Der Dom ist eine ewige Baustelle
Heute waren in der Zeit von 11 bis 17:30 Uhr die unterschiedlichen Arbeitsstätten verschiedenster Berufszweige der Öffentlichkeit zugänglich. Die Mitarbeiter der Kölner Dombauhütte gaben bereitwillig umfassende Informationen zu ihrer Tätigkeit, die Hütte wurde so zu einem richtigen Berufsinformationszentrum, das anschaulich mit praktischen Beispielen und Vorführungen illustriert wurde. Auf den ersten Blick erscheint es zwar, als ob den gewaltigen gotischen Dom nichts erschüttern könnte. Bei näherem Hinsehen erkennt man aber, wie sehr Wind, Wetter und Verkehrsabgase dem Koloss zusetzen. Daher sind stets Restaurierungen an den teils sehr filigranen Bauelementen notwendig. Bereits im Mittelalter war der Bau des Kölner Domes nur möglich, da sich Menschen unterschiedlichster Berufe zusammenschlossen und an ihrer Kathedrale tatkräftig mitbauten. Dies gilt auch für die Zeit der Domvollendung im 19. Jahrhundert.


Foto: Juri B. in der Schmiede


Die Gestalter der märchenhaften Domfiguren: die Steinbildhauer
Wasserspeier, die aus Stein gehauen sind oder detailreich verzierte Turmspitzen, bröckeln immer wieder einmal. Die betroffenen Elemente werden dann abgenommen und von den Steinbildhauern der Dombauhütte nach historischen Vorlagen aufgearbeitet. Tanja Pinkale ist in der Bildhauerlehre der Hütte und führte anhand eines Sandsteinblocks, an dem sich auch die Besucher mit Hammer und Meißel versuchen durften, die Arbeit einer Steinmetzin vor. Nachwuchsprobleme hat die Kölner Dombauhütte keine, ihre Stellen sind sehr begehrt. Direkt nebenan zeigte der zukünftige Geselle Juri in der Schmiede am Beispiel eines Stahlwürfels die Arbeit eines Schmiedes. Nachdem er ihn im Feuer erhitzt hatte, formte er unter Krafteinsatz das glühende Stück Metall zu einem Kerzenständer um.


Foto: Steinmetzin Tanja Pinkale


In der Glaswerkstatt werden die historischen Fenster restauriert
Nur der Bereich des Domchores besitzt Fenster aus dem Mittelalter, einfach weil in dieser Zeit nur diese Fenster fertig gestellt wurden. Im 19. Jahrhundert, als der Dom fertig gestellt werden sollte, versuchte man, mit der Hilfe akademisch gebildeter Künstler den mittelalterlichen Malstils der mit Heiligendarstellungen reich bebilderten Fenster zu kopieren. Die Glasmalerei musste damals praktisch neu erfunden werden. Nur noch wenige Handwerker beherrschten die Kunst der Glasmalerei, die durch das Barock in Vergessenheit geraten war. Das barocke Zeitalter und die folgenden Baustile brauchten helle Räume für ihre Stuckverzierungen, damals waren also keine bunten Fenster gefragt. Die Restauratorinnen Ruth Weiler und Natascha Scheck erklärten den interessierten Besuchern die Details ihrer Tätigkeit. Die gefärbten Glasstücke, die als Ergänzung von beschädigten Fensterelementen gedacht sind, werden mit einer historischen Farbanmischung geschwärzt und mit Ornamente werden ganz traditionell mit Gänsefederkiel oder Holzstäbchen eingeritzt, das heißt valiert. Anschließend kommen die Gläser bei 640 ° Celsius eine Stunde in den Ofen, womit die Farbe fixiert wird.

Bei der Gelegenheit des Tags der offenen Tür gab es in der Dombauhütte auch die einmalige Gelegenheit,  seltene Domgraphiken aus dem 19. und 20. Jahrhundert zu erwerben.

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