequenzen aufnehmen, die später helfen den Unfall zu rekonstruieren und die vor allem die Dauer von Sperrungen gerade auf Autobahnen reduziert. Kölns Polizeipräsident Steffenhagen bringt es auf den Punkt: „Mit dem Team und dem Auto wollen wir den Sachbeweis stärken und die Unfallaufnahme professionalisieren.“ Zudem haben viele Menschen mehr Angst vor einem Verkehrsunfall, als vor Kriminalität ergänzte der Polizeipräsident. Das VU-Team Köln, mit seiner erstklassigen Ausrüstung und Ausbildung, ist übrigens für NRW ein Pilotprojekt.

Digitalkameras und Videografie statt Kreidestrichen
Auch Innenminister Wolf machte deutlich warum ihm es so wichtig ist, die Unfälle genauer zu untersuchen und dass es dabei nicht nur um Repression ginge, sondern auch die Erkenntnisse für die Prävention eingesetzt werden sollen. Immerhin gab es in NRW im letzten Jahr rund 65.000 Unfälle mit Personenschäden und Köln verzeichnete davon 7.000. Malten früher Polizisten Kreidestriche auf die Straße, so will man die Unfallaufnahme heutzutage unter Ausnützung der modernen Technik verbessern. Multifunktionsgerät, das faxen, drucken und kopieren kann, Laptop, technische Zeichenprogramme, Internetverbindungen, digitale Fotografie, Videografie und eigene Stromversorgung, all das macht das Team in Zukunft autark und schnell. Ein geschützter Raum zur Zeugeneinvernahme vor Ort, der im Sommer auch ein wenig Kühle und im Winter warm ist, schafft nicht nur verbesserte Arbeitsbedingungen, sondern verspricht auch schnellere Aufklärung. Denn nie mehr ist das Zeugenwissen so frisch, wie am Ort des Geschehens.

118 Unfälle am Bonner Verteiler in 2008
Durch das VU-Team der Kölner Polizei konnten seit 2005 in Köln 50 Unfallflucht-Fälle aufgeklärt werden. Besonders spannend ist etwa auch die Verkehrsunfallaufnahme am Bonner Verteiler. Dort ereigneten sich alleine im letzten Jahr 118 Unfälle. Der Bonner Verteiler ist so vermessen und in den Geräten der Polizei eingegeben, dass hier nur noch die Koordinaten der Unfallfahrzeuge eingegeben werden müssen und schon kann eine Zeichnung erstellt werden.

Einsatz im Zweischichtbetrieb
Das neue Fahrzeug wurde im letzten halben Jahr konzipiert und nach den Bedürfnissen des VU-Teams gestaltet und umgebaut. So können jetzt auch die vielen technischen Hilfsmittel sicher transportiert werden, was im normalen Streifenwagen so nicht möglich war. Das VU-Team arbeitet im Zweischichtbetrieb unter der Woche von 18-21 Uhr. Allerdings besteht eine Rufbereitschaft und bei besonders schweren Unfällen, wie etwa dem Geisterfahrer auf der A 59 letztes Wochenende sind die Beamten dennoch zur Stelle.

Auf der Autobahn A 1 fanden die Beamten des VU-Teams einen völlig zerstörten Kleinwagen vor, dessen vier junge Insassen bei dem Unfall schwer verletzt wurden. Das Team begann sofort nach dem Eintreffen mit der Beweissicherung. Denn im Rücken der Beamten hatte sich bereits ein 12 Kilometer langer Rückstau gebildet. Da braucht man nicht nur erstklassige Ausbildung und modernstes Equipment, sondern auch sehr gute Nerven um präzise und schnell zu arbeiten.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung