Quo Vadis CAP I + II

Planungssicherheit am wichtigsten

Cony Theis, Kölner Künstlerin und Mieterin eines Ateliers auf dem Clouth-Gelände, ist am Donnerstag ausgezogen. Theis wollte nicht bis zum  bis 31.08.2006 warten, denn sie braucht Planungssicherheit. Sie zieht jetzt nach Ossendorf auf das Gelände des ehemaligen Flughafens. Dort fand sie geeignete Räume. Theis: "Ich bin froh, ohne Unterbrechung weiterarbeiten zu können." Dennoch – etwas Wehmut schwingt mit, denn das Atelier im CAP 2 (zweite Halle) sei das schönste "ever". Aber sauer ist sie nicht auf die Stadt, dass sie gehen muss: "Kündigung ist Kündigung." Sie stört etwas ganz anderes: "Die Stadt verspielt ihre kulturelle Schwerkraft." Da ist die Diskussion um das Clouth Gelände eher nebensächlich, denn Räumlichkeiten gebe es in Köln genug.



Thomas Baumgärtel beim Gespräch mit Björn Troll in seinem Atelier in den Clouth Werken

Stadt bietet Alternativen an

Das bestätigt auch das Amt für Liegenschaften der Stadt Köln. Axel Rostek, Abteilungsleiter im Amt und in die Gespräche um das CAP involviert: "Die Stadt bemüht sich, den Künstlern des CAP e.V. Alternativen anzubieten." Die gebe es, auch wenn Sofortlösungen nicht greifbar sind. So gibt es dann die Verlängerung bis August 2006, um bis dahin allen Künstlern eine neue Heimat anbieten zu können. "Es ist schwer, alle auf einmal unterzubringen," so Rostek. Immerhin haben noch 45 Künstler in den Clouth-Hallen ihre Heimat. In Spitzenzeiten vor fünf Jahren waren es einmal 55. Seit die Kündigung näher rückt, sind sieben Künstler weggezogen – innerhalb Kölns. Die Stadt Köln will einigen Künstlern jetzt die Chance geben, in ein ehemaliges Verwaltungsgebäude auf dem Clouth-Gelände zu ziehen, das könne man bis August 06 vorbereiten. Dabei ist der Stadt allerdings klar, dass diese Alternative nicht für alle Künslter reizvoll ist, denn die Räume sind klein und niedrig.


So große Bilder kann man in Räumen mit nur 2,50 Meter Höhe nicht malen


und auch nicht Zyklen…

Zähes Ringen um Verlängerung

Eben genau diese Räume kommen für Thomas Baumgärtel, Kölner "Bananenkünstler" und bislang Sprecher des CAP e.V., nicht in Frage. Große Räume bieten mehr Raum für Inspiration ist seine Devise. In letzter Zeit ist er allerdings kaum noch zum malen gekommen. Am Mittwoch (28.08.2005) war er gerade wieder in Sachen Mietangelegenheiten Clouth-Hallen für CAP e.V. bei der Stadt Köln. Er handelte im Auftrag des Vereins die Miet-Verlängerung bis August 2006 aus. Baumgärtel: "Es war ein zähes Ringen." Der Räumungsvergleich wird jetzt Anwälten der Stadt Köln und des CAP übergeben.



Bis zum Boden reicht die Wandzeitung der Künstler in der ihr Kampf um das CAP Projekt auf dem Clouth-Gelände dokumentiert ist

