Fast zärtlich buddelt sich der Bagger Millimeter für Millimeter tiefer und immer wieder gehen die Archivmitarbeiter dazwischen und ziehen Klumpen aus Erde und Papier  heraus und legen Sie in dafür vorbereitete Kisten. Fast wie am Fließband finden sich Archivalien. Eine Mitarbeiterin des Archivs sagt gegenüber report-k.de: "Wir sind auf eine Goldader gestoßen". Und das kam ziemlich  überraschend, denn niemand hätte damit gerechnet an dieser Stelle so viele Archivgüter gefunden werden. So trommelte man heute Vormittag schnell ein Team zusammen, das die Archivalien barg, brauste und dann in Folien und Container verpackt. Diese Container werden dann bei rund -30 Grad eingefroren. Spätestens nach 1,5 Jahren werden dann die Archivalien wieder aufgetaut, allerdings im Vakkuum. Dann verflüchtigt sich das Eis und damit das Wasser und die Blätter sind trocken. Die jetzt noch nasse und klumpige Erde wird durch das Verfahren zu Staub, dass die Restauratoren dann vorsichtig mit einem Besen abkehren können.


Mit klarem Wasser werden die Dokumente vom gröbsten Schmutz befreit.

Bei den gefundenen Dokumenten handelt es sich um städtische Personalakten aus dem 19. und 20. Jahrhundert sowie um Akten des Friedhofsamtes und zahlreiche Pläne. Außerdem wurden Broschüren, Festschriften und Bücher der „Zeitgeschichtlichen Sammlung“ geborgen, darunter das Festheft „50 Jahre Gesangsverein Apollo“. Darunter auch eine 1. Mai Zeitung, die nun seit mehr als 20 Jahren im Grundwasser lag.

Dr. Holzhäuser, der die Bauarbeiten koordiniert ist hocherfreut über den Fund, da dies zeigt, dass man mit der Planung der Apsis genau richtig gelegen habe. Zwar habe man an drei Stellen außerhalb der Apsis noch Dokumente gefunden aber südlich davon keine mehr. Man könne nun sicher sein, dass dort wo das Bergungsbauwerk steht auch die restlichen Archivalien gefunden werden können.
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Vortrag über die Erstversorgung der geborgenen Dokumente des Stadtarchivs
Nach dem Einsturz des Historischen Archivs lagen dessen Bestände in den Trümmern unter Schutt vergraben. Jahrhunderte alte einzigartige, wertvolle Dokumente waren auseinandergerissen, zerstört, verdreckt. Feuchtigkeit und alkalischer Betonstaub drohten die Archivalien endgültig zu vernichten. Trotz der Betroffenheit und des Schocks durch das nahezu unfassbare Ereignis war die Kompetenz der Fachleute des Historischen Archivs von den ersten Stunden an gefordert. Sie mussten planvoll und umsichtig die Archivalien aus den Trümmern retten.

Nadine Thiel und Imke Henningsen, Diplom-Restauratorinnen des Historischen Archivs, berichten am kommenden Mittwoch, 27 Oktober 2010, um 19 Uhr im Kölnischen Stadtmuseum, Zeughausstraße 1-3, anschaulich von den ersten Aktionen der vielen helfenden Hände, um das Allerschlimmste zu verhindern. Sie erläutern die Arbeitsschritte von der Bergung, der ersten Reinigung, der Verpackung über die Schadenserhebung und Bestandszusammenführung bis zur Restaurierung der Archivalien.

Der Vortrag gehört zum Rahmenprogramms der Ausstellung „Köln 13 Uhr 58. Geborgene Schätze aus dem Historischen Archiv“, die noch bis zum 21. November 2010 im Kölnischen Stadtmuseum zu sehen ist. Der Eintritt ist frei.

[ag]