Gleiche Rechte für alle Menschen in Europa fordern Politik und Verbände auf der Abschlusskundgebung des Cologne Pride/CSD 2008.

Schluss mit dem Schimpfwort "schwul" auf deutschen Schulhöfen
Schon Elfi Scho-Antwerpes, Kölner Bürgermeisterin kritisierte massiv die Äußerungen von Daum und machte ihr Unverständnis überdeutlich klar: „Ein Trainer der so etwas äußert geht gar nicht in Köln“ und in Richtung von Erzbischof Kardinal Meissner: „Ich erwarte Mäßigung“. Vor allem nachdem der DFB eine Akzeptanzkampagne angestoßen habe verstehe man die Homosexuellen feindlichen Äußerungen des Kölner Trainers nicht mehr. „Wir können auch nicht länger dulden, dass „schwul“ auf deutschen Schulhöfen weiterhin als beliebtes Schimpfwort gilt“, kritisierte die Kölner Bürgermeisterin und forderte Politik und Pädagogen dazu auf Konzepte zu entwickeln, die auf eine nachhaltige Werteerziehung zielen und zu deren Grundprinzip der Respekt gegenüber Minderheiten gehört.

Claudia Roth: "Dem Ball ist es egal wer ihn kickt"
Claudia Roth von Bündnis 90/Die Grünen nannte Köln „die Hauptstadt der Bewegung in der man seine erneuerbaren Energien wieder aufladen könne, für die Kämpfe jenseits von Köln“. Aber sie machte auch klar: „Wir sind noch lange nicht am Ziel, es reicht, unsere Geduld ist am Ende“ und hielt eine politische Rede mit Blick auf die kommenden Wahlen. Demokratie bedeute gleiches Recht für Alle, so Roth und forderte den Bundestag auf die Lücken im Lebenspartnerschaftsgesetz zu schließen und die Gleichstellung im Sinne des Grundgesetzes umzusetzen. Dazu gehöre so Roth auch eine Gleichstellung im Beamten-, Steuer- und Adoptionsrecht. Gegenüber der Bundesregierung forderte Roth, dass diese aufhören sollen dass EU-Antidiskriminierungsgesetz zu verwässern: „Antidiskriminierung heißt nicht Bürokratie, sondern Demokratie“. Scharfe Worte fand Roth für Christoph Daum: „Christoph Daum, verdammt noch mal spiel klugen Fußball mit dem FC und hör auf mit saudummen gefährlichen Sprüchen. Dem Ball ist es egal wer ihn kickt, Hauptsache er geht ins Tor.“ Freude herrschte bei der grünen Politikerin allerdings über das Sponsoring des DFB, der einen Wagen in der Parade gesponsort hatte und löste eine Vision aus: „Vielleicht geschehen noch Wunder und es gibt einen Wagen des Erzbistums im CSD“. Auch von den Heteros forderte Roth mehr Engagement, denn damit verbunden sei die Frage: „In welchem Land wollen wir leben?“

Auch Michael Kauch, MDB., der als Vorsitzender des FDP-Bundesfachausschusses Soziales unter anderem die Gleichstellungspolitik von Partei und Fraktion in Bezug auf Schwule und Lesben koordiniert, forderte wie Claudia Roth die Gleichstellung der Lebenspartnerschaft mit der Ehe. Auch Kauch fand deutliche Worte gegen „Hassmusiker“ und Intoleranz gegenüber Lesben, Schwulen und Transgender. Der Vorsitzende der Lesben und Schwulen in der Union Reinhard Thole forderte eine bessere Verankerung des Themas im Bereich Bildung, damit Kinder von Anfang an Toleranz lernen. Unternehmen in denen Lesben und Schwule diskriminiert werden und die nicht auf Diversity setzen, machen so Thole einen kapitalen Fehler. Auch Thole forderte eine völlige Gleichstellung. Volker Beck, Bündnis 90/Die Grünen, forderte die vielen tausend Zuhörer auf, nicht nur auf Schönwetterreden zu vertrauen, sondern genau hinzusehen, wer im politischen Bereich wirklich etwas für die Gleichstellung tut und dies nicht nur auf Bundes-, sondern auch auf Landesebene. Scharfe Kritik in Richtung der katholischen, aber auch evangelischen Kirche äußerte auch Beck, der auch mehr internationale Solidarität für die Forderung nach Gleichberechtigung forderte. Wie schwierig die Situation für Lesben und Schwule gerade auch noch in südosteuropäischen Ländern ist, wie Griechenland, der Türkei oder auf dem Balkan machten mehrere Redner deutlich.

Viel Applaus erhielten die Rednerinnen und Redner für ihre Forderungen von den vielen tausend Menschen auf dem Heumarkt, die ruhig und interessiert zuhörten. Nach der Politik klang der Cologne Pride/CSD2008 mit dem Schlagerstündchen von WDR 4 aus.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung