Rund 70.000 Archivboxen organisiert
Walter Passmann ist Geschäftsführer von Reisswolf in Köln und hat heute das Gefühl in den ersten 10 Tagen 24 Stunden gearbeitet zu haben. Reisswolf war eines der Unternehmen, die schon in den ersten Stunden am Abend des 3.3. die ersten Container, Transportkartons anlieferte. Und noch heute ist man mit von der Partie, organisiert Fahrten in die Kühlhäuser. „Jeder der einen LKW fahren konnte war eingespannt, auch unser Vertrieb. Alle Mitarbeiter haben Tag und Nacht, ganz gleich ob es Samstag oder Sonntag war mitgeholfen, das war toll“, erklärt Walter Passmann, der Geschäftsführer und weiter „Auch unsere angestammten Kunden hatten viel Verständnis, wenn wir manchmal nicht alles sofort für sie umsetzen konnten. Wenn wir ihnen aber erklärten das wir uns an der Rettung der Archivalien beteiligten, durften wir auch mal einen Tag länger brauchen.“ Rund 70.000 Archivboxen hat Passmann und sein Team geliefert und das war oft nur möglich, weil er auf den bundesweiten Reisswolf-Verbund zurückgreifen konnte. So half etwa die Frankfurter Niederlassung aus, als die Produktionsfirma mit der Herstellung der Boxen nicht nachkam, oder aus Saarbrücken wurden sogar Sonntags Kartons angeliefert. „Oft war die Koordination auch schwierig, weil wir ja nie wussten, wie viele Archivalien die Helfer von Feuerwehr und THW an einem Tag bergen konnten“, erklärt Passmann, „da mussten wir immer schnell reagieren. So eine Situation hat man in keinem Businessplan stehen, da ist es wichtig schnell Ressourcen aufzubauen. Beeindruckend war auch die Zusammenarbeit mit der Verwaltung und wie schnell Entscheidungen getroffen wurden“. An einen Moment erinnert sich Walter Passmann noch ganz besonders, als ihm die Feuerwehrmänner eine Handschrift von Albertus Magnus zeigten.

Der Ultraläufer bekam Gänsehaut bei den uralten Dokumenten
Detlef Ackermann ist vielen, vor allem Sport und Laufbegeisterten Kölnern durch sein Laufportal laufeninkoeln.de bekannt. Fünf Tage lang war er in der Porzer Halle aktiv und half mit die Wagen zu bestücken auf denen die Dokumente später getrocknet wurden. „Es war anstrengend, trocken und warm“, sagt Ackermann, der schon nach dem Köln-Marathon anschließend nach München gelaufen ist. Aber es hat Spaß gemacht, etwas Gutes zu tun und vor allem mit all den Leuten zusammenzuarbeiten und ein gemeinsames Ziel zu haben. „Als ich die uralten Dokumente in Händen hielt, da habe ich eine Gänsehaut bekommen und das solche uralten Dinge im Dreck lagen, das tat schon weh.“, so Detlef Ackermann.

Die erste Sorge galt den Menschen
Oberbrandrat Jörg Huppatz von der Kölner Berufsfeuerwehr sagt heute noch als er am 3.3. mit als einer der ersten im Untergrund das Ausmaß der Zerstörung sah, das er es nicht glauben wollte, dass dies wahr ist. Seine erste Sorge galt den Menschen die im Stadtarchiv arbeiteten oder den Lesesaal benutzten. Zwei Mitarbeiter des Archivs kennt er persönlich aus einem gemeinsamen Lehrgang. In den ersten Minuten hatte man große Sorge, ob noch jemand im Gebäude ist, oder nicht und es klingt heute noch wie ein Wunder, dass alle unbeschadet das Gebäude verlassen konnten. Ein ganz großer Dank muss den Bauarbeitern gelten, denn ohne sie wäre dieses Wunder nicht geschehen. Später musste Jörg Huppatz 126 Einsatzkräfte koordinieren die das angrenzende Altenheim evakuierten. Beeindruckend findet Huppatz wie in solchen Situationen Teamarbeit funktioniert, da müsse man niemanden motivieren, da funktioniert jeder und die Solidarität sei beeindruckend groß. Als er später noch einmal das Altenheim besuchte, wurde er sehr herzlich empfangen und das war ein sehr emotionaler Moment.

Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma dankte den vielen Helfern die gekommen waren und stellte deren Leistung heraus: „ Mehr als 1.800 Freiwillige haben an 122 Arbeitstagen etwa 85.000 Arbeitsstunden eingesetzt, um zu reinigen, zu verpacken, zu sortieren, um Listen zu schreiben. Hinzu kommen ungezählte Arbeitsstunden der insgesamt rund 1500 Einsatzkräfte. Heute sind Sie hier alle zusammengekommen und sicherlich empfinden Sie auch die Energie, die in diesem Raum versammelt ist. Sie alle haben Unermessliches geleistet nach dem Einsturz: ob im gefahrenvollen und unermüdlichen Einsatz, ob beim Brötchen schmieren für hungrige Einsatzkräfte, ob beim Herausziehen einzelner Archivalien aus dem Schuttberg, ob beim Bau von Stabilisierungsstützen, ob bei der Organisation von Hilfe, beim
Verpacken, Reinigen und Säubern der Archivalien und bei vielem mehr.

Sie haben praktische Solidarität bewiesen, sich in einer Notsituation hervorragend eingebracht. Sie haben gezeigt, Menschlichkeit und gemeinschaftliche Unterstützung zählen in unserer Welt. Aus den Trümmern heraus haben Sie das Beste und Schönste von Köln gezeigt: Hilfsbereitschaft, Zusammenhalt und Nächstenliebe. Sie haben ein Zeichen gesetzt, ein Zeichen der Hoffnung, des Mutes und der Solidarität, das in dieser Situation sehr wichtig für unsere Stadt war. Ein Signal, dass weit über Köln hinausgestrahlt hat. Mitten im Dunkeln hat durch Sie Köln geleuchtet!“

[ag]