Moschee soll weiß werden
Am 24. Oktober 2011 verkündete die DITIB, das Architekturbüro Böhm mit sofortiger Wirkung zu kündigen. Als Grund gab der Verein einige Tage später 2.000 Baumängel und Kostensteigerungen an. Zu den Baumängeln zählte die DITIB auch die Farbe des Betons, der hell und nicht weiß ist. Dabei habe sich der alte Vorstand, so betonte Böhm heute, für die helle Farbe entschieden. Denn diese sei nicht nur schmutzunempfindlicher als Weiß, sondern auch kostengünstiger. Rund 400.000 bis 500.000 Euro hätten dadurch gespart werden können. Die Forderung nach einer weißen Farbe sei erst im Oktober 2010 von dem neuen Vorstand erneut aufgegriffen worden. Dabei wäre die Forderung von der türkischen Regierung an die DITIB Köln herangetragen worden, sagte heute Martin Amme, Projektleiter Architekturbüro Paul Böhm. Dass sich der alte Vorstand jedoch für den aktuellen hellen Beton entschieden hat, liegt Böhm laut eigenen Angaben schriftlich vor. Die DITIB, so Böhm, dürfe die Moschee nun nicht von einem anderen Architekten oder Bauleiter weiß färben, da dies gegen das Urheberrecht Böhms verstoße. Eine Farbänderung "hat entstellenden Charakter", betonte Rechtsanwalt Frank Siegburg, Kanzlei „Hecker, Werner, Himmelreich".

Mängelliste "bewusst aufgebläht"
Auch den Vorwurf der weiteren 2.000 Baumängel wollte Amme heute so nicht stehen lassen. Die meisten Mängel seien nicht vom Architekturbüro selbst, sondern von dem für den Rohbau verantwortlichen Bauunternehmen Nahu zu verantworten. Zudem sei der Rohbau noch nicht fertig, da die endgültige Abnahme durch den Bauherrn noch nicht erfolgt sei. Bei den Mängel, so Amme weiter, handelte es sich zumeist um "normale" Mängel für einen Bau dieser Grüße. Insgesamt könnten die Mängel zu zehn verschiedenen System-Mängel aufgeführt werden. Dazu gehörten unter anderem Rückstände von Beton sowie rostige Nägel und Bindedrähte, die noch entfernt werden müssten. Der Gutachter habe jedoch jeden einzelnen Nagel in seiner Liste aufgeführt, einzelne Fehler wären sogar mehrfach genannt worden.

Dadurch versuche der Gutachter die Mängelliste "bewusst aufzublähen, um das Konfliktpotenzial zu erhöhen", vermutete Amme. "Der Gutachter hatte von Beginn an zwei Aufgaben", fasste Böhm zusammen. "Er sollte die weiße Farbe bei der Moschee durchsetzen und für eine Trennung von unserem Architekturbüro sorgen", so Böhm. Dafür seien dem Gutachter wohl alle Mittel recht gewesen. Amme räumte jedoch ein, dass es auch gravierende Mängel am Bau gebe. Dazu gehöre etwa, dass eine Schale der Kuppel um 43 Zentimeter von der Planung abweiche. Dazu hätte der Rohbauer Nahu bereits angekündigt, diesen Mangel auf eigene Kosten zu beseitigen.

Böhm: Zusätzliche Kosten von DITIB selbst verursacht
Darüber hinaus wies Böhm auch den Vorwurf einer Kostensteigerung für das Projekt zurück. Die Kosten seien vor allem dadurch gestiegen, dass die DITIB immer wieder Änderungen und Zusätze gewünscht hätte. Wurde der Moscheebau 2008 noch mit Gesamtkosten von 28,7 Millionen Euro veranschlagt, beläuft sich die Rechnung aktuell auf 38,1 Millionen Euro. Die Gesamtkosten für den Bau seien dabei um etwa 5,3 Millionen Euro angestiegen. Die weiteren zusätzlichen Kosten seien durch Umplanungen entstanden – wie etwa einen Ausbau des Basars. Dabei sei die DITIB jedoch jederzeit über die Kosten informiert worden und habe den Steigerungen auch zugestimmt.

