Neue Planungen für den Rheinboulevard?
Ein „historischer Park“, so Dr. Markus Trier, kommissarischer Direktor des Römisch-Germanischen Museums und Leiter der Kölner Bodendenkmalpflege, soll in Köln-Deutz entstehen. Dort am Kennedy-Ufer wurden vor einigen Wochen überraschend gut erhaltene archäologische Funde aus 1.700 Jahren Stadtgeschichte entdeckt. Dr. Markus Trier, kommissarischer Direktor des Römisch-Germanischen Museums und Leiter der Kölner Bodendenkmalpflege, hofft, nun, dass die Stadt sich dazu entschließt, diese Funde nicht nur zu erhalten, sondern sie auch für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen. So schlug er heute vor, mit einer Pflasterung im Boden die Umrisse des römischen Kastells, der Kirche Alt St. Urban und des Friedhofs nachzuzeichnen und so erfahrbar zu machen. Die Mauern des Kastells liegen selbst so tief in der Erde, dass sie geschützt unter dem Boulevard erhalten werden könnten.

Von den Baumaßnahmen nicht betroffen sind außerdem Funde des alten Kopf-Bahnhofes in Deutz, der etwa 1882 erbaut wurde. Unter anderem wurde bei den Arbeiten die Drehscheibe des Kopf-Bahnhofes ausgegraben. Ihr Fundament ist noch fast vollständig erhalten. Nach den derzeitigen Planungen liegt die Drehscheibe im Grünbereich am Rheinboulevard. Möglich sei es hier, die Drehscheibe mit Glas einzufassen, um sie so haltbar und sichtbar zu machen, erklärte Trier heute. Der Bau des Rheinboulevards werde durch die Funde nicht verzögert, erklärte heute Dr. Joachim Bauer, Leiter der Abteilung Stadtgrün und Forst im Grünflächenamt der Stadt Köln. Der erste Bauabschnitt solle eh erst im April 2011 beginnen. Dann werde mit dem Bau der Rheintreppe begonnen, die außerhalb des Gebietes läge.


Foto: Frei gelegte Mauern des mittelalterlichen Wehrturmes


Überraschender Fund: Ein Wehrturm aus dem Mittelalter
Neben den überraschend gut erhaltenen Funden des römischen Kastells, wurde außerdem ein bislang unbekannter mittelalterlicher Wehrturm auf dem Gelände entdeckt. Der Turm, von dessen Existenz bislang niemand wusste, wurde  vermutlich von dem Grafen von Berg, einem der einflussreichsten mittelalterlichen Adelsgeschlechter am Niederrhein, als Machtdemonstration gegenüber dem linksrheinischen Bürgertum errichtet. Seine fast vier Meter dicken Mauern sind zum Teil noch sehr gut erhalten. Nach derzeitigen Planungen würden diese Mauern etwa zehn Zentimeter aus dem Boulevard herausragen. Trier schlägt hier vor, die Steine abzuschmirgeln und direkt in den Boulevard einzubauen. So könnten Besucher auf der Oberfläche des Turmes spazieren. Dazu könnte eine Glasscheibe eingefügt werden, um die Tiefe des Turmes zu verdeutlichen. Nach derzeitigem Kenntnisstand reichen die Fundamente mindestens drei Meter in den Boden. „Nur so lässt sich die Mächtigkeit des Turmes wirkliche erfahren“, betonte Trier.

Wehrturm verzögert Bau des Hochwasserschutzes
Der Turm könnte nun jedoch die Arbeiten zum Hochwasserschutz verzögern. Denn die Hochwasserschutz-Mauer führt nach derzeitiger Planung mitten durch den Turm und würde seine Überreste also teilweise zerstören. „Wir wollen so wenig wie möglich von den Funden zerstören“, betonte Hillenbach. Daher wird derzeit geprüft, ob die Hochwasserschutz-Mauer um den Wehrturm herum gebaut werden kann. Das ist jedoch schwierig, da nur etwa sechs Meter vom Wehrturm entfernt, ein weiterer archäologischer Fund entdeckt wurde: die Drehscheibe des Kopf-Bahnhofes in Deutz. „Ob die Planungsänderung von der Bezirksregierung genehmigt wird, ist derzeit noch völlig unklar“, betonte heute Ulrich Hillenbach von den Stadtentwässerungsbetrieben (StEB). Andernfalls müsste die Hochwasserschutzmauer in einer Breite von 1,6 Metern durch die Mauerreste durchgeführt werden. In diesem Fall wäre es kaum möglich, die Umrisse des Turmes in den Rheinboulevard einzubinden.

Trier hofft nun darauf, dass die Planungen noch geändert werden können. Hillenbach erklärte jedoch, eine Umgehung des Wehrturmes sei nur empfehlenswert, wenn der Bau des Hochwasserschutzes nicht zu lang verzögert werden würde. „Wir müssen so schnell wie möglich den stationären Hochwasserschutz errichten“, betonte Hillenbach. Andernfalls wären 75.000 Kölner nicht ausreichend vor Hochwasser geschützt. Die Mauer müsste spätestens bis zum Herbst 2011, der nächsten Hochwasser-Periode, fertig sein. Die Bezirksregierung sei bereits darüber informiert, dass die Stadt Planungsänderungen prüfe, erklärte Hillenbach. Die Hochwasserschutz-Mauer kreuzt an einer Stelle auch die Mauern des römischen Kastells. Hier muss die Mauer in einer Breite von etwa 1,6 Metern durchbrochen werden. Das sei jedoch nicht weiter tragisch, betonte Trier.

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Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung