„Wir sind der Ansicht, dass die Kölner Bürgerinnen und Bürger, Anwohner, die angrenzenden Schulen, Pfarrgemeinden und andere Betroffene ein Anrecht haben, bei der Neugestaltung dieses Geländes mitzureden – und dass ein mögliches Planungs- und Bebauungsverfahren transparent für alle sein muss“, heißt es in dem offenen Brief. Angeregt durch den Vorschlag des Kölner Künstlers Eusebius Wirdeier, auf dem Gelände des zerstörten Stadtarchivs die in Köln seit ihrem Abriss vor über sieben Jahren fehlende Kunsthalle zu errichten, bittet die Bürgerinitiative "Köln kann auch anders" Roters, die Bürger Kölns zu einem Gespräch über die Zukunft dieses Ortes auf die Piazzetta des Rathauses zu laden – bevor ein Bebauungsplan für das Gelände verabschiedet wird.

Der Stadtentwicklungsausschuss hat am 10. Juni 2010 bereits die Verwaltung beauftragt, einen Bebauungsplan für das Gelände zu erstellen. Laut Protokoll regte der Ausschussvorsitzende Klipper dabei begrüßenswerterweise bereits an, „den alten Standort des Stadtarchivs einer breiten, kulturellen Nutzung zuzuführen.“ Umso dringender erscheint den Initiatoren eine öffentliche Bürgerbeteiligung bei der Entscheidung über die Zukunft dieses für Köln so symbolträchtig gewordenen Ortes. „In diesem Zusammenhang treibt uns die Sorge um, dass – wie an vielen Stellen in Köln in der Vergangenheit geschehen – Investoren eilig ihre Vorstellungen durchzusetzen versuchen. Das Gebiet stellt ja geradezu ein „Filetstück“ auf Kölner Grund dar“, schreiben die Initiatoren. Inzwischen haben über 200 Kölner Bürger den Offenen Brief unterzeichnet, darunter als Erstunterzeichner Bundesminister a.D. Gerhart R. Baum, René Böll, die Vorsitzende der Autorenvereinigung AURA09 Dr. Eva Weissweiler, Pfarrer Hans Mörtter, Prof. Peter Busmann, der Musiker Peter Brings und der Filmregisseur Kaspar Heidelbach („Tatort“).


Der offene Brief im Wortlaut

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Roters,

es ist nun schon über ein Jahr her, dass das Historische Archiv der Stadt Köln eingestürzt ist. Die Ursachenforschung ist noch nicht abgeschlossen, die letzten Archivalien sind noch nicht geborgen. Gleichwohl stellt sich schon jetzt die Frage, was mit dem Gelände in Zukunft geschehen wird. Denkbar wäre eine Mischung aus Gedenken und Blick in eine – bessere – Zukunft. Möglich wäre auch, das Gelände zunächst einmal ruhen zu lassen. Wir haben noch keine konkreten Vorstellungen. In diesem Zusammenhang treibt uns die Sorge um, dass – wie an vielen Stellen in Köln in der Vergangenheit geschehen – Investoren eilig ihre Vorstellungen durchzusetzen versuchen. Das Gebiet stellt ja geradezu ein „Filetstück“ auf Kölner Grund dar.

Wir sind der Ansicht, dass die Kölner Bürgerinnen und Bürger, Anwohner, die angrenzenden Schulen, Pfarrgemeinden und andere Betroffene ein Anrecht haben, bei der Neugestaltung dieses Geländes mitzureden – und dass ein mögliches Planungs- und Bebauungsverfahren transparent für alle sein muss. Aus diesem Grunde fordern wir eine öffentliche Diskussion darüber, mit den Betroffenen, mit der Bürgerschaft, mit der Politik, mit der Verwaltung. Wir wünschen uns, dass Sie ähnlich der Veranstaltung zu Abriss oder Sanierung des Schauspielhauses eine Einladung in die Piazzetta des Rathauses aussprechen, um gemeinsam Überlegungen anstellen zu können, was an dieser Stelle entstehen soll. Wir sähen darin eine wichtige Voraussetzung, um das verlorene Vertrauen der Bürger wieder zurück zu gewinnen.

[cs;
Foto: Stadt Köln]