Sonia Leimer steht mit ihrem Sektglas vor der Koje der Galerie, um sie herum drängeln sich Gratulanten und Männer in Anzügen. Zum Foto schreitet die Künstlerin einfach mitten auf ihre Arbeit, mit Sektglas. Der 10.000 Euro Scheck steht am Rande der Koje. Beim Fototermin trinkt die Künstlerin einen Schluck, steht selbstbewusst in ihrer Arbeit, die den Betrachter auf das Kunstwerk bittet, ihn zu ihrem Teil macht und damit einen ehernen Grundsatz bricht: „Do not touch“. Diese Grenzüberschreitung gehen die Besucher aber erst als sich die Arbeit verändert. Als die ersten Gebrauchsspuren auf der Arbeit zu sehen sind, Abdrücke von Schuhen, die das Werk von Sonia Leimer auch verändern, trauen sich mehr Besucher über die Arbeit, die Fläche auf dem Boden erklärt Sonia Leimer. Sonia Leimer spielt mit dem Sujet das man nicht weiß, wo das Objekt oder die Architektur beginnt und umgekehrt. Leimer nennt die Arbeit „Platzhalter 2011“.

„Platzhalter 2011“ ist eine 2 x 3 Meter Bodenplatte aus Beton. Zwei Stahl-Beton-Objekte hat die Künstlerin darauf platziert. Eines ist mit der Bodenplatte verschraubt. Die Künstlerin beschreibt die Wirkung so: „Die Arbeit besetzt den Raum und hält ihn frei – sie verweist auf Handlung. Als Raumfragment, das der Besucher betreten kann, wirft es die Frage auf, ab welchem zeitlichen und räumlichen Moment das Objekt beginnt. Was wird freigehalten? Was wird ferngehalten?“. Sonia Leimer ist zum zweiten Mal auf der Art Cologne. Sie wurde 1977 in Meran, Italien geboren, lebt und arbeitet heute in Wien, wo sie auch an der Akademie studiert hat. Die Künstlerin erhielt mehrere Stipendien.

Sonia Leimer erhielt den Audi-Art-Award New Positions mit einem einstimmigen Jury-Voting. Christiane Dinges, die Leiterin der Kölner artothek, begründete das Voting der Jury. Das Werk von Sonia Leimer erschließe Wissenschaft und Forschung, zeige technische Fertigkeit und philosophische Ansätze, so die Begründung. Die Arbeit spreche alle Sinne an. Dinges: „Ein reifes Werk einer jungen Künstlerin“. Dinges wird Leimer noch einmal begrüßen dürfen, allerdings erst in 2012. Denn dann wird die Wiener Künstlerin in der Kölner Arthotek eine Ausstellung ausrichten, dies ist Teil des Preises.

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