Repräsentanten der Arbeiterklasse, der Jugend und der Intelligenz optimieren die Produktion in einer Maschinenfabrik, Holzschnitt. [91,3 x 97 cm; 1972]


Leute der Yi, Sichuan (134,2 x 265,8 cm; 1988)


Tusche (136 x 203,7cm; 2007)

Riesige Porträts von Mao Zedong
1955 wurde Zhou Jun geboren. In Shanghai. Heute lebt und arbeitet der Künstler in Rotterdam und Shanghai. Mit 16 Jahren kam Zhou Jun in eine Fabrik. Dort wurde er, Dank seines Talents zum Spezialisten für überlebensgroße Porträts von Mao Zedong. Im Stil des sozialistischen Realismus. Wenn der Maler heute über die Zeit und die Zeit der Kulturrevolution spricht und der Option die ihm diese bot, ist das für uns Westeuropäer kaum vorstellbar. Die Kulturrevolution bedeutete für den Künstler die Freiheit das zu tun was seinen Fähigkeiten entsprach und nicht dem seiner Herkunft. Denn vor der Kulturrevolution waren die Chinesischen Bürger Einheiten zugeteilt und da sein Vater selbst Künstler war konnte auch Zhou Jun diesen Weg einschlagen. Wäre sein Vater dies nicht gewesen, wer weiß ob das Talent von Zhou Jun jemals entdeckt worden wäre, oder er dieses entwickeln hätte können. Studiert hat der Künstler nach er Kulturrevolution an der "Shifan Daxue" in Shanghai und später an der "Zhongyang meishu xueyuan" in Beijing.

Meister der Tuschmalerei
Zhou Jun ist Kalligraph und damit der Präzision verbunden, ein Meister der Binnenform und Aussenform. Wer jemals mit Tusche, Pinsel und Papier gearbeitet hat, weiß mit welch extremer Sensibilität und hohen Könnerschaft Zhou Jun zu Werke geht. Er setzt Tusche und Zeichnung sehr präzise und arbeitet mit der Zufälligkeit von Tusche auf Papier in höchster Perfektion und Konzentration. Denn nicht alles läßt sich beim Prozess, Wasser, Tusche und Papier vorsteuern, sondern setzt eine besondere Meisterschaft in der Führung des Malgerätes, wie das eines Pinsels voraus. Dabei verfließt die Tusche aber nicht einfach wie auf einem Löschpapier, sondern bekommt in ihrer malerischen Ausprägung Form, Charakter und Tiefe. Daneben schafft es Zhou Jun flächige Malerei mit Tusche zu verbinden, die malerische Dichte erreicht und das mit einem wässrig-transparenten Malmaterial. Zhou Jun gehört zu den Vertretern der Post-Traditionalisten. Der Katalog zitiert dazu die Expertin Julia Andrews zur Arbeit der Post-Traditionalisten: "Durch ihre Ausbildung im sozialistischen Realismus von der Verbindung mit Chinas künstlerischer Vergangenheit befreit, haben sie versucht eine chinesische Tradition zu konstruieren, die ihrer eigenen Zeit entspricht. In ihren Händen wird die chinesische Tradition umgeformt".

100 Werke aus verschiedenen Epochen
Große Landschaften konstruiert Zhou Jun, die frei gestaltet sind und abstrakte Kopfgeburten sind. Sie sind menschenleer. Es gibt unter den 100 Werken die ausgestellt sind, aber auch figürliche Darstellungen, die mit der Papierfläche in hoher Meisterschaft korrespondieren. Ihre oftmals monochrome Zeichenart, die mit wenig Farbe Akzente setzen kann verdichtet den Bildinhalt und stärkt sein grafisches Volumen. Die Ausstellung beginnt mit einem flächigen Holzschnitt der als typisches Beispiel des sozialistischen Realismus Pate stehen kann. Zu sehen sind auch die Tuscharbeiten aus der Studienzeit, figürliche Konstruktionen, bis hin zu informeller Tuschmalerei, die aber nie ihre chinesischen Wurzeln vergißt. Denn die Ausstellung nimmt den Besucher über die gesamte Schaffensperiode des Künstlers mit und bildet damit Querverbindungen zwischen historischen Zusammenhängen und dem künstlerischen Schaffen Zhou Jun. Gerade dies ist absolut spannend.