Zu den Umgestaltungen zählte laut Böhm auch eine Umplanung der Kuppel. Diese war im ursprünglichen Entwurf als Schalen-Konstruktion aus drei Elementen geplant. Dies hätte die DITIB jedoch abgelehnt, weil sie befürchtete, die drei Elemente könnte als die Dreifaltigkeit verstanden werden. Daraufhin gestaltete Böhm die Kuppel in vier Elemente um. Das habe die DITIB zunächst akzeptiert. Nach Baubeginn im Herbst 2010 habe sie dann jedoch erklärt, dass in der Kuppel ein Kreuz zu erkennen wäre, was mit einer Moschee nicht vereinbar sei. Die Kuppel wurde daraufhin erneut umgeplant und wird nun aus zwei Elementen zusammengesetzt. Böhm führte dies als Beispiel dafür an, dass er jederzeit den Wünschen und Änderungen der DITIB Rechnung getragen habe.

Neuer Vorstand auf "Konfrontationskurs"
Mit dem alten Vorstand, so Böhm, habe jederzeit eine konstruktive Zusammenarbeit bestanden. Die Probleme seien erste durch den Vorstandswechsel bei der DITIB im August 2010 entstanden. Im Oktober 2010 habe sich der neue Vorstand erstmals vorgestellt. Schnell habe sich gezeigt, dass "sich der neue Vorstand nicht an die Entscheidungen des alten Vorstands gebunden fühlt und eigene Vorstellungen zu verwirklichen sucht", sagte Böhm heute. Nach dieser Sitzung sei die Kommunikation mit dem Bauherren immer schwieriger geworden. Zum Jahreswechsel sei dann der Ansprechpartner für das Architekturbüro von der DITIB entlassen worden. Mehrere Kontaktversuche von seitens Böhm seien danach fehlgeschlagen. So hätte der Vorstand auf mehrere Briefe nicht reagiert.

Erst Anfang Februar 2011 habe die DITIB Böhm zwei neue Ansprechpartner genannt. Wenige Wochen später habe Böhm dann den Brief erhalten, dass die DITIB einen Gutachter beauftragt hat, um Baumnägel festzustellen. Das Unternehmen arndtplus habe Böhm angekündigt, er solle sich einen Anwalt nehmen, noch bevor er seine Untersuchungen auf der Baustelle begonnen hätte. Im April 2011 hätte der Gutachter dann eine Beurteilung zur Farbe vorgelegt. Im Juli sei den Architekten schließlich eine Mängel-Liste übergeben worden. Dabei wären die meisten Mängel am Rohbau festgestellt worden. Diese hätten, so habe die DITIB gefordert, innerhalb von acht Wochen beseitigt werden sollen. Das sei jedoch nicht möglich gewesen. Diese Entwicklung zeige, dass sich der "neue Vorstand von Beginn an für einen Konfrontationskurs entschieden hat", so Böhm.

Böhm will notfalls vor Gericht
Das Architekturbüro kündigte an, "alle rechtlichen Mittel zu ergreifen, um einen Image-Schaden fern zu halten", betonte heute Rechtsanwalt Siegburg. Dabei sei auch die Mängelliste weder inhaltlich noch rechtlich haltbar. Notfalls auch rechtlich verhindern will Böhm zudem, dass die Moschee anders, als in seinem Entwurf geplant, gebaut wird. Dazu fühle er sich gegenüber der Gemeinde, aber auch gegenüber den Kölner Bürgern verpflichtet.

Trotz der schweren gegenseitigen Vorwürfe erklärte Böhm heute, er hoffe darauf, gemeinsam mit der DITIB den Bau der Moschee fertig stellen zu können. Dazu forderte er heute den Moscheebeirat auf, als Vermittler aufzutreten. Der Beirat will morgen zu einer Sitzung zusammenkommen. Böhm erhofft sich, dass dort ein kleineres Gremium gebildet wird, dass Architekten und Bauherren an einen Tisch zusammenführt.

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Cornelia Schlößer für report-k.de | Kölns Internetzeitung