CAP ist eine große WG

Besonders glücklich sind die Mitglieder des CAP nicht über diese Entwicklung. Sie hatten eine halbe Millionen Euro – Arbeitszeit nicht eingerechnet – in die Sanierung der vier Hallen gesteckt. Da fällt der Abschied schwer. Viele Künstler leben am Existenzminimum und können sich kaum einen Umzug leisten, abgesehen davon was es bedeutet, Kunstwerke von einem Atelier zum anderen zu schaffen. Allerdings geht es nicht nur um alternative Räume sondern auch um das Projekt CAP an sich. Baumgärtel: "Es ist eine tolle gewachsene Architektur und eine Gruppe, die von selbst zusammengekommen ist. Es ist schade, wenn das zerstört wird." Das sei in Köln schlicht alternativlos.
Die von der Stadt angeführten Gründe, warum sie diesen Ort verlassen sollen, können die Künstler des CAP nicht nachvollziehen: Gesundheitsgefährdung wegen Rückständen – immerhin waren die Clouth-Werke einmal eine Gummifabrik -, Brandschutzprobleme oder bauliche Mängel – es lag nie eine Baugenehmigung vor – muten den Künsltern eher vorgeschoben an, um sie loszuwerden. Sie fühlen sich als Spekulationsobjekt, denn die Stadt könne mehr Geld für das Gelände einnehmen, wenn sie selbst nicht mehr auf dem Gelände seien. Wenn es um 100.000 Euro Künstlerunterstützung ginge, würde immer die Haushaltssperre vorgeschoben, aber für Wirtschaftsbelange seien plötzlich Millionen übrig, so der Vorwurf.

Emotional bereits in Berlin

Baumgärtel selbst ist von dieser Plaungsunsicherheit sichtlich genervt: "Die Stadt schiebt die Verantwortlichkeit vom einem zum anderen. Da ist selbst die Künstlerszene strukturierter". Auch wenn die Verwurzelung in Köln groß sei, will er einen Umzug nach Berlin nicht ausschließen. In Berlin gebe es einfach auch billigen privaten Wohnraum. Ab dem 2.1.2006 will er sich auf die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten machen – auch in Köln. Baumgärtel: "Laß los, bevor du nicht mehr künstlerisch zum Arbeiten kommst." Auch den Vorsitz im CAP e.V. hat er schon einmal abgegeben. Wenn die Stadt ihm keine Alternative anbieten könne, dann sei das eben so: "Als Künstler wünscht man sich, hofiert zu werden. Das ist in Köln aber nicht der Fall."

CAP-Hallen könnten stehen bleiben, wenn Investor will

Die Heizung in den Hallen bleibt jedenfalls erstmal seitens der Stadt gewährleistet, und Strom gibt es auch. Dabei ist das gar nicht so einfach für die Stadt, denn Strom- und Heizungskreisläufe sind marode und verworren. Rostek: "Wir wollen die Künstler nicht im Regen stehen lassen." Auf der anderen Seite gibt es reges Interesse von Investoren an dem Clouth-Glände, so der Amtsleiter.
Zunächst einmal muss aber das Stadtplanungsamt die Planung für das Gelände abschließen. Andreas von Wolff vom Stadtplanungsamt, vermittelte Report-K den Stand der Dinge. Es stehe fest, welche Gebäude denkmalgeschütz sind: die Fassade der Fabrikhallen, das Verwaltungsgebäude einschließlich Eingangspavillon und das Magazingebäude Xantener Straße. Die CAP-Hallen gehören nicht dazu. Jedoch werde der Bebauungsplan so vorgenommen, dass nichtzuerhaltende Gebäude erst dann abgerissen werden müssten, wenn die Neubebauung realisiert werde. Dies ist jedoch Angelegenheit des neuen Grundstückseigentümers. Allein aus Erschließungsgründen müssen die Hallen nicht abgerissen werden.

Mehr Infos zu CAP: www.cap-cologne-online.de
Statements zur Atelier-Kündigung von CAP I: http://www.report-k.de/index.php/content/view/734/
Kunstaktion mit Ja CAP-Schokolade gegen Atelierkündigungen: http://www.report-k.de/index.php/content/view/733/40
Künstlerkolonie vor dem Ende: http://www.report-k.de/index.php/content/view/1647/40/

Text: Björn Troll für Report-K.de / Kölns Internetzeitung
Fotos: Andi Goral