Ein Highlight für Köln
Für Köln ist die Ausstellung, die Adele Schlombs, die Direktorin des Museums für Ostasiatische Kunst kuratiert hat, ein internationales Highlight, denn ein zeitgenössischer chinesischer Künstler der noch dazu sich mit Tuschmalerei beschäftigt ist in Deutschland so nicht so oft zu sehen. Die Ausstellung erweitert Horizonte und läßt einen in einen Kulturteil der Erde blicken, der noch an manchen Stellen für uns Europäer eine weiße Landkarte ist, die es zu erforschen gilt. Auch wenn chinesische Ölmalerei, wie man sie auf der Art Fair 21 Anfang November beobachten konnte, als Hype schon in den Kunstmarkt eingezogen ist.

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INFOBOX
Abstrakte Universen – "Dialog der Kulturen"

Im Ostasiatischen Museum und im Museum Ludwig soll am Samstag den 26.1.2008 in der Zeit zwischen 14:00-17:00 Uhr eine Brücke zwischen den Kulturen geschlagen werden. Neben der Verbindung zwischen den Kölner Museen soll ein Vergleich kultureller Hintegründe und Zusammenhänge durch den "Dialog der Kulturen" entstehen. Zwei vermeintlich entfernte Welten finden in der Malerei von Zhou Jun zusammen. "Der chinesische Tuschmaler Zhou Jun lebt seit 1989 in Europa und hat im Austausch mit westlichen Maltraditionen seinen individuellen Stil weiterentwickelt. Seine monumentalen Universen, in denen er virtous innere Landschaften im Großformat auf Papier bannt, bieten Anknüpfungspunkte an das Werk westlicher Künstler, die sich seit den 20er Jahren verstärkt mit den Maltraditionen Ostasiens auseinandersetzen. Begriffe wie "Fremdheit" oder "Leere" sind spätestens seit den 1950er Jahren in Werken wie Abstrakten Expressionismus oder das Informel spürbar." Den Dialog leiten Annette Bügener M.A. und Dr. Romana Breuer. Treffpunkt ist das Ostasiatische Museum, der Anmeldeschluss der 21.1.2008. Das Museum weist darauf hin, dass Eintritt für beide Museen fällig wird.

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Workshops "Chinesische Tuschmalerei"
Zhou Jun gibt drei Workshops in denen er die Teilnehmer in die Prinzipien und Materialien der chinesischen Malerei einführt. In praktischen Übungen erlernen die Teilnehmer den Umgang mit Pinsel, Tusche und Farbe und können verschiedene Techniken erproben. Die Einführung hält Annette Bügener, M.A.

Kurs 1:
Sa. 16.2.2008
14:00-18:00 Uhr
Anmeldeschluss 11.2.2008

Kurs 2
Sa. 15.3.2008
14:00-18:00 Uhr
Anmeldeschluss 10.3.2008

Kurs 3
Sa. 12.4.2008
14:00-18:00 Uhr
Anmeldeschluss 7.4.2008

Gebühren:
Erwachsene: 29,- €
Ermäßigt: 21,- € [Studenten und Azubis]
Jugendliche: 19,- € [Schüler]

Anmeldung und Buchung
www.museenkoeln.de/museumsdienst
service.museumsdienst[at]stadt-koeln.de
Infotelefon: 0221.221-23468

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Zhou Jun
Ein chinesischer Tuschmaler der Gegenwart

Museum für Ostasiatische Kunst
Universitätsstr. 100
50674 Köln

Öffungszeiten
Di.-So. 11-17 Uhr
Do. 11-20 Uhr
Montags geschlossen
wegen Karneval bleibt das Museum auch vom 31.1.-5.2.2008 geschlossen.
Eintritt: 6,50 € / ermäßigt 3,50 €

Öffentliche Führungen
Sonntags 12 Uhr

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung