12:35 Uhr > Brüderle rechnet wegen Atomausstieg mit höherem Strompreis
Die von der Regierungskoalition beschlossene rasche Abschaltung aller Atomkraftwerke wird für die Bürger nach Einschätzung von FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle teuer. "Der Ausstieg aus der Atomenergie ist nicht zum Nulltarif zu haben", sagte Brüderle im "Spiegel"-Interview. "Das müssen wir den Leuten ehrlich sagen." Strom aus erneuerbaren Energien sei wesentlich teurer als Atomstrom, so Brüderle. Zudem würden der Netzausbau und der Neubau von Gaskraftwerken zusätzlich Geld kosten. "Bezahlen müssen wir alle, die Stromkunden, die Steuerzahler", sagte der FDP-Politiker.

12:32 Uhr > Atomausstieg gefährdet Klimaziele
Die deutschen CO2-Emissionen drohen durch den Atomausstieg und die zunehmende Nutzung von Kohle zu steigen. "Große Stromerzeuger setzen jetzt vor allem auf billigere Braunkohle, um Atomstrom zu ersetzen, weniger auf das effizientere, aber teurere Erdgas", sagte der Chef der Deutschen Energie-Agentur, Stephan Kohler, dem Nachrichtenmagazin "Spiegel". Kohle werde erst dann unwirtschaftlich, wenn sich der heutige CO2-Preis auf 35 Euro pro Tonne verdopple. Verschärft wird das Problem dadurch, dass es laut Deutscher Emissionshandelsstelle ab 2013 im europäischen Emissionshandel für deutsche Stromkonzerne zusätzliche Spielräume gibt. Dann existiere bei CO2-Zertifikaten "keine spezifisch deutsche Obergrenze" mehr. Die Bundesregierung will die deutschen CO2- Emissionen bis 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 senken. Doch einer Studie des Umweltbundesamts zufolge sei mit den derzeitigen Maßnahmen "lediglich mit einer Emissionsminderung von 30 bis 33 Prozent zu rechnen". Die Klimaexpertin des WWF, Regine Günther, fordert deshalb eine Verschärfung der europäischen Klimaziele. Das Umweltbundesamt schlägt eine Reihe zusätzlicher Maßnahmen vor, auch im Verkehrssektor.

12:29 Uhr > Berliner Firma will am Atomausstieg verdienen
Das Berliner Medizintechnikunternehmen Eckert & Ziegler sieht sich als einer der drei potenziellen Dienstleister für den Rückbau der deutschen Atomkraftwerke. "Wenn in diesem Bereich Aufträge ausgeschrieben werden, wird der Löwenanteil an drei deutsche Firmen gehen, die schon Erfahrungen mit Zwischen- und Endlagerung haben", sagte der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Andreas Eckert, dem "Tagesspiegel". Neben der Gesellschaft für Nuklear-Service, die den großen Versorgern gehört, und der staatlichen Energiewerke Nord GmbH sei dies sein Unternehmen. Eckert & Ziegler hat sich auf die Entsorgung schwach radioaktiver Abfälle spezialisiert. Die Firma sieht im Rückbau großes Wachstumspotential. "Wenn man wirklich mit fünf Milliarden Euro und zehn Jahren Rückbauzeit rechnet, ergäbe es jedes Jahr Aufträge in Höhe von rund 500 Millionen Euro. Wenn nur ein Fünftel dieses Volumens bei uns landete, entspräche das einer Verdoppelung der gesamten Konzernumsätze", sagte Eckert.

12:27 Uhr > CDU-Basis will Parteitag zur Atomwende
 In der CDU wächst der Druck auf Parteichefin Angela Merkel, die Energiewende in der Partei auf breiter Front zu diskutieren. "Es wäre gut, wenn man grundlegende Änderungen wie in der Atomfrage auf einem Sonderparteitag abstimmt", sagt der Fraktionschef der CDU im baden-württembergischen Landtag, Peter Hauk, dem Nachrichten-Magazin "Der Spiegel". "Der Partei täte diese Diskussion gut." Unterstützung erhält er von der neuen saarländischen CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer. "Zu einem angestrebten breiten gesellschaftlichen Konsens gehört selbstverständlich auch die entsprechende Diskussion in der Partei." Auch Mike Mohring, Chef der CDU-Fraktion im thüringischen Landtag, fordert eine breite Debatte. "Wenn der Energiebeschluss glaubwürdig sein soll, müssen wir ihn besser erklären", sagt er. Ein Ende der Atomdebatte fordert dagegen der Fraktionschef der CDU in Schleswig-Holstein, Christian von Boetticher. "Jeder weitere Monat Diskussion über die Atomkraft nutzt den Grünen und schadet uns." Allein mit Krisenbewältigung könne man nicht regieren, so der CDU-Politiker. "Die Union muss dringend wieder eigene Themen setzen." Ähnlich sieht das der hessische Bundestagsabgeordnete Michael Brand (CDU): "Wer nur schnell den Grünen hinterherrennt, der stolpert und stürzt wie die SPD." Der Spitzenkandidat der Berliner CDU, Frank Henkel, hält die Atomwende für kein Gewinnerthema bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus "Das Thema Atom wird uns nicht mehr schaden, ob es uns hilft, weiß ich noch nicht."

[dts]