Um 0:36 begann die Entschärfung – 20 Minuten später kam die Entwarnung

Um 15:30 Uhr wurde Feuerwerker Heinz Luerweg vom Kampfmittelräumdienst in Duisburg über den Bombenfund im Kölner Stadtviertel Buchforst alarmiert. Um 16:30 Uhr war er mit zwei Kollegen vor Ort und fand eine 5 Zentner schwere englische Fliegerbombe in einem idyllischen Garten vor. Die Bombe lag mit dem Zünder oben auf. Gefunden hat Sie der Eigentümer des Hauses, der sein Haus gegen Feuchtigkeitsschäden abdichten wollte und daher direkt an der Hauswand einen Graben angelegt hatte. Und dort lag die Bombe. Was passiert wäre wenn die Bombe hochgegangen wäre erläutert Feuerwerker Heinz Luerweg. Die Bombe hätte einen drei Meter tiefen Krater gerissen und eine große Druckwelle erzeugt die im Umkreis von 500 Metern Steine und Erde verteilt und somit großen Schaden angerichtet hätte.

Seit 1972 hat Luerweg so viele Bomben entschärft das er die Zahl gar nicht mehr weiß und sie mit dreistellig angibt. Die Bombe in Köln war in gutem Zustand, der Zünder blank nur hatte er sich im Gewinde ein wenig verkeilt. Besonders heikel auch, daß die Bombe in scharfem Zustand aus dem Graben gehoben werden musste. Heinz Luerweg sprach deswegen auch von einer mittelschweren Entschärfung.


Lange Staus auf der Kölner Stadtautobahn

Auswirkungen auf ganz Deutschland

Vor allem der wichtigen Bahnverbindung zwischen Köln, Düssseldorf und dem Ruhrgebiet hat Auswirkungen auf den bundesdeutschen Bahnverkehr. Denn mehr als dreißig Minuten lang ging auf dieser wichtigen Verkehrsader erst einmal gar nichts mehr, alle Räder standen still. Davon betroffen neben den regionalen S-Bahnlinien 6 und 11 auch der ICE Fernverkehr. Lange Staus auch auf der Stadtautobahn nach Köln, denn die musste auch komplett gesperrt werden.

Viele alte und kranke Menschen mussten evakuiert werden

Familien und vor allem Alte und Kranke wurden im Ausweichquartier Modemannstrasse untergebracht werden. Sie wurden vom Roten Kreuz dorthin gebracht und notdürftig mit Wasser und Essen versorgt. Hier scheint nicht alles so reibungslos geklappt zu haben. Mehrere Menschen suchten ihre älteren Verwandten, oft die Eltern und keiner konnte ihnen sagen sie schon evakuiert sind oder nicht. Auch suchten einige Mütter verzweifelt nach etwas Essbarem für ihre Kinder. Der Mann vom Roten Kreuz versprach den 5 Minuten Terrine. Die zwar mitgebrachte Katastrophenschutz-Küche wollte man auch gegen 22:00 Uhr noch nicht einsetzen und das obwohl die ersten Evakuierungen schon um 18:15 Uhr stattfanden. Bedenkt man dass die Bombe erst gegen 1:00 Uhr morgens entschärft war und der Rücktransport nach Vorhersagen mindestens zwei Stunden dauert, ein langer Zeitraum. Ein Mann machte dann auch vor der Schule seinem Ärger richtig Luft und sprach von schlechter Organisation.

Städtische Mitarbeiter angegriffen

Zwei städtische Mitarbeiter wurden von einem Mann tätlich angegriffen und verletzt, den sie aufforderten seine Wohnung zu räumen. Einer der Mitarbeiter musste sogar ins Krankenhaus gebaracht werden. Zu weiteren Zwischenfällen kam es als 70 Jugendliche sich weigerten die erweiterte Zone zu verlassen. Beide Vorfälle konnten erst durch polizeiliche Massnahmen geregelt werden. Gegen 22:00 Uhr hatte man die 250 Meter Zone geräumt und gegen 23:50 Uhr dann auch die erweiterte Zone.

Insgesamt wurde die Evakuierung und die Entschärfung ruhig und besonnen vorgenommen. Vor allem die vielen alten Menschen machten die Evakuierung sehr schwierig und langwierig. Der Bahnverkehr war bundesweit betroffen, wie ein Sprecher der Deutschen Bahn AG heute morgen report-k.de gegenüber bestätigte. Allerdings waren die Auswirkungen aufgrund der späten Uhrzeit nicht so gravierend. Insgesamt 30 Zugverbindungen hatten durch die Sperrung in der Zeit von 0:36 Uhr bis 1:03 Uhr insgesamt 396 Minuten Verspätung.


Hier lesen Sie den ersten Vorab-Bericht von 21:30 Uhr letzte Nacht:

Köln, 12.08.2006 21:30 Uhr > Voraussichtlich gegen 00:15 Uhr wird in der Archimedesstr. 57 eine 5-Zentner Bombe aus dem 2. Weltkrieg entschärft. Im Umkreis von 250 Metern findet eine Vollevakuierung statt und im Umkreis von 500 Metern eine Luftraumsicherung. 4000 Menschen sind aktuell evakuiert, der KVB-Verkehr, der Bahnverkehr und der Luftverkehr über Köln werden für eine halbe Stunde gesperrt.

Bei Sanierungsarbeiten an seinem Eigenheim grub der Häuslebesitzer die 5-Zentnerbombe direkt neben seiner Hauswand aus. Die Bombe liegt in 1,5 Meter Tiefe. Der Zünder befindet sich bereits im Determinator, dies verkompliziert die Bergung. Um 16:00 Uhr wurde die Kölner Berufsfeuerwehr alarmiert. Bereits 17:30 Uhr sind 100 Polizeibeamte, 70 Feuerwehrmänner, 20 Mitarbeiter der Stadt Köln im Dauereinsatz.

Die Evakuierung gestaltet sich schwierig, weil sehr viele transportbedürftige und gebrechliche Personen aus dem Gefährdungsgebiet transportiert werden müssen. Die Stadt Köln hat ein Ausweichsquartier in der Schule Modemannstr. für die Betroffenen geschaffen.

Verkehr im Rechtsrheinischen wird stark eingeschränkt.
In der Zeit der Bombenentschärfung kommt es zu einer Vollsperrung der Kölner Stadtautobahn, die KVB-Linie 3 stellt den Betrieb vollständig ein. Die Deutsche Bahn AG stellt den kompletten rechtsrheinischen am Köln-Buchforst vorbeifahrenden Verkehr vollständig ein, davon Betroffen sind die S-Bahnlinien 6 und 11, der komplette ICE Verkehr und Güterverkehr in und aus dem Ruhrgebiet. Zudem ist der Luftverkehr zum Köln-Bonner Airport betroffen.

Andi Goral, Suzanne Wood für report-k.de / Kölns Internetzeitung