111 Orte im Kölner Umland -die unbekannte und faszinierende Nachbarschaft
5.000 Kilometer hat Bernd Imrund für seinen dritten Band der Reihe „11 Orte, die man gesehen haben muss“ mit dem Motorrad und Fahrrad zurückgelegt. Stellte der Kölner Autor in seinen ersten beiden Bänden skurrile und faszinierende Orte innerhalb der Stadtgrenzen Kölns vor, nahm er nun erstmals das direkte Umland in seinen Blick. Dabei liegt keiner der 111 sehenswerten Orte weiter als 15 Kilometer Luftlinie von der Stadtgrenze entfernt. „Alle sind also eigentlich mit dem Fahrrad erreichbar“, so Imrund. Durch die vergrößerte Fläche wurde natürlich auch die Recherche deutlich aufwendiger als bei den ersten beiden Bänden. Doch Imrund hat einen Tipp: Auf Internetseiten und in Büchern von Hobby-Historikern aus den einzelnen Gemeinden und Städten lassen sich auch in Vergessenheit geratene Orte wieder finden.


Foto: Autor Bern Imrund und Fotografin Nina Osmers mit ihrem Buch

Der Friedhof in Oberaußem – weltberühmt und doch vergessen
Andre Orte entdeckte Imrund bei seiner Tour eher per Zufall. „Man darf nicht von Ort zu Ort hetzen, sondern muss sich und dem Platz Zeit geben“, rät Imrund. „Nur dann kann man auch völlig Unbekannten entdecken.“ So stieß er etwa zufällig auf einen Lösshohlweg in Bergisch-Gladbach-Sand. „Eigentlich wollte ich dort die Rochuskapelle besuchen. In die kommt man aber gar nicht mehr rein“, berichtet der Autor. Und auch wenn mancher Misserfolg dabei war, hat er das Umland seiner Heimatstadt Köln auf seiner Entdeckungstour mit neuen Augen kennen gelernt. „An manchen Orten bin ich schon tausende Male vorbei gefahren, ohne zu ahnen, was sich dahinter verbirgt“, erzählte er heute. Dazu gehört etwa auch der alte Friedhof in Oberaußem. Dort hat man laut Imrund nicht nur einen „sensationellen Blick auf Köln und die Braunkohlewerke“. Der Ort wurde – wenn auch ohne direkte Nennung – weltberühmt. Denn Günter Grass, der einige Zeit in Oberaußem wohnte, verarbeitete diesen Ort in seinem Roman „Die Blechtrommel“.

Die vergessenen und unbekannten Orte galt es im Buch nun neu zu beleben. Manchmal musste der Autor dafür auch durch Dornenbüsche kriechen. So etwa beim „Stonhenge in Pulheim“, wie Imrund den dortigen Kreis-Wald liebevoll nennt. Dort pflanzten vor etwa 15 Jahren die beiden Künstler Holger Hagedorn und Winfried Lucassen 12 hohe Pappelstämme falsch herum in den Boden. So entstanden drei große Kreise ähnlich den mysteriösen Kreisen in Stonehenge. Auch wenn die Stämme heute umgefallen und teilweise verrottet sind, ist das Land-Art-Projekt noch gut zu erkennen. Die teils schwierige Lage stellte auch Fotografin Nina Osmers vor Herausforderungen. Ihre Bilder bereichern die Texte Imrunds im Buch. „Da muss man gar nicht jeden Ort selbst besuchen, um den Text genießen zu können“, meint der Autor selbst.

Imrunds Lieblingsort: Die Quelle der Strunde
Einen neuen Lieblingsort hat Imrund bei seiner Recherche für sich auch gefunden: Die Quelle des Baches Strunde in Herrenstrunde in Bergisch-Gladbach. Die Strunde gilt als einer der „fleißigsten“ Bäche Deutschlands. Denn der Bach betrieb einst fast 40 Mühlen an. Die Quelle selbst befindet sich in einem kleinen Becken. Dort tritt das Wasser aus dem Untergrund herauf. Da der sandige Boden hier zahlreiche Hohlräume aufweist, treten mit dem Wasser auch viele kleine Blubberblasen auf. Der Volksglaube erzählt, berichtet Imrund in seinem Buch, dass an dieser Quelle früher Kobolde hausten. Und tatsächlich ist deren Zwergenhöhle noch heute zu besichtigen. Unweit der Quelle ist eine Höhle, in der noch heute Fledermäuse hausen. Insgesamt bietet „111 Orte im Kölner Umland“ also wieder einmal genügend Ideen für einen Tagesausflug am Wochenende – ob mit festem Schuhwerk, Picknick und per Rad vor Ort oder gemütlich mit einer Tasse Tee Zuhause auf der Couch…



11 Orte im Kölner Umland, die man gesehen haben muss
Bernd Imrund
Mit Fotografien von Nina Osmers
Emons Verlag
240 Seiten
1. Auflage 2010
12,90 Euro

ISBN: 978-3-89705-777-7

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung