"Ich möchte mehr Bürger zum Umsteigen vom Auto auf die Bahn bewegen, auch auf das Fahrrad", sagte Hermann der Tageszeitung "Die Welt". Es müssten nicht ständig neue Straßen gebaut, sondern laufende Projekte vollendet und die vorhandenen Straßen vernünftig unterhalten werden. Als erstes Projekt kündigt Hermann ein Konzept für innovatives und nachhaltiges Dienstwagenmanagement an. "Die öffentliche Hand muss hier Vorbild sein. Es muss einen Car-Pool für Minister und Staatssekretäre geben. Ich kann mir auch CarSharing vorstellen", sagte Hermann. Für die Reisen, die nicht mit der Bahn absolviert werden könnten, sollten klimafreundliche Dienstwagen benutzt werden. "In der Stadt reichen kleinere Fahrzeuge wie ein Elektro-Smart oder A-Klasse. Und für die Kurzstrecke kann ein Minister auch mal ein Fahrrad benutzen", sagte Hermann. Zweitens plant er ein Bau- und Staumanagement. "Bisher fahren viele auf der Autobahn wie die Lemminge und hören vielleicht im Radio, dass es einen Stau gibt. Das will ich intelligenter durch moderne Informations- und Kommunikationstechnik steuern", sagte Hermann. Jedes Telematiksystem koste wesentlich weniger als der Neubau von Straßen. "Es ist doch paradox, dass Deutschland eine unglaubliche Überkapazität an Verkehrsmitteln hat und es dennoch oft nicht voran geht", sagte Hermann.

10:04 Uhr > Autoindustrie führt falsche Modellpolitik
Zudem wirft Hermann der Autoindustrie eine falsche Modellpolitik vor. "Die Reichen dieser Welt mit Maybach, Porsche und der S-Klasse zu beliefern könnte in wenigen Jahren nur noch eine Nische sein und keine 200.000 Arbeitsplätze mehr sichern", so Hermann. Die Industrie müsse nicht weniger Autos bauen, sondern mehr klimafreundliche und Ressourcen schonende Autos. "Hält sie zu lange an den alten Produkten der schweren und teuren Verbrennungsmotoren fest, wird sie den globalen Wettbewerb auf Dauer nicht bestehen", sagte Hermann. In China und Indien würden bald Elektroautos hergestellt, die klimafreundlich und bezahlbar seien.

Libidinöses Autofahren ohne Zukunft
Kritik übt Hermann zudem an bestimmten Autofahrern: "Manche Porsche-, BMW- oder Audi-Fahrer frönen einer libidinösen Form des Autofahrens. Aber das ist eine Minderheit, darin liegt nicht die Zukunft." Hermann kritisierte auch den Koalitionspartner SPD, weil der baden-württembergische Landesvorsitzende Nils Schmid gemeinsam mit dem Bundeschef Sigmar Gabriel kurz nach Fertigstellung des Koalitionsvertrages das Unternehmen Porsche besucht hatte. "Wer glaubt, dass bei Porsche die Zukunft der Autoindustrie liegt, der muss das machen", sagte Hermann. Ihm sei zwar klar, dass die Landesregierung und auch er als Verkehrsminister keine Politik gegen diese Industrie machen könnten. "Andererseits werde ich mich nicht zu deren Schoßhündchen oder Kühlerfigur machen lassen".

[dts]