Nach den ersten einhundert Tagen im Amt hat Art Cologne-Chef Hug, der am 1. Mai Nachfolger des glücklosen Gérard Goodrow wurde, der seinerzeit selbst als Retter in der Krise geholt worden war, erste Veränderungen bekannt gegeben:

Neue Halle
Der von vielen Galeristen und Besuchern geforderte Umzug aus den etwas schäbig wirkenden Messehallen 4 und 5 wird Wirklichkeit. Im nächsten Jahr wird die Art Cologne in der Messehalle 11 statt finden, die über drei Ebenen verfügt und auch am günstigen zum Deutzer S- und DB-Bahnhof liegt.

Der räumlichen Aufteilung folgt auch die Einteilung der Messe in drei Teile: eine Ebene für die Klassische Moderne, eine Ebene für die Kunst nach 1945 und eine Ebene für die aktuelle, zeitgenössische Kunst, junge Galerien und die Sektion „Open Space“, die beibehalten wird.

Die neuen Räumlichkeiten lösen die Probleme der Art Cologne jedoch nur zum kleineren Teil. Der internationale Bedeutungsverlust der Kunstmesse, die in den letzten Jahren gegenüber den Art Basel/Art Basel Miami Beach und der Londoner Frieze deutlich an Boden verloren hat, ist durch solche Maßnahmen, zu der auch ein neues, altes Logo und ein neuer Internet-Auftritt gehören, sicherlich nicht auszugleichen.

Auf dem Papier scheint das Erfolgsrezept für eine erfolgreiche Kunstmesse einfach: Die besten Galeristen, die mit den besten Arbeiten der angesagtesten Künstler kommen, und das sowohl mit etablierten Größen des Kunstmarkets als auch mit den Shooting Stars und Neuentdeckungen. Für die Art Cologne heißt das im Klartext: Die Kölner Kunstmesse braucht mehr international renommierte Galerien, sonst ist sie bald nur noch eine westdeutsche Provinzmesse. Auf der diesjährigen Art Cologne gab es unter 200 ausstellenden Galerien nur vier aus London, fünf aus Los Angeles, fünf aus New York und eine einzige aus Paris.

Neuer Beirat
Dafür soll vor allem auch ein neu besetzter internationaler Beirat sorgen. Auch hier kann Hug eine erste „Siegesmeldung“ verkünden. Dem internationalen Beirat der Art Cologne gehört nun auch der Düsseldorfer Stargalerist Hans Mayer an. Mayer ist eine Größe auf dem internationalen Kunstmarkt: Seit mehr als 40 Jahren betreibt er seine Galerie
gegenüber der Kunstsammlung NRW (K 20) am Düsseldorfer Grabbeplatz und vertritt Starkünstler wie Alexander Calder, Frank Stella, Robert Rauschenberg oder Roy Lichtenstein. In der Vergangenheit war er auch einer der wichtigsten Galerien auf der Art Cologne gewesen, hatte er der Messe aber zuletzt eine ziemlich schroffe (und öffentliche) Abfuhr erteilt. Seine Rückkehr hat also auch Symbolcharakter: Hier glaubt jemand an die Zukunft der Art Cologne.

Der neue Internationale Beirat der Art Cologne
Hendrik A. Berinson (Berlin)

Jörn Bötnagel (Köln)

Valerie Carberry (Chicago/USA)

Darren Flook (London/Großbritannien)

Steve Hanson (Los Angeles/USA)

Dennis Kimmerich (Düsseldorf)

Hans Mayer (Düsseldorf

Christian Nagel (Köln)

Niklas Svennung (Paris/Frankreich)

Quelle: Art Cologne/Messegesellschaft

Kölner Galeristen
Interessant auch ein Blick auf die beiden im Beirat vertretenen Kölner Galeristen Jörn Bötnagel und Christian Nagel.

Christian Nagel hat seine Kölner Galerie in der Richard-Wagner-Straße 1990 gegründet und vertritt seither nach eigenem Bekunden „Künstlerinnen und Künstler, die mit ihren Arbeiten gesellschaftlich und politisch Stellung beziehen und dies durch die Hervorbringung eigener ästhetischer Formensprachen konsequent zum Ausdruck bringen“. Die Entwicklung auf dem internationalen Kunstmarkt steht er durchaus kritisch gegenüber: „In den 2000er Jahren scheint sich vielerorts eine affirmative Marktförmigkeit von Kunst auszubreiten. Wie seit Beginn kommt es mir dagegen auf künstlerische Positionen an, die das kritische Potential der Reibungen zwischen Politik und Ästhetik, Inhalt und Form, Werk und Kontext lebendig erhalten und sichtbar machen.“ Da darf man gespannt sein, was das für die Galerien-/Künstler-Auswahl der nächsten Art Cologne heißt.

Jörn Bötnagel, der zusammen mit Yvonne Quimbach die Galerie BQ an der Jülicher Straße betreibt, gehört zu den jungen Aufsteigern der Galerieszene, was ihm auch Einladungen zur Art Basel, Art Basel Miami Beach und zur Frieze Art Fair eingebracht hat.

Bötnagel und Nagel gehörten im letzten Jahr auch zu den zehn Kölner Galeristen, die in einem ziemlich unverhohlenen Ultimatum mit ihrer Nicht-Teilnahme an der Art Cologne drohten, wenn es nicht inhaltliche und personelle Veränderungen gebe. Die Folgen des Offenen Briefes vom Oktober 2007 sind bekannt.  Zu ihren Forderungen gehörte damals auch „ein internationaler Galerienbeirat, der mindestens alle sechs bis acht Wochen tagt und Einfluss auf die Gestaltung der Art Cologne nimmt“.

Ob Art Cologne-Chef Daniel Hug das Steuer herumreißen kann, bleibt abzuwarten. Etwas befremden tut die Informationen, dass Hug, der zuletzt eine Galerie in Los Angeles betrieb, diese entgegen anderlautenden ersten Ankündigungen nun doch weiter unterhalten will. Die Galerie, die auch die deutschen Künstler Ulrich Lamsfuss und Hansjög Dobliar vertritt, firmiert nun unter dem Namen Mesler & Hug.

Ende August soll nun wohl eine provisorische Liste der teilnehmenden Galerien für die Art Cologne 2009 vorliegen. Dann erst wird man abschätzen können, wie die Zukunft aussieht.

Christoph Mohr für report-k.de / Kölns Internetzeitung