Ein „städtebaulicher Fehler der 50er Jahre“
Vor gut einer Woche wurde bekannt, dass der Frankfurter Projektentwickler Fay Projects am Waidmarkt in Köln das alte Polizeipräsidium abreißen will, statt es – wie bislang geplant – zu sanieren. An selber Stelle soll stattdessen ein neues Hochhaus entstehen, 40 Zentimeter höher als das alte Gebäude. Der Grund: das bestehende Hochhaus sei baufälliger als zunächst erwartet, erklärt Fay Projects. Die neuen Planungen sorgten in der Kölner Bevölkerung und Politik für viel Diskussionsstoff. Bürger, das Diözesenzentrum St. Georg sowie der Förderverein romanische Kirchen und die Kölner FDP fordern, dass am Waidmarkt kein neues Hochhaus errichtet werden dürfe. Denn wie das alte Hochhaus würde auch das neue Gebäude gegen das Höhenkonzept der Stadt Köln verstoßen. Mit dem Abriss, so die FDP heute, entstünde an dieser Stelle die einmalige Chance, „sich dieses städtebaulichen Fehlers der 50er Jahre endgültig zu entledigen“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme der FDP.

Streitberger: Neubau ist wünschenswert
Am kommenden Donnerstag, 27. Januar 2011, will sich nun der Stadtentwicklungsausschuss des Kölner Stadtrates erneut mit dem Thema befassen. Vorab warb heute Kölns Bau- und Planungsdezernent Bern Streitberger für einen Neubau. Laut dem Bebauungsplan sei ein Neubau an gleicher Stelle durchaus legitim, erklärte Streitberger – so lange das Hochhaus die gleichen Ausmaße habe wie das alte Gebäude. In gewisser Weise sei ein Neubau sogar wünschenswert, so Kölns Baudezernent, da das Haus dadurch einen moderneren Grundriss und eine schönere Fassade erhalten könne. Ein Verstoß gegen das Höhenkonzept läge mit dem Neubau nicht vor, so Streitberger, da der Bebauungsplan die Höhe des Polizeipräsidiums als zulässig festgelegt habe. Aus rein städtebaulicher Betrachtung sei es daher unerheblich, ob das alte Hochhaus stehen bliebe oder ein neues Gebäude mit gleichem Umfang gebaut würde. „Es entsteht nichts anderes als vorher geplant war“, meinte Kölns Baudezernent heute.

„Köln ist auf große Nutzungsflächen in der Innenstadt angewiesen"
Bei dem damaligen Wettbewerb hätten zudem alle eingereichten Entwürfe nicht auf das Hochhaus verzichtet. Denn nur mit dem Hochhaus könne die im Bebauungsplan zugesagte maximale Nutzungsfläche von 42.000 Quadratmetern erreicht werden. Sollten dem Investor nun Einschränkungen auferlegt werden, sodass ihm weniger Nutzungsfläche zur Verfügung stünde, könnte er einen Anspruch auf Schadensersatzforderungen geltend machen. Der Stadtentwicklungsausschuss habe damals das Höhenkonzept des Bebauungsplanes darum akzeptiert. Auch vorab habe die Verwaltung auf die Festsetzung einer geringeren Nutzungsfläche verzichtet. Denn „Köln ist als wachsende Stadt auf große Nutzungsflächen in der Innenstadt angewiesen“, betonte Streitberger.

Neubau hätte früher kommuniziert werden müssen
Dem Vorwurf, der Projektentwickler habe von Anfang an einen Neubau geplant und nur die Verwaltung in dem Glauben einer Sanierung gelassen, widersprach Streitberger heute. Schließlich habe Fay Projects selbst einige Vorkehrungen für eine Sanierung getroffen, die viel Geld gekostet hätten. So sei bereits ein statisches Gutachten erstellt worden. Zudem habe man in einer Etage im Hochhaus eine „Musterwohnung“ eingerichtet. Es sei daher davon auszugehen, dass der Projektentwickler selbst zunächst eine Sanierung geplant habe.

Fehler wollte Streitberger heute nicht eingestehen. Allerdings gab er zu, dass man den Bebauungsplan wohl hätte anders festgelegt, wenn damals ein Neubau für das alte Polizeigebäude im Gespräch gewesen wäre. Dafür hätte es in den vergangenen vier bis fünf Jahren – seit Beginn des Verfahrens – jedoch keine Geschäftsgrundlage gegeben. Zudem, so Streitberger, hätte die Möglichkeit eines Neubaus schon früher an die Öffentlichkeit kommuniziert werden müssen. Kölns Baudezernent will nun prüfen, wie solche Vorfälle künftig verhindert werden können. Abzuwarten bleibt nun, wie der Stadtentwicklungsausschuss am Donnerstag entscheidet. Sollte er entgegen dem Rat der Verwaltung beschließen, den Investor davon zu überzeugen, auf ein neues Hochhaus zu verzichten, will Streitberger die entsprechenden Gespräche führen.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung