Rund 3.300 Strafanzeigen wegen häuslicher Gewalt wurden im Jahr 2008 verhängt. Die Dunkelziffer liegt jedoch deutlich höher. So geht etwa Christine Kronenberg, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Köln, davon aus, dass rund 160.000 Frauen und Mädchen in Köln von häuslicher Gewalt betroffen sind. Täglich suchen einige von ihnen Schutz bei den Autonomen Frauenhäusern in Köln. Dort können jeweils nur zehn Frauen und 15 Kinder aufgenommen werden. Zwei bis drei Frauen müssten daher pro Tag abgewiesen oder andere Häuser in Nordrhein-Westfalen vermittelt werden.

Schwere Wege sollen leichter werden
Gemeinsam mit weiteren autonomen und verbandlichen Frauenhäusern in Nordrhein-Westfalen starteten die Kölner Häuser im November 2009 die Kampagne „Schwere Wege leicht gemacht“. Ziel der Kampagne ist es, von Gewalt betroffenen Frauen und ihren Kindern schnellen und unbürokratischen Zugang zu Schutz und kompetenter Hilfe zu gewährleisten – unabhängig von ihrem Einkommen, ihrer Nationalität, ihres Wohnortes oder ihrer beruflichen Situation. Denn auch nach über 30 Jahren Frauenhausarbeit ist in vielen Kommunen in NRW die Finanzierung der Häuser unzureichend und von den Frauen selbst abhängig. Die meisten Kommunen haben die Kosten der Frauenhäuser in so genannte Tagesätze umgerechnet, die die betroffenen Frauen selbst zahlen müssen – in NRW bis zu 68 Euro pro Tag. Köln gehört allerdings zu den wenigen Städten, die die Frauenhäuser nicht in Form von Tagessätzen finanziert. Frauen, die diesen Tagessatz nicht bezahlen können, müssen Sozialleistungen beantragen. Für diejenigen, die jedoch kein Anrecht auf Sozialleistungen haben – etwa Studentinnen, EU-Bürgerinnen, Frauen mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus usw. – gibt es keine Finanzierung.

Frauenhäuser von städtischen Kürzungen betroffen?
Die Frauenhäuser fordern darum, dass jede betroffene Frau kostenlos mit ihren Kindern einen Platz in einem der Häuser in Anspruch nehmen kann. Darüber hinaus wollen sie, dass alle Häuser räumlich und personell besser ausgestattet werden. Um diesen Forderungen Nachdruck zu verleihen, sammeln die Frauenhäuser derzeit Unterschriften für ihre Kampagne. Anlässlich des Internationalen Frauentages protestierten die Kölner Frauenhäuser heute auf der Schildergasse. Mit großen Plakaten, Luftballons und belegten Brötchen machten sie auf ihre Kampagne aufmerksam. Angesichts der finanziellen Schwierigkeiten der Stadt Köln befürchten sie nun eine Kürzung ihres Etats. Dabei reiche der schon jetzt nicht aus, um die Frauen zu versorgen. Ob und inwiefern die Autonomen Frauenhäuser von finanziellen Kürzungen betroffen sind, steht derzeit noch nicht fest.

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Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung