„Wir stellen in der Berufsberatung fest, dass viele Jugendliche, die einen Haupt- oder Realschulabschluss erworben haben, noch immer mit der deutschen Sprache kämpfen. Das macht es ihnen schwer, ihre Wunsch-Lehrstelle zu finden“, sagt Peter Welters, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Köln. Welters fordert daher: „Hier muss durch die Bildungspolitik des Landes und der Kommune gegengesteuert werden – wer heute in Bildung
investiert, muss morgen weniger Geld für die Folgen der Arbeitslosigkeit ausgeben.“
Allgemeinbildung und Berufsausbildung seien die Schlüssel zum Arbeitsmarkt, so Welters. In den vergangenen Jahren haben in Köln jedoch immer weniger Jugendliche mit ausländischem Pass eine Ausbildung im dualen System begonnen: Während die Zahl der Auszubildenden von 2000 bis 2007 um zwei Prozent stieg, ging im gleichen Zeitraum der Anteil ausländischer Jugendlicher um 24,5 Prozent zurück.

Peter Welters macht einerseits die starke Konkurrenz auf dem Ausbildungsstellenmarkt für die geringen Ausbildungszahlen bei Jugendlichen mit ausländischem Pass verantwortlich. Auch spielen bei dem einen oder anderenBetriebsinhaber noch Vorbehalte gegenüber Ausländern und Migranten eine Rolle.

Zuviele Jugendliche ohne Schulabschluss
Andererseits sei nicht zu übersehen, dass trotz der Reformbemühungen auf Seiten der Schulen die Qualität der Bildungsabschlüsse bei jungen Kölnern mit ausländischem Pass weiter zurückging: 13,4 Prozent gingen 2007 ohne Abschluss von der Schule ab; sieben Jahre zuvor lag dieser Wert noch bei 9,8 Prozent. Negativ entwickelt hat sich auch der Anteil ausländischer Schulabgänger mit Fach
hochschulreife oder Abitur. Von 2000 bis 2007 sackte der Wert um 5,2 Prozent auf 15,2 Prozent ab. Bei den Schülerinnen und Schülern mit deutschem Pass blieb der Wert nahezu konstant; er sank nur leicht um 0,4 auf 39,2 Prozent. Damit ist der Anteil höherer Schulabschlüsse bei deutschen mehr als doppelt so hoch wie bei ausländischen Jugendlichen. „Als Arbeitsagentur leisten wir Hilfe, um Lücken auszugleichen und die Jugendlichen fit zu machen für den Ausbildungsmarkt. Doch das ist lediglich ein Reparaturbetrieb.

Sprachförderung als Muss
Die gezielte Förderung muss so früh wie möglich beginnen“, fordert Welters. Das zeige auch eine aktuelle Studie nder Bertelsmann-Stiftung. Die Studie weist nach, dass Jugendliche
mit Migrationshintergrund, die in einer Kinderkrippe betreut worden waren, ihre Chancen auf einen Besuch des Gymnasiums damit um mehr 50 Prozent erhöhten. Der Agenturchef betont: „Gerade auf die Krippen, Kindergärten und Grundschulen kommt es an. Hier lernen die Kinder am wirkungsvollsten.
Die Unterstützung müsse bei den Jüngsten beginnen, damit sie die deutsche Sprache schon zum Zeitpunkt ihrer Einschulung gut beherrschen, so Welters. Es sei unabdingbar, dass die Unterstützung im Kleinkindalter beginne und in der Schulzeit gezielt fortgeführt werde. Zugleich müssten die Kinder Gelegenheit bekommen, ihre Kenntnisse der Muttersprache zu vertiefen. „Sprachförderung ist die Basis für das allgemeinbildende Lernen. Hier brauchen wir für die Jugendlichen mit Migrationshintergrund zusätzliche Unterstützung und individuelle Förderung.“

[nh; Quelle: Agentur für Arbeit]